
Seit Wochen wird im Schlossgarten der Familie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg in Kreuzwertheim (Lkr. Main-Spessart) schon gewerkelt. Ein Kran etwa hat alle Teile des großen Festzeltes auf das zwei Hektar große Grundstück geladen, denn einige Querrohre und Dachverstärkungen passten nicht durch das Schlosstor. Über 300 Gäste aus den Adelshäusern Deutschlands und Europas werden dort am 24. Juni zur Traumhochzeit erwartet. Die älteste Tochter des Fürstenhauses, Sophie Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (28), heiratet an diesem Tag Constantin Graf Fugger von Babenhausen (30).
Bis dahin gibt es noch viel zu tun. „Unser Garten muss sich in eine gemütliche Lounge mit viel Blumenschmuck verwandeln“, sagt die Mutter der Braut, Elisabeth Fürstin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Eine Hochzeit in dieser Dimension vorzubereiten, sei aufwendig, aber auch aufregend. „Schon nach der Verlobung im Mai letzten Jahres haben wir sämtliche Hotels in Wertheim und Umgebung reserviert“, sagt die Schlossherrin.
Erwartet werden Adelige aus der ganzen Welt.
Eine Hochzeitsplanerin und zwei Sekretärinnen unterstützen sie bei den Vorbereitungen. Zur Trauung in der Stiftskirche von Wertheim werden etwa 500 Gäste erwartet. „Natürlich sind auch die Wertheimer willkommen, denn wir leben hier und wir mögen die Menschen hier in Kreuzwertheim und Wertheim“, sagt Elisabeth Fürstin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Die Hochzeit beginnt am Freitag mit einem Polterabend auf der Wertheimer Burg. „Als Kleiderordnung habe ich mir Tracht gewünscht“, sagt die Braut, „denn im Dirndl sieht jede Frau gut aus.“

So viele Adelige aus der ganzen Welt hat die kleine Gemeinde am Rand des Spessarts bisher noch nicht gesehen: Es kommen Gäste aus Amerika, Chile, England, Frankreich, Belgien, Australien und Hongkong. „Wir sind total international.“ Die Familie Fugger, in die Sophie nun einheiratet, gehört zu den fünf größten Adelshäusern in Deutschland. „Mein zukünftiger Mann hat allein 40 Cousins und Cousinen“, sagt Sophie Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. „Es sind unglaublich große Familienverbände“, erklärt sie weiter.
Der Brautschleier ist über 150 Jahre alt.
Die Gästeliste ist auch aus Sicherheitsgründen ein streng gehütetes Geheimnis. Das junge Paar durfte selbst 100 Gäste einladen, die Schwiegerfamilie 100 und die Löwensteins ebenfalls 100. Neben der Familie Fugger kommen Vertreter der wichtigsten ehemaligen Königshäuser Bayerns, also des Hauses Wittelsbach, Bayern, Württemberg, Oldenburg und Sachsen-Coburg. Auch der unterfränkische Adel ist geladen, allen voran die Familie Castell-Castell. „Es wird auch ein Oscarpreisträger unter den Gästen sein“, verrät Elisabeth zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Klar, dass damit Florian Henckel von Donnersmarck gemeint ist. „Sein Großvater ist nach dem Krieg auf der Vertreibung aus Ostpreußen hier in Kreuzwertheim gelandet.“
Dass ihre Tochter in die angesehene Familie Fugger einheiratet, freut die Hausherrin. „Wir sprechen die gleiche Sprache und haben dieselbe Art von Humor“, sagt die Mutter – das sei so wichtig. Laut dem „Handelsblatt“ sind die Fugger bis heute Synonym für Geld und Einfluss und zählen zu den wichtigsten Adelshäusern in Deutschland. Zum Hochadel zählen Familien, die vor 1400 adelig waren und so behaupten können, es schon immer gewesen zu sein. Wer später geadelt wurde, erhielt den Adelsbrief und kann die bürgerliche Herkunft nicht leugnen.
Am Hochzeitstag selbst kommen in aller Frühe die Friseure aus Wertheim und die Schneiderin aus München ins Schloss. Das Brautkleid wurde extra angefertigt, der Brautschleier aus Brüsseler Spitze stammt aus dem Familienbesitz und ist über 150 Jahre alt. „Den Schleier haben ich und alle anderen Löwenstein-Mädels zu ihrer Hochzeit getragen“, erklärt die Brautmutter. Als Hochzeitslimousine dient ein Oldtimer, der das Brautpaar abholt und in die Stiftskirche fährt. Alle anderen Gäste dürfen auf dem Parkplatz am Main parken und mit einer Fähre nach Wertheim fahren. „Das ist eine logistische Herausforderung.“
„Wir machen die ganze Nacht Rambazamba.“
Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg ist wie ihre Schwester und ihr Bruder in Kreuzwertheim aufgewachsen und auch zur Grundschule gegangen. Ab der fünften Klasse hat sie ein privates Internatsgymnasium in der Nähe von Kassel besucht. „Wir haben allen unseren Kindern eine gute Ausbildung geboten, was das wichtigste Startkapital im Leben ist“, erklärt die Mutter. Später hat Sophie Business Management in Österreich und England studiert und dann in Hongkong gearbeitet. Ihr zukünftiger Mann ist ebenfalls im Management tätig und bei der Firma Hipp für den Einkauf der Rohstoffe zuständig.
Das Paar, das derzeit in München lebt, freut sich sehr auf die Hochzeit. Zwei Caterer, einer aus Würzburg und einer aus Wertheim, werden für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. „Mir war es wichtig, dass alles von regionalen Zulieferern kommt“, erklärt Elisabeth zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Aber: „Es gibt nichts mit Pilzen und Erbsen, das hat sich die Braut gewünscht.“ Mehr wird über das Drei-Gänge-Menü nicht verraten. Dazu reicht sie regionale Rot- und Weißweine.
Langweilig wird diese Adelshochzeit auf keinen Fall: „Wir machen die ganze Nacht Rambazamba“, freut sich die Brautmutter. Nach dem Festmahl, das 20 Köche in einem eigenen Zelt frisch zubereiten, wird traditionell mit Champagner auf das Brautpaar angestoßen. Auf diesen Moment freuen sich die Gastgeber: „Dann sind wir nur noch Gäste, wie alle anderen und das werden wir in vollen Zügen genießen.“