Lange hatten Himmelstadt und seine Hobbygärtner auf die Gartenkulturtage hingefiebert. Eigentlich zum Jubiläum 1200 Jahre Himmelstadt geplant konnten sie nun endlich stattfinden. Es kamen Tausende Gäste, die Händler beim Gartenmarkt vorwiegend, aber nicht nur, aus Franken. Gastronomische Angebote und Musik machten die Veranstaltung rund.
Mit 10.000 bis 15.000 Zuschauern hatte das Organisationsteam rund um Ingrid Haimann bei gutem Wetter gerechnet. Besser hätte das Wetter am Samstag und Sonntag kaum sein können, eher fand es mancher am Sonntag wohl zu warm. Schon beim Auftakt "Musik und Wein" mit der Band "The Towers" und dem Himmelstadter Ottmar Joa hatte Himmelstadt Glück: Die dunkeln Gewitterwolken zogen am Freitagabend vorbei, fünf Kilometer weiter in Laudenbach gab es einen heftigen Schauer.
Gezählt hat die Besucher zwar niemand, aber vor allem am Sonntag wurden die Erwartungen wohl erfüllt. "Vom Brückenhäusle gesehen erinnert das gerade an eine Prozession", fasst Ingrid Heilmann zur Mittagsessenszeit den Besucherstrom zusammen, der sich vom rechten Mainufer aus zum eigentlichen Hauptbereich der Gartenkulturtage bewegte – dem Gartenmarkt an der Mainlände samt Schrebergärten und Naturschaugarten des Landkreises. Auf der rechten Mainseite liegt nicht nur der Bahnhof, hier gab es auch schon vier Gärten zu sehen, dazu kamen eine Tombola des Obst- und Gartenbauvereins mit Pflanzen und Samen sowie ein Hofflohmarkt.
Dass am Sonntag ungleich mehr Besucher kamen – ob mit der Bahn, dem Fahrrad (wofür eigene Parkplätze bereitstanden) oder dem Auto – überrascht nicht. Einige reisten sogar aus Kronach oder München an. Tote Hose war am Samstag dennoch nicht, im Gegenteil. So erinnerte sich die Mitorganisatorin Anja Soodt an die Dorfgartenschau im Jahr 2012. Der damalige Samstag sei deutlich gediegener verlaufen. Diesmal seien pünktlich zur Startzeit 10 Uhr die Ersten vor dem Haus gestanden, und der Besucherstrom riss kaum einmal ab. Andere Gartenbesitzer berichteten sogar von früheren Interessenten.
Obgleich es im Vergleich zur Dorfgartenschau mit damals über 40 Gärten deutlich weniger waren, kam wohl jeder auf seine Kosten. Denn die Gärten waren äußerst unterschiedlich. Da gab es den kleinen Hausgarten, liebevoll dekorierte Vorgärten, mit kunstvoll gemauerten Bruchsteinwänden eingefasste grüne Oasen zum draußen Sitzen und noch viel mehr. Unvergleichlich etwa der riesige Naturgarten der Familie Steinmetz in der unteren Ringstraße auf 2500 Quadratmetern mit Bachlauf, Staudenbeeten, edlen Rosen und einem großen Nutzgarten. Dort gab es nicht nur Brotzeit und Kuchen, sondern auch Live-Musik. Praktisch das komplette Gegenteil fand sich in der Fischergasse 10 mitten im Altort: Ein kleiner Hof, mit Topf- und Kübelpflanzen zur Oase gemacht und mit sechs Leuten quasi schon überfüllt.
Insgesamt 24 Plätze mit Gartenkultur listete der Plan auf, und die meisten Besucher waren bemüht, alles anzuschauen. Darunter fand sich auch die Ausstellung "Dorf Grün gestalten" des Amtes für ländliche Entwicklung, ein von den Kindergartenkindern mit ihren Lieblingsblumen gestalteter Künstlergarten sowie der "Büchergarten" der Gemeindebücherei St. Jakobus, wo es gebrauchte Gartenbücher gab. Zudem säumten als "kleine Topfgartenschau" ein Dutzend unterschiedlich bepflanzte große rote Töpfe die Straßen und Wege.
Eher flache Gärten gab es ebenso zu sehen wie liebevoll gestaltete Hanglagen, alte Bäume genauso wie einen modernen Freizeitgarten samt Salzwasserpool. Nutzgärten sind keineswegs tot, vielfach lockten rote Kirschen und Erdbeeren, reiften Tomaten oder wuchs etwas exotischeres Gemüse wie Paprika und Chilis. Natürlich hatten die meisten Gartenbesitzer auf den großen Tag hingearbeitet, auch wenn einige augenzwinkernd "unser Garten sieht immer so aus" sagten.
Fünf Gärten auf der linken Mainseite lagen etwas Abseits. Doch niemand musste weit laufen, es gab das "Dorfbähnle" mit zwei Zügen. Darin sah man fröhliche Gesichter. Vor zehn Jahren waren übrigens Pferdekutschen unterwegs.
Eine wichtige Neuerung war der zentrale Gartenmarkt mit 40 Händlern an der Mainlände. Sie dürften insbesondere am Sonntag zufrieden gewesen sein, man sah viele Menschen, die Pflanzen und kleine Dekoartikel mit sich herum trugen. Auch mancher Sonnenhut wurde wohl vor Ort gekauft.
Die Gartenkulturtag gehen zurück auf eine Initiative des ehemaligen Bürgermeisters Gundram Gehrsitz. Er hatte die Idee, zur 1200-Jahrfeier einen Gartenmarkt zu machen. Das griff das Organisationsteam auf, allerdings musste die Veranstaltung wegen Corona zweimal verschoben werden.