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Arnstein
Für Beet, Bett, Herz und Verstand: Buchtipps von Main-Spessartern
Mancher hat gerade mehr Zeit als gewöhnlich. Wir haben deshalb einige Belesene aus dem Landkreis nach ihren Empfehlungen für die ruhigen Tage zwischen den Jahren gefragt.
Kreisbäuerin Maria Hoßmann greift gerne zum Sachbuch und empfiehlt ein Nachschlagewerk über den Gemüsegarten. 
Foto: Florian Hoßmann | Kreisbäuerin Maria Hoßmann greift gerne zum Sachbuch und empfiehlt ein Nachschlagewerk über den Gemüsegarten. 
Bearbeitet von Joachim Spies
 |  aktualisiert: 06.01.2021 02:14 Uhr

Für Kreisbäuerin Maria Hoßmann aus Eußenheim ist das Buch "Der große und der kleine Gemüsegarten" aus dem Verlag Paul Parey ein nützliches Nachschlagewerk. Das Buch hat sie sich vor Jahren mal für einen Hauswirtschaftskurs gekauft. Sie schreibt darüber: 

"Von meiner Schwiegermutter habe ich unseren großen Garten übernommen. Das Buch ist für mich eine wertvolle und praxisbezogene Hilfestellung zu allen meinen Fragen, die den Garten betreffen, egal ob es den Gemüse- oder Kräuteranbau, die Ansaat, die Beetgröße, die Fruchtfolge, das Frühbeet oder das Hochbeet betrifft. Ganz wichtig für mich sind die Tipps, wie man Gemüse nach der Ernte im Herbst am besten lagert. Ich möchte es nicht missen. Bei der Bewirtschaftung meines Gartens geht es mir um die Selbstversorgung mit Gemüse und dass mir dieses wertvolle Wissen nicht verloren geht."

Wenn die Liebe Romane schreibt

Peter Roos lebt als Freier Schriftsteller in Zimmern und hat "den ultimativen Lese-Vorschlag zum fürstlichen Fest". Roos schreibt mit einem Augenzwinkern:

"Am liebsten lese ich Liebesromane. Denn sie gehen meist allerliebst zu Ende. Die Prinzessinnen bekommen schließlich zum Schluß auf Seite 63 immer ihren Prinzen, auch wenn der unehelich ist oder nicht ganz standesgemäß oder gar ein bürgerlicher Mayerl – dann halt eben nur ein Würstl-Fürstl. Die Hauptsache: Aristo-Glück! Jeden Montag kaufe ich am Lotto-Toto-Kiosk für zwei Euro einen, für 3,60 Euro zwei, für 5,55 Euro fünf Stücker Groschenhefte aus den Serien "Liebe in Adelskreisen" oder besser "Fürstenkinder" oder am besten "Fürstenherz". 

Es sind die immergleichen Gschichtn vom Joachim von Erlenbach, von Caroline zu Schulteperg und Martin van Hoggerslaan. Immer sind diese Menschen gutgewachsen, haben Gut und Geld oder Alles verspielt, Vater tot, Mutter tränt, die Männer riechen appetitlich nach feinem Rasierwasser, reiten, rasen in rassigen Rennwägen und begehren die sinnlichen Frauen, deren Rundungen an den richtigen Stellen zu finden sind von sehnsüchtigen plus gepflegten Freiherrl-Fingerchen. Falls nicht ein böses Komtesserl intrigiert, die bitterböse Erbtante dazwischen fährt, von den bitterbitterbösen Schwiegermüttern ganz zu schweigen. Ich brauche allabendlich 60 Minuten für die rund 60 Seiten und schlafe dann happybeendet und beglücktseeligst ein."

Er mag Liebesromane, sie zuverlässige Trostspender von Krahl und Seneca: Schriftsteller Peter Roos und die Romanistin Prof. Friederike Hassauer (hier auf einem Archivbild), die in Zimmern wohnen.
Foto: Herbert Kriener | Er mag Liebesromane, sie zuverlässige Trostspender von Krahl und Seneca: Schriftsteller Peter Roos und die Romanistin Prof. Friederike Hassauer (hier auf einem Archivbild), die in Zimmern wohnen.

Seelig Kochen: Hassauers Büchertipp zum Feste

Friederike Hassauer ist Literatur-Professorin an der Universität Wien und lebt in Zimmern. Sie schreibt:

"Immer wieder lese ich mein Schlampenkochbuch von Gisela Krahl aus dem Verlag mit dem viel versprechenden Namen "Wunderlich". Und ich lese immer wieder meinen zweisprachigen Seneca: "De tranquillitate animi / Über die Ausgeglichenheit der Seele" aus Reclams gelber Universal-Bibliothek. Beide Bücher völlig zerlesen! Warum lese ich sie immer wieder? Jedes spendet auf seine Weise zuverlässig Trost, in welchem Zustand auch immer ich es zur Hand nehme – müde, hungrig, traurig, enttäuscht.

Seneca schenkt mir unerschütterlich illusionsfreie Zuversicht. Seine 75 Seiten sind ein menschenfreundliches Brevier gegen die "Seekrankheit der Seele", den Überdruss am Leben und das Missfallen an sich selbst – also ungemein realistisch. Mit Seneca in der Handtasche navigiere ich zwischen ungezügelten Hoffnungen und übertriebener Furcht, Kurs auf ruhige Gesetztheit der Seele und Gleichmut.

Einsamkeit empfiehlt Seneca im Wechsel mit freundschaftlicher Geselligkeit, Wein und Tanz – da gehe ich, das "Schlampenkochbuch" in der anderen Hand, mit ihm d'accord. Nur, dem Gebot der "frugalitas", dem Schlichtheits-Zwang für Speise und Trank, mag ich mich nicht beugen. Mein herzhaft undogmatischer und unkomplizierter Küchen-Kompass für Faultiere und Süßschnäbel sieht das genau so. Er bietet kleine Blendwerke für zwei Liebende und fromme Salate für eine einsame Person, er bietet Fettnäpfchen für das Sündenhäppchen, und wenn die Krahl und ich mit Profi-Tricks und Laien-Löffel die große Nudel-Arie anstimmen – garantiert würde Seneca mitsingen."

Hoffmann hofft mit Gruber/Hock: Erlöse uns von den Blöden

Der Retzbacher Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann empfiehlt "Und erlöse uns von den Blöden – Vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten" von Monika Gruber und Andreas Hock (Piper-Verlag). Hoffmann schreibt:

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann.
Foto: Büro Hoffmann | Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann.

"Das Buch passt perfekt in eine Zeit, in der Wutbürger aus Nah und Fern mit vorformulierten Massenmails die Posteingänge der Politiker überfluten und in der ein sachlicher Austausch mit Fakten und Argumenten immer öfter kaum noch möglich ist, weil die Meinungsmissionare nichts außer der hundertprozentigen Bestätigung ihrer vorgefertigten Meinung akzeptieren. Kabarettistin Monika Gruber und Bestsellerautor Andreas Hock begegnen diesen Leuten, die nur noch der eigenen Echo-Kammer in den sozialen Netzwerken trauen, mit viel schwarzem Humor und Selbstironie. Und sie kommen zu dem zutreffenden Ergebnis, dass diese Wut letztlich resultiert aus der Ignoranz und Unvernunft einiger weniger, aber lautstarker Egoisten. Wer gerne Dieter Nuhrs Sendung im Ersten guckt, in der Monika Gruber öfters auftritt, der wird auch an diesem Buch viel Freude haben."

Hier kann man alles um einen herum vergessen

Ganz begeistert ist Cäcilia Lambl, die zum Team der Arnsteiner Bibliothek zählt, vom Roman der Augsburger Puppenkiste "Herzfaden" von Thomas Hettche. Sie schreibt darüber:

Cäcilia Lambl.
Foto: Euichinger-Fuchs | Cäcilia Lambl.

"Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden. "Herzfaden" ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im Zweiten Weltkrieg, als Walter Oehmichen in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. Sie erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht.

Ich habe diese Buch gelesen, weil mich die Augsburger Puppenkiste schon als Kind fasziniert hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist unbedingt empfehlenswert. Die Geschichte war so mitreißend, dass ich alles um mich herum vergessen habe. Ein wahres Lesevergnügen."

 
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