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LANGENPROZELTEN
FW gegen Fremdenfeindlichkeit
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:09 Uhr

Vielleicht wird Politik zwischen Heringssalat und Pellkartoffeln leichter verdaulich. Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Freien Wähler zu ihrem Aschermittwochsfischessen im Hotel-Gasthof Zum Letzten Hieb mit rund 100 Gästen erneut einen Besucherrekord verzeichneten. Watschn für den politischen Gegner unterblieben wie üblich in Langenprozelten. Stattdessen erfuhren Mitglieder, Freunde und Gäste, wofür ihre Funktionäre stehen.

Die Landes- und Kreispolitik teilten sich dabei Landrat Thomas Schiebel, Landtagsabgeordneter Günther Felbinger, Bezirkstagsvizepräsident Armin Grein und stellvertretender FW-Landesvorsitzender Simson Hipp (Schollbrunn). Mehrere Bekenntnisse gab es unter Beifall gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Gemündener Ortsvorsitzende Hiltrud Zadra sagte zur Eröffnung des Abends: „Es kommen nicht Asylanten, Facharbeiter oder Wanderarbeiter, sondern Menschen, und sie haben ein Recht als Menschen behandelt zu werden.“

Landrat Schiebel sagte, wichtig sei ihm, auf die Relation hinzuweisen: 350 bis 360 Asylbewerber beherberge der Landkreis zurzeit bei insgesamt 125 000 Einwohnern. Im Moment reichen die Quartiere aus; für den sogenannten Notfallplan Bayern stehe die Erwin-Ammann-Halle in Karlstadt zur Verfügung. Sodann betonte Schiebel: „Wenn die vor der Haustür stehen, werden die menschenwürdig behandelt.“

Zum einstimmig beschlossenen Kreishaushalt 2015 wies der Landrat auf die größten Ausgabeposten hin: die Umlage an den Bezirk, die Krankenhäuser und die (weiterführenden) Schulen. Die Schulen hochzuhalten, darüber bestehe Konsens im Kreistag – die anstehenden Investitionen und Sanierungskosten sind enorm: in Lohr 40 Millionen Euro, in Karlstadt 33 Millionen Euro, in Marktheidenfeld 50 Millionen Euro und Gemünden 28 Millionen Euro, es sei denn, das Friedrich-List-Gymnasium ziehe ins Mädchenbildungswerk um. Die Entscheidung darüber fälle der Kreistag dieses Jahr. Unstrittig sei mittlerweile der Erhalt des FLG als staatliches Gymnasium in Gemünden.

Einig sind sich die Freien Wähler in der Ablehnung einer Suedlink-Trasse durch Main-Spessart. Während Günther Felbinger mittlerweile Suedlink generell für verzichtbar hält, glaubt Thomas Schiebel an die Verwirklichung.

„Vier Millionen Euro Defizit sind einfach zu hoch!“
Landrat Thomas Schiebel über die drei Kreiskrankenhäuser

Zur Finanzierung von Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung reichen die Fallpauschalen nicht, erinnerte der Landrat. Ob mit den 2012 beschlossenen Kooperationen die drei Kreiskrankenhäuser zu halten sind, könne jetzt noch nicht abschließend beurteilt werden. Noch könne sich der finanzstarke Landkreis die drei Standorte leisten, aber: „Vier Millionen Euro Defizit sind einfach zu hoch!“

Im Gegensatz zu den Kreiskrankenhäusern führen die Krankenhäuser des Bezirks Unterfranken „ein gutes Eigenleben“, berichtete Armin Grein. Die Zahl seelisch belasteter Kinder steige kontinuierlich. Sie würden schlechterdings zusammen mit Erwachsenen betreut, so Grein. Deswegen setze er sich für den Aufbau je einer Kinderpsychiatrie an den Bezirkskrankenhäusern Lohr und Werneck ein.

Unter nebulösen Abkürzungen wie Ceta, TTIP und Tisa laufen Geheimverhandlungen der Regierungen Kanadas und der USA mit der Europäischen Kommission über den Abbau von Handelshemmnissen und den Handel mit Dienstleistungen. Eindringlich warnte das FW-Landesvorstandsmitglied Simson Hipp: vor mit Chlor desinfizierten Hühnchen, vor genmanipulierten Lebensmitteln, vor der Abschaffung des Handwerksmeisters – „das geht so weit, das können wir uns gar nicht vorstellen!“. Auf Nachfrage eines Zuhörers bekräftigte Günther Felbinger, die Freien Wähler seien gegen die Privatisierung von Trinkwasser, Bildung und anderem mehr: „Wenn das kommt, sind wir verkauft!“

Die schlechte Vorbereitung des Mindestlohngesetzes kritisierte Felbinger als ein „völliges Debakel“ wegen des Aufwandes. Zur Anstellung eines Praktikanten müsse ein 16-seitiger Antrag ausgefüllt werden, und sogar die Sportvereine bekämen Probleme wegen ihrer Übungsleiter.

 
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