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Esselbach
Fünf "Superfoods" aus Main-Spessart: Was Kartoffel, Kohl und Co. können
Immer wieder liegen neue Lebensmittel im Trend, meist aus dem Ausland. Dabei steckt viel in heimischen Produkten – aber in welchen? Der Bauernverband kann mit Infos helfen.
Silke Behl aus Esselbach hat eine Broschüre zu Inhaltsstoffen und Heilwirkungen landwirtschaftlicher Produkte aus Main-Spessart zusammengestellt.
Foto: Tabea Goppelt | Silke Behl aus Esselbach hat eine Broschüre zu Inhaltsstoffen und Heilwirkungen landwirtschaftlicher Produkte aus Main-Spessart zusammengestellt.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:48 Uhr

Den Begriff "Superfood" mag Silke Behl aus Esselbach eigentlich nicht. Denn oft würden Verbraucherinnen und Verbraucher damit exotische Produkte aus dem Ausland verbinden. Dabei bieten die landwirtschaftlichen Produkte der Region genügend Inhaltsstoffe, sagt die gelernte Zierpflanzengärtnerin. Sie ist Mitglied der Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Main-Spessart und arbeitet seit drei Jahren an einem Gartenprojekt auf dem elterlichen Betrieb in Esselbach. Zusammen mit Kreisbäuerin Maria Hoßmann gibt sie Einblick in ihren Garten und in die Verwendung heimischer Produkte, die zurzeit erntereif sind. 

1. Kohl als Mineralstofflieferant

Dieses Jahr hat Behl verschiedene Kohlsorten angebaut. In ihrem Garten probiert sie immer wieder Neues aus und dokumentiert die Prozesse. 
Foto: Tabea Goppelt | Dieses Jahr hat Behl verschiedene Kohlsorten angebaut. In ihrem Garten probiert sie immer wieder Neues aus und dokumentiert die Prozesse. 

"Die ganzen Kohlarten sind wahnsinnig reich an Inhaltsstoffen – eigentlich alles, was man sich vorstellen kann." Der Eisengehalt von Kohl sei vergleichbar mit dem von Fleisch. Außerdem enthalte er viele Ballaststoffe und sei wichtig für die Verdauung. In der Region sind verschiedene Kohlarten vertreten, erklärt Behl. Grünkohl zum Beispiel, der ursprünglich aus Norddeutschland komme. "Wirsing ist eigentlich unser heimisches Gemüse. Das ist im Prinzip genauso reichhaltig. Das kann man auch gut auf den Bauernmärkten finden", sagt Behl.

Einen Tipp für den Einsatz von Kohl hat sie auch noch: "Mit den Kohlblättern kann man Auflagen machen", sagt Behl. Mit dem Nudelholz übt sie Druck auf die Blätter aus, sodass der Saft anfängt herauszufließen. Dann legt sie das Blatt auf Wunden oder krankes Gewebe. 

2. Bunte Kartoffeln

Das Bunte liebt sie besonders: Nicht nur die Schale, sondern auch die Kartoffeln selbst leuchten bei Behl in Lila und in Rosa. 
Foto: Tabea Goppelt | Das Bunte liebt sie besonders: Nicht nur die Schale, sondern auch die Kartoffeln selbst leuchten bei Behl in Lila und in Rosa. 

"Die Kartoffel ist kalorienarm, nährstoff-, ballaststoff- und stärkereich. Sie hat hochwertiges pflanzliches Eiweiß. In der Schale stecken B-Vitamine, Spurenelemente, Folsäure und Zink", sagt Behl. Sie selbst testet verschiedene Sorten in ihrem Garten. In diesem Jahr hat sie sogar lila- und rosafarbene Kartoffeln geerntet. Lila Pommes funktionieren, das habe Behl erst kürzlich mit ihrer Nichte ausprobiert. Behl will zeigen, dass es im Hinblick auf den Klimawandel nicht unbedingt die importierte Süßkartoffel sein muss: "Ich wollte damit ausdrücken, dass es so eine Vielfalt auch bei uns gibt", sagt sie. Gäbe es mehr Nachfrage, würden Landwirte das auch mehr anbauen, erklärt Behl. 

"Aus der Kartoffel, bei uns Grumbern genannt, machen wir zum Beispiel Grumbernwickel", sagt die Esselbacherin. In der Erkältungszeit macht sie Pellkartoffeln, zerdrückt diese und legt sie in ein Tuch. Dann kommt das Ganze als Art Wärmflasche auf die Brust. "Das ist schleimlösend und hustenstillend. Man muss da aber aufpassen, dass es nicht zu heiß ist, dass man sich keine Brandverletzungen zulegt", sagt Behl. Solche medizinischen Anwendungen ersetzen natürlich nicht die ärztliche Behandlung. 

3. Äpfel gegen Volkskrankheiten

Diesmal nicht aus Behls Garten, aber auch aus Main-Spessart: Äpfel aus einem Hausgarten in Lohr.
Foto: Roland Pleier | Diesmal nicht aus Behls Garten, aber auch aus Main-Spessart: Äpfel aus einem Hausgarten in Lohr.

"Der Apfel hemmt Entzündungen, hilft bei Verdauungsproblemen, bei Übergewicht, gegen Nervosität. Er ist für die ersten Erkältungssymptome richtig gut. Und er ist wahnsinnig reich an Vitaminen und Mineralstoffen", erklärt Behl. Schon mit A wie Apfel könne man daher einiges gegen unsere Zivilisationskrankheiten tun. Tipps für die Lagerung hat sie auch gleich: Apfelbrei für den Winter oder Apfelchips: "Dann hat man etwas Süßes zum Knabbern."

4. Die Zwiebel als "Allrounder"

Von ihren Zwiebeln versucht Behl Saatgut zu ziehen. 
Foto: Tabea Goppelt | Von ihren Zwiebeln versucht Behl Saatgut zu ziehen. 

Zum 75-jährigen Jubiläums des BBV im vergangenen Jahr wollte Behl etwas über alte Hausmittel machen. "Da habe ich mich ein bisschen damit beschäftigt und es kam heraus, dass die Zwiebel das Allroundmittel schlechthin ist. Für die ganzen Erkältungskrankheiten, ob Halsweh, Husten, verschnupfte Nase, Ohrenschmerzen, zum Entgiften – die Zwiebel ist ein Alleskönner", sagt Behl.

75 regional angebaute Lebensmittel hat sie zusammengetragen und deren Inhaltsstoffe und Heilwirkungen in einer Broschüre aufgelistet. In normalen Jahren organisiert der Bauernverband Kochkurse und Vorträge, leistet so Bildungsarbeit im Bereich Ernährung. An den Kursen darf jeder teilnehmen: "Das hat nichts mit Mitgliedschaft oder Landwirtschaft zu tun. Das ist offen für alle, so wie die Volkshochschule", sagt Kreisbäuerin Maria Hoßmann. Durch Corona war das nicht möglich, erklärt sie. Die Broschüre lasse sich aber gegen die Gebühr der Druckkosten beim BBV abholen. 

5. Neues Projekt: Öle aus Main-Spessart

Sonnenblumenfelder waren in diesem Jahr an verschiedenen Stellen des Landkreises zu sehen. Hier ein Bild aus Laudenbach.
Foto: Jürgen Kamm | Sonnenblumenfelder waren in diesem Jahr an verschiedenen Stellen des Landkreises zu sehen. Hier ein Bild aus Laudenbach.

"Zurzeit legen wir den Fokus auf einheimische Öle", sagt Hoßmann. In Main-Spessart gebe es Raps und Sonnenblumen, manche Landwirte würden auch schon Lein anbauen. "Das fasziniert mich, dass Bauern so neue Sachen ausprobieren", sagt die Kreisbäuerin. Auf der Mainfranken Messe werde der Bauernverband eine Ölverkostung anbieten. "Das Leinöl ist das wertvollste, das wir haben, weil es sehr viele wertvolle Fettsäuren hat", sagt Behl. Andere Öle würden sich beispielsweise besser zum Braten und Erhitzen eignen.

Am besten von allem etwas

Alles in allem müsse man laut Behl gar nicht so sehr darauf achten, welche konkreten Inhaltsstoffe wo drin stecken. "Im Endeffekt ist es einfach: Genügend Gemüse aus der Region in den Speiseplan aufnehmen und dann hat man genug. Heutzutage werden viele Fertigprodukte gekauft und da ist die Frage, was drinnen ist", sagt Behl.

"Im Prinzip braucht man kein eingeflogenes Gemüse. Mit dem, was bei uns in der Region wächst, hat man so eine große Auswahl, dass man sich absolut gesund ernähren kann", sagt sie. Beispielsweise gebe es auch im Winter Endiviensalat und Feldsalat. "Man hat die Möglichkeit, das ganze Jahr über tolle Sachen zu essen."

 
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