
Ingo Schneider hat die schönste Aufgabe bekommen, den der Freistaat Bayern zu vergeben hat, die eines Schulleiters. Das sagte Walter Fronzcek, langjähriger Schulleiter des Friedrich-List-Gymnasiums in Gemünden und nun Schulleiter in Karlstadt, an seinen Nachfolger gewandt. Der wurde am Montag offiziell ins Amt eingeführt. Die Verantwortung für das Gymnasiums trägt Schneider seit Schuljahresbeginn.
Monika Zeyer-Müller, die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken gratulierte Schneider zu einer reizvollen, aber auch verantwortungsvollen Aufgabe. Die Ernennung durch den Staat ist ein formaler, sehr trockener Akt, eine Mitteilung von ein paar Zeilen. Als Schulleiter stehe er vor der Herausforderung, an der Schule eine Balance der Interessen herbeizuführen, im Idealfall sogar einen Konsens. Dabei stehe er in einem Netz von Verantwortlichkeiten, muss dem Ministerium ebenso gerecht werden wie Lehrern, Eltern und Schülern. Er soll für das Gymnasium die Visionen entwickeln "Wo wollen wir hin?", und sich Gedanken machen "Wie nehmen wir alle mit?".

Geboren 1972 in Hilden in Nordrhein-Westfalen, zwischen Düsseldorf und Leverkusen, kam Ingo Schneider schon als Kind in den Landkreis Main-Spessart, wo er 1991 in Marktheidenfeld das Abitur ablegte. Nach zwei Jahren Zivildienst studierte er in Würzburg Mathematik und katholische Theologie für das Lehramt an Gymnasien. Er beendete das Studium 1999 und absolvierte in den beiden folgenden Jahren in Nürnberg und Bad Königshofen sein Referendariat.
Zusatzqualifikationen in Informatik und Schach
Seine erste Stelle als Lehrer trat er am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden an. "Nun schließt sich für mich ein Kreis", konnte Schneider daher bei seiner offiziellen Amtseinführung als Schulleiter sagen. Er erwarb zusätzlich die Lehrqualifikation im Fach Informatik und ein Schulschachpatent. In den Jahren 2007 bis 2009 war er erster Absolvent des Direktionsassistenz-Programm, das sein Vorgänger als Schulleiter, Walter Fronczek, zusammen mit der Ministerialbeauftragten ins Leben gerufen hatte.
So vorbereitet ging er 2010 als Mitarbeiter im Direktorat ans Frobenius-Gymnasium in Hammelburg, wo er weitere Fortbildungen absolvierte. 2016 wurde er zum stellvertretenden Schulleiter des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums in Lohr ernannt. Und als dort der Schulleiter nach einem halben Jahr an ein anderes Gymnasium wechselte, musste Schneider die Schule ein halbes Jahr allein leiten.
Brückenbauer in der Drreiflüssestadt
Einige Weggefährten seines Berufslebens – Kollegen oder ehemalige Chefs – sprach Schneider in seiner Ansprach direkt an. Er dankte Sekretariat, Hausmeister, Lehrerkollegium, Schülern und Eltern für die Unterstützung, die er in seiner neuen Aufgabe erfährt. Als Schulleiter des Friedrich-List-Gymnasiums will Schneider – passend zur Dreiflüssestadt Gemünden – Brückenbauer sein. Brücken etwa zur benachbarten Realschule, zu den Grundschulen, von denen die Schüler ans Gymnasium wechseln oder zur Öffentlichkeit, mit einer Vortragsreihe unter dem Motto "Wissen für alle".
Das Friedrich-List-Gymnasium sei das Gymnasium, das ihm besonders am Herzen liege, versicherte Landrat Thomas Schiebel dem neuen Schulleiter, habe er doch selbst dessen Anfänge miterlebt. Die 40 Millionen Euro, die sich der Kreis die schon begonnene Generalsanierung des Gebäudes kosten lässt, nannte er gut investiert.
Weil die Entscheidung über diese Sanierung sehr lange diskutiert wurde und sich an der Schule deswegen noch nicht so viel geändert habe, dürfte sich Schneider bei seiner Rückkehr ans Friedrich-List-Gymnasium noch gut zurechtgefunden haben, sagte Bürgermeister Jürgen Lippert mit feinem Spott. Er sicherte dem neuen Schulleiter die Unterstützung der Stadt zu. Glückwünsche kamen auch vom SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, der Vorsitzender des Schulvereins ist, sowie von Jürgen Ditterich für den Elternbeirat und Jürgen Enders für den Personalrat.
Ein Neuer im gemütlichen Chefsessel
Es war ein Schock, als die Schüler Ende des vergangenen Schuljahres hörten, dass "Familienoberhaupt" Walter Fronczek das Friedrich-List-Gymnasium verlässt, sagten Schülersprecher Antonia Egert und Jan-Knes Wiersma. "Das allerschlimmste aber: Er hatte schon 'ne Neue, generalsaniert." Wie soll's ohne den Schulleiter weitergehen, fragten sich die Schüler. "Wir übernehmen", den Gedanken hätten sie schnell verworfen, da klar gewesen sei, dass sich sicher jemand Neues auf dem gemütlich aussehenden Chefsessel niederlassen werde.
Mit Ingo Schneider als neues Familienoberhaupt habe man das große Los gezogen, so Egert und Wiersma. Er wisse, was es braucht, den mittlerweile staubenden Betonkasten des Friedrich-List-Gymnasiums am Laufen zu halten. Die Schülerband und ein Schülerchor umrahmten die Amtseinführung Schneiders.