
Jedes Jahr machen sich etwa 200 Millionen deutsche Brutvögel auf den Weg nach Südeuropa oder Afrika. Zu unseren heimischen Zugvögeln gesellt sich auch eine noch größere Anzahl an Überwinterern und Durchzüglern aus Nordeuropa. „Insgesamt sind so geschätzt eine halbe Milliarde Vögel in und über Deutschland auf dem Zug zu beobachten“, sagt die Biologin Anne Schneider vom Landesbund für Vogelschutz (LBV).
Am 3. Oktober lud die LBV-Kreisgruppe Main-Spessart erstmalig Interessenten auf dem Zollberg, im Sinntal zwischen Langenprozelten und Schaippach ein, um den Vogelzug selbst live zu erleben, schreibt die Kreisgruppe in einer Pressemitteilung. Ab 9 Uhr wurde fünf Stunden lang ununterbrochen in den Himmel geschaut. Insgesamt 38 Arten wurden von den Experten des LBV identifiziert. Davon befanden sich mindestens 28 Arten auf ihre Reise in den Süden.
Am häufigsten zu sehen waren Truppen von Buchfinken. Sie flogen meistens in Gruppen von fünf bis 30 Vögeln, und insgesamt zählte man über 800 Individuen. Der erste Bergfink des Winters war auch dabei. Unter den vielen anderen Beobachtungen wurden Kormoran, Heide- und Feldlerche, Kernbeißer, Fichtenkreuzschnabel, Wiesenpieper und eine Gruppe von rund 50 Ringeltauben gezählt. Um die Mittagszeit erschienen kleine Gruppen Rauchschwalben, einmal sogar in Begleitung von zwei Mehlschwalben.
Die ornithologischen Höhepunkte waren eine Kornweihe, ein Baumfalke und Gruppen mit acht beziehungsweise bzw. 14 Rotmilanen. Am Ende der Beobachtung hat man eine Zahl von insgesamt über 1400 ziehenden Vögel notiert. Die über 20 Besucher der Veranstaltung waren von der Vielfalt der vorbeifliegenden Arten überrascht und von dem faszinierenden Schauspiel begeistert. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, kommentiert Kreisgruppen-Vorsitzender Hartwig Brönner in der Pressemitteilung. „Wir werden sicherlich im nächsten Jahr wieder dazu einladen“.