In der Ende März 2021 endgültig geschlossenen Lohrer Jugendherberge werden weiterhin Flüchtlinge wohnen. Bis Ende August war das Gebäude eine Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge. Am Mittwoch hat das Rote Kreuz Main-Spessart, das als Krisenmanager das Personal gestellt und die Einrichtung verwaltet hatte, die Schlüssel an das Landratsamt Main-Spessart zurückgegeben. Sobald alle technischen Voraussetzungen geschaffen sind, kann mit einer sukzessiven Belegung der neuen Gemeinschaftsunterkunft – voraussichtlich bereits ab Mitte September – begonnen werden, informiert die Regierung von Unterfranken auf Nachfrage dieser Redaktion.
Die Regierung habe sich mit dem Vermieter verständigt, dass bereits ab diesem Monat die ehemalige Jugendherberge als Gemeinschaftsunterkunft angemietet wird. Nach der Erstunterbringung in Anker-Einrichtungen (Anker steht für Ankunft, Entscheidung und Rückführung) dienen Gemeinschaftsunterkünfte der Anschlussunterbringung von Asylbewerbern. Noch fehlen die formellen Unterschriften unter dem Mietvertrag, doch das werde in Kürze nachgeholt.
Fünfjahresvertrag
Der Vertrag soll für die nächsten fünf Jahre gelten, bestätigte Pressesprecher Johannes Hardenacke von der Regierung von Unterfranken die Aussage von Geschäftsführer Sebastian Bahner von der Baugenossenschaft Lohr a. Main e.G. Diese hatte das rund 2000 Quadratmeter große Areal im Frühjahr 2022 vom DJH-Landesverband Bayern erworben.
Da in der Jugendherberge mit einst 96 Schlafplätzen schon einmal Flüchtlinge untergekommen waren, hatte die Baugenossenschaft sie nach dem Erwerb im Frühling im Hinblick auf den Ukraine-Krieg und die von dort fliehenden Menschen dem Landratsamt aktiv angeboten. Es mietete sie bis Ende August als Notunterkunft für Geflüchtete an. Zu Spitzenzeiten waren dort 86 Personen, überwiegend Frauen mit Kindern, aber auch Studenten zum Teil aus Drittländern, untergebracht – zuletzt waren es noch 23 Personen. Sie sind mittlerweile größtenteils in festen Wohnungen untergebracht, berichtet Thomas Schlott, Geschäftsführer beim Roten Kreuz Main-Spessart.
Die neue Gemeinschaftsunterkunft mit einer Kapazität von 50 Personen werde den bestehenden Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis Main-Spessart in Marktheidenfeld, Gemünden und Lohr organisatorisch und verwaltungsmäßig zugeordnet, so Hardenacke. Über die konkrete künftige Belegung seien derzeit noch keine Auskünfte möglich. Generell stehe die Einrichtung für Asylbewerber zur Verfügung, und zwar für Familien genauso wie für Einzelpersonen.
Mittelfristig möchte die Baugenossenschaft die Wohnbebauung mit Mehrfamilienhäusern weiterentwickeln, so Bahner. Die Genossenschaft hat bereits zwei Nachbargrundstücke mit Mehrfamilienhäusern aus den 70er-Jahren und damit in dem Bereich ein 5000 m² großes Areal, das demnächst überplant werden soll. Ob die in die Jahre gekommenen Häuser modernisiert, rück- und dann neugebaut werden, stehe noch nicht fest. Der energetische und der technische Standard sei nicht mehr aktuell.
Insgesamt ist die Baugenossenschaft für knapp 400 Wohnungen in 65 Häusern in Lohr zuständig. Der Bedarf nach Wohnraum sei groß in der Spessartstadt, die Warteliste von Mietinteressenten lang, so Bahner.
Rotes Kreuz bleibt gerne tätig
Das Rote Kreuz Main-Spessart hatte die Notunterkunft mit 7,2 Mitarbeiterkapazitäten verwaltet, so Schlott. Das Personal kümmerte sich um die Einbuchung, Verpflegung, half bei der Ausfüllung von Unterlagen, bei Übersetzungen und war auch zuständig für die Notunterkunft in der Lohrer Spessarttorhalle. Es ist auch weiterhin für die bestehende Notunterkunft in Marktheidenfeld verantwortlich. "Es sind richtige Freundschaften entstanden mit den Unterzubringenden und es hat Spaß gemacht", so Schlott. Die ukrainischen Flüchtlinge hätten auch gern mitgearbeitet. Das Rote Kreuz werde bei Bedarf gerne weiterhin tätig sein.
Auch der Lohrer Helferkreis Migration, der beim Caritasverband Main-Spessart angedockt ist, hat mit seinen ehrenamtlichen Helfern in der Notunterkunft geholfen. Der Caritasverband werde selbstverständlich auch in der Gemeinschaftsunterkunft unterstützend tätig sein, kündigt Geschäftsführer Florian Schüßler an.