Er hat Schlagzeug studiert, fungiert aber als Akkordeonist, wobei er auch die Rolle des Bassisten übernimmt. Preisfrage: Zu welcher Band gehört er? Richtig, es ist Gankino Circus. Für den Akkordeonisten Maximilian Eder war das Konzert vor dem begeisterten Publikum im ausverkauften Karlstadter Rathaussaal ein Heimspiel. Der aus Büchold stammende Musiker lebt seit einigen Jahren hier und dürfte etwa der Hälfte des Publikums auch bekannt sein.
Daher verwunderte es zunächst, dass die Band in ihrem Programm "Irrsinn und Idyll" ihn als Bewohner von Dietenhofen in Westmittelfranken vorstellte und nicht wenigstens in diesem Punkt in Karlstadt von ihrem Drehbuch abwich. Dort sei er im Hauptberuf Landwirt. In der zweiten Halbzeit wurde klar, weshalb die Geschichte vom Milchviehhalter nicht so einfach aufzugeben ist. Sie diente zur Moderation von Eders finnischen Liedern. "Die singt er seinen Kühen jeden Abend vor, und man sieht, wie die Euter dabei anschwellen", schilderte Bandleader Ralf Wieland. Und: "Was den Kühen gut bekommt, passt sicher auch fürs Karlstadter Publikum."
Die Vorlieben der einzelnen Musiker
Das mit den finnischen Liedern ist das Paradebeispiel dafür, wie die Combo den Vorlieben der einzelnen Musiker Raum gibt und es dennoch schafft, diese Vorlieben irgendwie in den Kontext um die verschrobenen Geschichten aus dem Dörfchen Dietenhofen einzubinden. Max Eder ist Finnlandfan. Die Lieder dieses Landes singt er mit voller, warmer Stimme. Einen reizvollen Kontrast dazu boten der helle Klang des Glockenspiels und das Ostinato der Bassklarinette.
Wie lässt sich eigentlich schlüssig begründen, weshalb eine mittelfränkische Combo sich der Musik Finnlands oder des Balkans widmet? Bandleader und Gitarrist Ralf Wieland beschreibt es so: "Es gibt wunderbare Volksmusik auf der Welt, und es gibt fränkische Volksmusik." Was er so nicht ausspricht, was aber anders verpackt rüberkommt: "Eigentlich schlägt unser Herz unumstößlich für die fränkische Heimat. Doch ist da auch die Sehnsucht nach mehr Pep, wie sie beispielsweise die bulgarische Musik bietet." So stecken die Vier gleich am Anfang ein fränkisches Thema in den Musikmixer und möbeln es im 11/8-Takt auf. "Im fränkischen Original waren die Musiker immer eingeschlafen", erklären sie.
Den Rhythmus im Blut
Das kann bei Gankino Circus keinesfalls passieren. Diese Musik lebt vom Rhythmus. Das haben die Vier gemeinsam drauf. Schon seit dem ersten Erfolg beim Würzburger Stramu – damals noch zu dritt – ist es auch ein besonderes Erlebnis, Johannes Sens beim Trommeln zuzusehen. Früher geschah das ausschließlich auf dem Cajon, jetzt nur noch gelegentlich. Inzwischen bearbeitet er mit seinen Besen fast ausschließlich ein überschaubares Schlagzeug – mit höllischem Tempo und Ganzkörpereinsatz. Köstlich die Nummer, in der er im Alleingang das Publikum für sich begeistert, während Ralf Wieland das als "einfache Unterhaltung" anprangert und einen Streit vom Zaun bricht. Die Show gipfelt darin, dass sich der Drummer während des Spiels bis aus die Unterhose auszieht, um sich das Trikot des FC Dietenhofen überzustreifen – wieder eine Liebeserklärung an das Heimatdorf.
Wenn dann seine Basedrum präzise mit dem Bass des Akkordeons korreliert, ist das schon die halbe Miete. Dieser über ein Mikrofon abgenommene Bass ist derart bullig, dass die Band auf einen eigenen Basser getrost verzichten kann.
Show deutlich verbessert
Im Laufe des Abends bekommt jeder Musiker seine eigene kleine Show. Simon Schorndammer, "der stets gut gekleidete Arztsohn", brilliert mit souveränem Spiel auf Klarinetten und Saxofon. Bei einer Rock'n'Roll-Nummer darf er als Sänger über sich hinauswachsen. Wie baut man die nun wieder ins beschauliche Dietenhofen ein? Es seien die GIs der amerikanischen Besatzungsmacht gewesen, die in der Dorfschänke verkehrten und diese Musik nach Westmittelfranken brachten. Das Publikum amüsierte sich köstlich und ließ sich zum Aufstehen und Mitmachen animieren.
"Irrsinn und Idyll" ist das erste und am längsten gespielte Programm von Gankino Circus. Es hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und erheblich verbessert. Ralf Wieland hatte phasenweise seine Ausführungen zu Dietenhofen so langatmig und im Alleingang dargeboten, dass es schwierig war, sich diese mehrmals anzuhören. Inzwischen ist seine Moderation knackig, nicht mehr auf fränkisch-doof gemacht und es findet ein wohltuendes Wechselspiel mit den anderen Musikern statt. So lassen sich die Geschichten wieder genießen. Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen.
Kenner wissen natürlich, dass beides falsch ist!
Es regiert dort einzig und allein der "TV Dietenhofen"