Noch erntet Ingrid Karl in ihrem Naturgarten, der von "Bayern blüht" zertifiziert ist: Lauch, Palmkohl und Paprika sind darunter. Auch Marianne Scheu-Helgert, Bereichsleiterin Bayerische Gartenakademie in Veitshöchheim, sagt: "Die Gärten sind noch grün" und führt das auf den Klimawandel zurück.
Aufgrund der milden Temperaturen rät Scheu-Helgert, so viel wie möglich und so lange wie möglich draußen zu lassen. Gegen leichten Frost empfiehlt sie, alles was im Kübel ist, an die Südseite des Hauses zu stellen oder ins Gewächshaus. Alles andere könne mit Kulturschutznetzen und nachts mit leichten Gartenvliesen abgedeckt werden.
Gerade Wurzelgemüse wie Karotten oder Sellerie könne man nicht besser lagern als im Beet. Auch Kübelpflanzen profitierten, wenn sie möglichst spät ins Winterquartier umziehen müssten. Schutz bieten laut Scheu-Helgert Stroh- und Laubschichten. Nur besonders Empfindliches wie der Fallschirmstrauch sollten schon jetzt in einen hellen und kalten Raum gebracht werden.
Für Tomaten und Paprika empfiehlt sie das Auspflücken kleiner Früchte, die keine Chance mehr haben, reif zu werden. Die anderen könne man an einem sonnig-geschützten Platz draußen weiter reifen lassen. "Vom Aroma her lassen die Tomaten allerdings nach. Für Soße taugen sie aber immer noch", so die Fachfrau von der Gartenakademie. Eine andere Möglichkeit sei, die Tomaten an den Rispen in einen Schuppen zu hängen. Keine gute Idee sei, die Töpfe mit den Pflanzen ins geheizte Wohnzimmer zu bringen, weil der Temperaturunterschied dann zu groß sei.
Farbtupfer und Bienenfutter
Ingrid Karl profitiert in diesem Fall von ihrem Wintergarten, wo auch Limetten reifen. Sie hat noch einmal reichlich Paprika geerntet. In den Beeten steht unter anderem noch Lauch und Palmkohl. Den Palmkohl verwendet sie gerne für Ribollita, eine Suppe, die ihren Ursprung in der Toskana hat. Weitere Zutaten sind weiße Bohnen, Brot und diverse Gemüsesorten. Karl sorgt aber auch schon vor und steckt Winterzwiebeln, die im Frühjahr geerntet werden oder weiter wachsen können.
Jetzt ist auch noch Saison für das Stecken von Blumenzwiebeln. "Damit die Bienen gleich im Frühjahr etwas haben", sagt die Neuhüttenerin. Scheu-Helgert freut sich ebenfalls auf die Frühlingsblüher als Farbtupfer im Garten. Ihr Tipp: immer eine Gruppe von einer Sorte und Farbe stecken. "Das wirkt optisch stärker als die Mischungen." Zu den Frühblühern gehören auch Balkananemone und Winterlinge. Ein schöner Winterblüher und früher Futterlieferant für Bienen ist der gelb blühende Winterjasmin. Der Strauch kann über Mauern hängen oder an Spalieren wachsen.
Brombeeren schneiden
Hobbygärtnerin Karl schneidet jetzt die abgetragenen Ranken der Brombeeren an der Basis ab und bindet die diesjährigen Ruten quer an Stützen. Später kommen die Himbeeren dran und Richtung Frühjahr die Obstbäume. Sie bringt Laub zwischen die Pflanzen als Schutz vor Kälte. Von Stauden und Gräsern schneidet sie nur Umgeknicktes, Krankes und Gammeliges ab. Diesen Rat gibt auch Scheu-Helgert: Was stehen bleibt, ist Unterschlupf für allerlei Getier, gibt dem Garten Struktur und ist besonders bei Schnee und Frost eine Zierde.
Was für die Neuhüttenerin wie für die Gartenakademie-Mitarbeiterin nach wie vor Thema ist, ist Unkrautjäten. Scheu-Helgert appelliert, vor allem die Erdbeeren von der Konkurrenz um Licht und Platz im Boden zu befreien.
Ingrid Karl ist gespannt auf die nächste Saison: Dann erwartet sie die erste Ernte ihres grünen Spargels. Bis dahin wird sie Bilanz ziehen, was gut gewachsen ist, und Pläne schmieden für die nächste Runde. Außerdem verwertet sie Naturmaterial, um Gestecke und Kränze zu fertigen. "Auch aus Abfall kann man Schönes machen", sagt sie. Und sie freut sich darauf, in den Keller zu gehen, von ihren Vorräten zu holen und sie mit der Familie und Freunden zu genießen.
Rasen mähen nicht vergessen
Für die kalte Jahreszeit und gemütliche Runden kredenzt sie Quitten-Glühwein: je einen halben Liter Quittensaft und Weißwein mit winterlichen Gewürzen oder auch Vanille und Zitronen- und Orangenscheiben zum Erhitzen. Nach Belieben süßen. Darüber sollte man nicht vergessen, den Rasen – solange er wächst – zu mähen, sagt Scheu-Helgert. Und sofern es nicht beim Mähen mitverschwindet, das Laub vom Rasen abzurechen. "Rasen braucht Luft", sagt die Fachfrau.