In der Pfarrkirche St. Jakobus erklingt wieder eine Pfeifenorgel. Sie wurde mit einem Festgottesdienst unter Leitung von Dekan Simon Mayer und Domkapitular Albin Krämer eingeweiht. Dieses Jahrhundertereignis ist der letzte Baustein zur Vervollständigung der St. Jakobus Kirche nach ihrer Wiedereinweihung im Jahr 2000. Damit hat das übergangsweise genutzte Ahlborn-Elektronium (elektronische Orgel) ausgedient.
Die 1614 errichtete historische Kirche war nach dem 1965 fertiggestellten und letztlich wieder abgerissenen Kirchenneubau stillgelegt worden. Das Inventar wurde im Bistum Würzburg verwendet. Der einstige Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert befindet sich seit 1975 in der Pfarrkirche St. Mauritius in Estenfeld.
Die nun eingeweihte Orgel baute ursprünglich die in Fachkreisen bekannte Orgelwerkstatt Gustav Steinmann aus Vlotho für die Versöhnerkirche Bergneustadt (50 Kilometer östlich von Köln). Die dortige evangelische Gemeinde musste diese Kirche aufgeben und verkaufte sie 2020 an die koptische Gemeinde. Orgelspiel nutzen orthodoxe Christen nicht, das Instrument wurde zum Kauf angeboten. Am 22. August 2020 überzeugte sich eine Delegation aus Himmelstadt vor Ort von den Qualitäten.
Musikalisch wurde der Festgottesdienst vielfältig gestaltet. Die Himmelstadter Dorfmusikanten spielten von der Empore, im Kirchenschiff ließ Kantor Martin Karle, der auch der Himmelstadter Orgelbaumeister ist, ein historisches Cembalo erklingen. Die Orgel durfte erst spielen, nachdem Albin Krämer sie gesegnet hatte. Die über 200 Gottesdienstbesucher in der Kirche und davor lauschten fasziniert, als Dekanats-Kantorin Anke Willwohl zur Gabenbereitung die Klang-Farben der Königin der Instrumente von den mächtigen Basspfeifen bis hin zu den acht Zentimeter kurzen für die hohen Höhe ausschöpfte.
Insgesamt 1442 Pfeifen gehören zur Orgel, ursprünglich war sie mit 1628 Pfeifen noch größer. Sie musste an die kleinere Himmelstadter Kirche angepasst werden, was der Himmelstadter Orgelbaumeister Martin Karle in seiner Werkstatt in Stetten übernahm: Jede einzelne Pfeife musste nachgestimmt werden. Zu baulich bedingten und optischen Anpassungen am Gehäuse sowie der neuen Farbgebung von der Kirchenmalerin Ute Bager wurden Änderungen in der Disposition vorgenommen. Aus 18 sind 22 Register geworden, das Lade-Fagott hängt an der Empoernrückwand auf einer eigenen Windfläche, ganz neu ist ein Nachtigall-Register.
Der evangelische Pfarrer Dietrich Schüttler aus Bergneustadt ließ sich die Einweihung in Himmelstadt trotz drei Stunden Fahrt nicht entgehen. Er freute sich, die "alte Bekannte", jede Orgel habe eine Persönlichkeit, wieder zu sehen und ganz neu zu hören.
Wie weit der Weg dahin war, machte die Ansprache von Kirchenpfleger Uwe Menth deutlich: Im Juni 2021 fuhren sechs Helfer für eine Woche zum Abbau nach Bergneustadt. Danach wurde sie in der Orgelwerkstatt Karle überholt und die Kirche vorbereitet: Auf der Empore musste die Hälfte der Sitzbänke abgebaut werden, die Statik wurde geprüft, ehe die Orgel eingebaut werden konnte. Zwei Fenster erhielten einen UV-Schutz, die Kirchenwände wurden gereinigt.
Der Kaufpreis der Orgel von 25.000 Euro wurde vom Förderverein über Spenden und eine Unterstützung der Diözese finanziert. In den 24 Jahren spendeten laut Uwe Menth viele Bürger und Förderer kleine und große Beträge. Nach der Einweihung beim Fest mit Essen vor dem Pfarrheim gab es spontane Spenden. Das ist auch nötig, so muss noch die Kirchenmalerin bezahlt werden.
Das ehrenamtliche Engagement hinter der neuen Orgel ist enorm: Über ein Dutzend Stammhelfer arbeiteten unermüdlich mit.
Die 1442 Pfeifen und 22 Register sollen künftig nicht nur in Gottesdiensten erklingen, Orgelkonzerte sind geplant.