Knapp 30 Jahre nach der Schließung des Gambacher Bahnhofs fordern Gambacher die Einrichtung eines Bahn-Haltepunkts. Ende 1990 hatten rund 800 Personen für den Erhalt des Bahnhofs unterschrieben. Wie viele werden sich jetzt eintragen?
Drei Frauen und drei Männer haben den Aufruf initiiert, den sie mit dem Hinweis auf die fortschreitende Erderwärmung beginnen. Es gelte alles zu tun, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. "Einen wichtigen Beitrag dazu wird die Verlagerung der Verkehrsströme weg von der Straße und hin zum Schienenverkehr leisten." Die Bus- und Bahnverbindungen seien auszubauen.
Milliardenschweres Klimapaket
Die Initiatoren sehen einen guten Zeitpunkt für ihren Antrag gekommen. Denn der Bund will die Bahn in den kommenden zehn Jahren mit rund 86 Milliarden Euro unterstützen. 20 Milliarden sollen in das Klimapaket fließen.
Sie verweisen auf die berufstätigen Gambacher, die zum größten Teil Pendler und "aufgrund unzureichender Busverbindungen leider auf das Auto angewiesen sind". Viele könnten mit dem Zug zur Arbeit fahren. Auch ließen sich Einkäufe in Karlstadt, Würzburg oder anderswo mit der Bahn erledigen. Azubis, Schülerinnen und Schüler könnten mit dem 365-Euro-Ticket fahren, um auch die städtischen Angebote wie Schwimmbad, Bücherei und andere zu nutzen. Manche Vorzeichen haben sich also gegenüber 1990 geändert.
Schließlich führen die Gambacher den touristischen Nutzen ins Feld. Vom Haltepunkt aus könnte man direkt den geologischen Pfad und das Naturschutzgebiet Kalbenstein erreichen. "Der Ortsteil Gambach würde enorm von der leichten Erreichbarkeit profitieren."
Die Kombination mit der Unterführung
Und dann zünden die Initiatoren eine Rakete. Seit der Schließung des Gambacher Bahnhofs wurde häufiger und intensiver als ein Haltepunkt eine direkte Verbindung zum Maintalradweg und zum Main gefordert. Bis der Bahnhof geschlossen wurde, war dies über eine dortige Schranke möglich. Fünf Kilometer sind es mit dem Rad von der Ortsmitte bis zum Punkt dieser ehemaligen Schranke. Vorher war es über die Kreisstraße lediglich rund ein Kilometer.
Würde es am südlichen Gleis in Fahrtrichtung Karlstadt-Würzburg einen Bahnsteig geben, so müsste eine Unterführung dorthin gebaut werden. "Nebeneffekt" des Haltepunktes wäre also der wieder direkte Zugang zum Radweg und Main.
Bis zum 1. März wollen die Gambach Unterschriften für die Errichtung einer Bahnhaltestelle sammeln. Die Flugblätter dafür haben sie in die Briefkästen gesteckt – "so viele, wie dort Personen wohnen", berichtet die Zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath über die Aktion. Bei ihr und bei den anderen Initiatoren Joachim Gehrig, Karola Wingenfeld, Kerstin Amersbach, Björn Schmitt oder Jutta Brückner können die unterschriebenen Zettel eingeworfen werden.
So war das 1990/91
Ende 1990 hatten die Gambacher genau 805 Unterschriften zum Erhalt ihres Bahnhofs gesammelt. Schon damals war auch der Umweltschutz ins Feld geführt worden. "Es werden wieder mehr Bahnbenutzer gezwungen sein, ins Auto zu steigen", prophezeiten die damaligen Initiatoren. Und schon damals wurde am Rande die Unterführung angesprochen.
Auch wurde bei der damaligen Aktion daran erinnert, dass die Bahn beim Bau der ICE-Strecke Würzburg-Hannover der Stadt Karlstadt versprochen habe, den Nahverkehr zu erhalten, wenn die Stadt ihre Zustimmung zum Bau der Strecke gibt. Unter anderem hatten damals auch der SPD-Bundesvorsitzende Jochen Vogel und der Wehrbeauftragte des Bundestags, der Karlstadter Alfred Biehle, für die Gambacher unterschrieben.
Der Beginn des Stundentakts
Der Vertreter der Bundesbahndirektion indes verwies damals auf die zu geringe Zahl von Fahrgästen aus Gambach. "Gambach hat bereits selbst entschieden." Täglich 80 Ein- und Ausstiege bedeute, dass nur 40 Personen aus Gambach den Zug nutzen. Wenn nur die Hälfte der 800 Unterzeichner mit der Bahn fahren würde, könne der Bahnhof erhalten bleiben, hatte der Bahnvertreter damals argumentiert. Einen Nachteil sah er in der Entfernung vom Dorf zum Bahnhof. Und er sagte, mit Bussen zum Karlstader Bahnhof hätten die Gambacher sogar bessere Verbindungen als zuvor. Damals nämlich wurde gerade der Stundentakt im Bahnverkehr zwischen Würzburg und Gemünden eingeführt.
Welcher Gambacher will dort aussteigen und dann (am besten mit Einkäufen bepackt) 1,5 bis 2 Kilometer den Berg hochlaufen?
Wer z.B. nach Würzburg pendeln will, fährt mit dem Auto nach Karlstadt und steigt dort in den Zug; dort hält auch der Regionalexpreß.
Es hat schon seinen Grund, daß der ehemalige Bahnhof abgerissen wurde.
(und die Frage von @Ha-Sch1 dürfte hiermit auch beantwortet sein.)
Die Situation hat sich auch nach 20 Jahren nicht geändert, außer das jetzt jeder meint das an jeden Hasenstall ein Zug halten soll obwohl wenige Kilometer weiter schon der nächste Halt ist. Das der Haltepunkt damals abgerissen wurde hat schon seine Berechtigung.