Mit Sonnenblumen und anderen Pflanzen steht die vom Landesbund für Vogelschutz neue angelegte Blühwiese derzeit in voller Pracht. Um das Projekt vorstellen zu können, war der Streuobsttag dieses Jahr zweigeteilt. Während die Streuobstwiese mit 120 Bäumen inzwischen dem Landesbund gehört, wurde die 2,4 Hektar große landwirtschaftliche Fläche direkt daneben für das Blühwiesenprojekt für zwölf Jahren von Gerhard Führer gepachtet.
Ziel sie es, Vielfalt zu erreichen, erklärte Hartwig Brönner, Kreisgruppenvorsitzender des LBV, bei der Vorstellung. Eine echte (magere) Wiese aus der 2020 noch intensiv genutzten landwirtschaftlichen Fläche zu machen, würde zu lange dauern. Deshalb wurden zwei Bereiche mit Blühmischungen eingesät, was wegen Lieferproblemen erst im Juni möglich war. Außen herum und dazwischen soll sich eine normale Wiese entwickeln.
Sommerzauber für Insekten
Für die Fläche direkt am Flurweg wurde die Gartenmischung "Sommerzauber" verwendet, für die Blühfläche ein Stück weiter in Richtung Main eine "Insektenmischung" des LBV. Derzeit dominieren auf beiden Flächen die Sonnenblumen, doch das wird im kommenden Jahr schon anders aussehen. Doch schon jetzt ziehen die Blüten Wild- und Honigbienen an sowie diverse Schmetterlinge. Die Wiesen zwischen den Blühflächen soll im Frühjahr auch Vögel zum Brüten anlocken.
Stromtarif für die Natur
In Auftrag des LBV gepflegt wird die Wiese vom Himmelstadter Landwirt Wolfgang Hemmelmann, der sie auch angelegt hat. Unterstützt wurde das Projekt von der Energieversorgung im Rahmen des Stromtarifs "Mein Regio-Strom-Natur" sowie der Familie Winter aus Lohr.
Dabei musste der erste Schnitt in einer Kompostanlage entsorgt werden. Wegen harter Stängel eignete er sich nicht als Grünfutter oder für Heu. Zudem war auch für Weidetiere gefährlicher Ampfer unter den Pflanzen, dessen Samen erst bei Temperaturen von über 65 Grad Celsius zerstört werden, was in Biogasanlagen in der Regel nicht möglich ist.
Baumplanzung vor 35 Jahren
Gerhard Führer freute es, dass er die Ackerfläche aus Familienbesitz einer besonderen Nutzung zuführen konnte. Er ist ausgebildeter Biologe und Botaniker. Zusammen mit Gleichgesinnten pflanzte er auf der benachbarten Streuobstwiese vor 35 Jahren die ersten Bäume. Damals waren Artenvielfalt und Bienensterben noch kein Thema. Heute stehen auf der Wiese, die vor 20 Jahren vom LBV gekauft wurde, woran sich Baumpaten und der Vogelschutzverein Karlstadt beteiligten, Apfel- und Birnbäume, Quitten und Zwetschgen.
Blüh- und Streuobstwiese sind zusammen über fünf Hektar groß und auch vom Aussichtspunkt "Tefrior F" in den Karlstadter Weinbergen auf der anderen Mainseite aus zu sehen.
Apfelsorten bestimmen
Beim Streuobsttag direkt nach der Vorstellung des Blühflächenprojektes erklärten Thomas und Heike Kleinfeller aus Ansbach, die die Wiese auch pflegen, an den drei Apfelsorten "Rheinischer Winterrambur", Gewürzluiken und Bohnapfel exemplarisch, wie sich Sorten bestimmen lassen. Wichtige Merkmale sind neben der äußeren Erscheinung das Innere nach dem Durchschneiden mit Fruchtfleisch, Kerngehäuse und Kernen.
Außerdem gab es Hinweise zum Baumwuchs, fachgerechten Obstbaumschnitt, zur Baum- und Heckenpflege sowie zur Beweidung. Die Hecke an der Streuobstwiese pflegt Jürgen Staub.