Mit einem Koffer voller warmer Kleidung und ohne Deutschkenntnisse machte sich der mittlerweile 24-jährige Marcus da Silva vor etwas mehr als einem Jahr von Óbidos im Norden Brasiliens, nahe dem Amazonas, auf den Weg nach Deutschland. Sein Ziel: Das Bistum Würzburg.
Der katholische Priesteranwärter nutzte die Chance und erweiterte seine Ausbildung um ein Jahr im Ausland. Nach drei Monaten in Nordrhein-Westfalen, wo er Deutsch lernte, reiste er nach Würzburg weiter. Ein ganzes Jahr verbrachte er dort im Priesterseminar. An freien Wochenenden verschlug es ihn aber immer wieder nach Zellingen, der Partnergemeinde von Óbidos, in die Pfarreiengemeinschaft der Frankenapostel, wo er viele Kontakte knüpfte und ehrenamtlich in der Kirchengemeinde mitarbeitete.
Partnerschaft intensiviert
Er betreute unter anderem die Firmlinge und die Kommunionskinder. Auch mit den Ministranten hatte er viel Kontakt. Die regelmäßigen Besuche von Marcus da Silva in Zellingen hatten noch einen weiteren Vorteil. Sie boten die Chance, die Partnerschaft zwischen Zellingen und der Gemeinde Óbidos in Brasilien zu intensivieren. Schon vorher herrschte regelmäßiger Bilder- und Briefaustausch zwischen den Gemeinden.
So wurde beim Festgottesdienst, in dessen Rahmen Marcus da Silva verabschiedet wurde, auch eine Grußbotschaft in Videoform für die brasilianische Partnergemeinde aufgenommen. Schon zwei Tage später machte sich Marcus da Silva dann wieder auf den Heimweg.
Nach einem Jahr in Deutschland wird er in Brasilien nun seine Priesterausbildung fortsetzen. Noch stehen vier Jahre Theologiestudium auf dem Programm, während er gleichzeitig das Priesterseminar absolvieren muss. Auf Nachfrage erklärt er, dass ihn besonders die Arbeit mit Menschen reize.
Seelsorger und Begleiter
Er wisse einfach, dass er als Seelsorger und Begleiter den Menschen helfen könne. Dabei möchte er vor allem aber auch ein Stück Glauben, wie er in Deutschland gelebt wird, mit in seine Gemeinde tragen. Er erzählt: „Ich war überrascht und begeistert, wie viele Laien sich in Deutschland in den Kirchengemeinden engagieren. Besonders in Zellingen sind die Gläubigen sehr aktiv.“
Dies sei in Brasilien nicht die Regel. Ihm sei aber auch aufgefallen, dass in Deutschland der Glaube wesentlich kritischer betrachtet wird. „Ihr Deutsche braucht für al-les eine Erklärung“, scherzt er. Er erklärt sich das damit, dass in Brasilien die Bildungschancen niedriger sind und so viele Menschen einfach auf die Worte der Priester vertrauen. „Letztlich ist es aber egal, wie der Glaube gelebt wird. Hauptsache man fühlt sich Gott nahe“, sagt Marcus da Silva.