
Stromleitungen vor der Haustüre will kaum jemand haben. Das ist im Karlstadter Stadtteil Gambach nicht anders. Dennoch müssen sich die Menschen dort darauf einstellen, dass künftig weitere Stromleitungen in Ortsnähe errichtet werden. Vor diesem Hintergrund fand am Freitagabend in der alten Schule eine Infoveranstaltung statt, zu der knapp 60 Menschen gekommen waren. Referent war der Karlstadter CSU-Stadtrat und unterfränkische Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Eugen Köhler.
Die in Gambach lebende SPD-Stadträtin und zweite Karlstadter Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath sagte eingangs, das Thema bewege die Gambacher sehr. Doch "nur schimpfen" nütze nichts. Es gehe darum, sich auf einer sachlichen Ebene zu überlegen, wo man den Verlauf der Stromtrassen eventuell noch umbiegen könne.
Mehrere Sromtrassen bei Gambach geplant
Aktuell gibt es in Gambach die 380-Kilovolt-Leitung zwischen Aschaffenburg und Bergrheinfeld, zwei kleinere Stromleitungen sowie ein Umspannwerk. Laut Köhler sei nach derzeitigen Planungen eine weitere oberirdische Leitung mit 380 Kilovolt (Fulda-Main-Leitung, auch P43 genannt) vorgesehen. Hinzu sollen mit NordWestLink (DC41) und SuedWestLink (DC42/DC42 plus) drei unterirdische Gleichstromleitungen sowie ein weiteres Umspannwerk kommen.
Köhler referierte sachlich und man merkte schnell, dass er sich tief in die Materie eingearbeitet hatte. Insbesondere was die Freileitung P43 betrifft, hatte er einen Alternativvorschlag. Diese Leitung sollte seiner Ansicht nach im Gambacher Bereich parallel zur bestehenden 380-Kilo-Leitung errichtet werden. Dadurch wäre sie etwas weiter von der Bebauung entfernt. Diese Anregung, die noch im Rahmen der Beteiligung eingebracht werden kann, fand große Zustimmung bei den Anwesenden.
Flächen mit unterirdischen Gleichstromleitungen können landwirtschaftlich genutzt werden
Mit Blick auf die drei Gleichstromleitungen, die unterirdisch verlegt werden sollen, sagte Köhler, dass die betroffenen Flächen danach wieder landwirtschaftlich genutzt werden könnten. Ein weiteres Thema, auf das Köhler einging, waren Entschädigungsmöglichkeiten für Eigentümer und Bewirtschafter betroffenen Flächen.
Gerhard Winheim, Vorsitzender des CSU-Stadtverbandes Karlstadt, dankte Köhler für dessen Informationen. Nun wisse man, welche Leitungen über der Erde und welche darunter verlegt werden sollen. Eine gewisse Unzufriedenheit beim einen oder anderen blieb dennoch. So befürchtete ein Mann, dass mit dem zweiten Umspannwerk noch mehr Leitungen kommen könnten. Eine Frau beklagte, dass die Natur unter solchen Projekten leide. Kritisiert wurde auch, dass Gambach von Stromleitungen eingekreist werde und keine neuen Baugebiete mehr möglich seien.