Steigende Kosten, Anpassungen der Planung und Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung wurden bei der Gemeinschaftsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Marktheidenfeld in der Aula der Spessartgrundschule des Bischbrunner Ortsteils Oberndorf deutlich. Der aktuelle Sachstand wurde für die Sanierung und den Neubau am VG-Gebäude an der Marktheidenfelder Petzoltstraße vorgestellt.
Birkenfelds Bürgermeister Achim Müller stellte fest, dass man in den zurückliegenden Monaten bei Abstimmungen mit den Planern und beteiligten Behörden sehr gefordert gewesen sei. Vor allem sagte er dem VG-Bauamtsleiter Florian Hörning für dessen großes Engagement in dieser Angelegenheit Dank.
Exemplarisch führte Müller einige Anpassungen der Planung für die Sanierung des einstigen Bezirksamts und den neuen Anbau in überwiegender Holzbauweise an. So werde man im Sinne der Nachhaltigkeit für die Toilettenspülung im Gebäude eine Brauchwasserzisterne installieren. Eine Lüftungsanlage im Neubau soll zugunsten manueller Belüftung mit Fenstern eingespart werden. Im Altbau werde aus baulichen Gründen eine Kühlung für die Büros vorgesehen, da dort beispielsweise ein effektiver Sonnenschutz nicht umsetzbar sei.
Elektroleitungen müssen ausgetauscht werden
Für den neuen Sitzungssaal in einer Glasbox im historischen Dachgeschoss habe man sich auf eine Fußbodenheizung, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und mit Kühlung der Raumluft verständigt. Große Belastungen bringe der Brandschutz im Gebäude mit sich. Nach Prüfung der Fachplaner müssten 90 Prozent der Elektroleitungen im Bestand ausgetauscht werden.
Es blieb Architekt Georg Redelbach aus Marktheidenfeld vorbehalten, die sich aktuell abzeichnende Kostensituation darzustellen. Zunächst zerschlagen habe sich die erhoffte Förderung des neuen Bürotrakts in nachhaltiger Holzbauweise. Diese wird durch eine Fassadenverkleidung mit Faserzementschindeln nach außen gar nicht in Erscheinung treten. Ein entsprechender Fördertopf des Freistaats Bayern sei bei Beantragung bereits erschöpft gewesen. Man müsse abwarten, ob nochmals Mittel nachgeschossen würden. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass man für den neuen Anbau eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen habe.
Geschätzte Kosten von 8,6 Millionen Euro
Allgemeine Kostensteigerungen, die Redelbach im Bauwesen für das vergangene Jahr mit rund 22 Prozent bezifferte, hätten dazu geführt, dass die Bausumme für die Gesamtmaßnahme vom Ausgangspunkt 6,2 Millionen Euro inzwischen schon auf 7,5 Millionen gestiegen sei. Ein abgestimmtes Energiekonzept, erhöhte Anforderungen des Brandschutzes und der Elektroinstallation (ca. 500.000 Euro) führten trotz reduzierter Haustechnik zu höheren Kosten. Alles in allem sei nun von einer Summe von rund 8,6 Millionen Euro auszugehen.
Die Frage, inwieweit diese Kostenschätzung Bestand haben werde, könne derzeit aufgrund der aktuellen Krisensituation aber niemand seriös beantworten. Darin waren sich alle Anwesenden einig. Die aufgeworfene Frage, ob es sinnvoll sein könne, mit dem Bau noch ein wenig abzuwarten, wurde vom Planer verneint. Bei den Baumaterialien zeichneten sich weitere Engpässe und Kostensteigerungen ab. Mit dem Baustoff Holz sei man dabei aber vergleichsweise gut bedient. Schwierig bleibe die Angebotslage bei Fachfirmen, auch wenn sich bei den Baufirmen durch bereits freie Kapazitäten auch preislich schon etwas zu bewegen scheine. Inwieweit sich solche Trends verfestigten, das bleibe letztlich der Blick in die Glaskugel, stellte Architekt Redelbach abschließend fest.
Heizung wird auf Pellets umgestellt
Der Gemeinschaftsvorsitzende Achim Müller fügte an, dass man bemüht sei, weitere öffentliche Förderungen für die Baumaßnahmen zu prüfen. Er hoffe darauf, dass die in Kürze bevorstehende Abstimmung mit dem Denkmalschutz für den Altbau nicht zu weiteren, beträchtlichen Kostensteigerungen führen möge. Bei drei Gegenstimmen beschloss die Gemeinschaftsversammlung der VG die bisherige Entwurfsplanung nach der Abstimmung mit dem Denkmalschutz dem Landratsamt Main-Spessart und der Stadt Marktheidenfeld zur Genehmigung vorzulegen. Die Umstellung der Heizanlage für das VG-Gebäude von Gas auf Holzpellets will man aufgrund der gegenwärtigen Situation auf dem Energiemarkt vorziehen, um damit bis zur Heizperiode 2023/24 bereits fertig zu sein.