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HOMBURG
Früher spielte ein Papst das Cembalo
Ein Papst und sein Cembalo: Michael Günther mit einem Portrait von Clemens IX. und dem Ridolfi-Instrument.
Foto: Martin Harth | Ein Papst und sein Cembalo: Michael Günther mit einem Portrait von Clemens IX. und dem Ridolfi-Instrument.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 15.09.2017 03:21 Uhr

„Macht und Pracht“ lautete am Sonntag der Titel des Tags des offenen Denkmals. Der Homburger Pianist und Musikforscher Michael Günther setzte das Motto am Abend, nachdem er zuvor drei gut besuchte Führungen durch seine Sammlung historischer Tasteninstrumente angeboten hatte, auf seine Weise bei einem Konzert im Gebsattel-Schloss um.

Im Mittelpunkt stand ein restauriertes Cembalo, das der bedeutende Klavierbauer Giacomo Ridolfi um 1665 in Rom hergestellt haben soll. Das Instrument befand sich im Besitz von Giacomo Rospigliosi, dem Spross einer einflussreichen Familie aus der toskanischen Stadt Pistoia. Der Theologe und Jurist machte in Rom Karriere, stieg bis zum Kardinal auf und amtierte nach seiner Wahl 1667 zwei Jahre als Papst Clemens IX.

Giacomo Ridolfi galt als gütig und kunstsinnig. Als Librettist trug er zur Entwicklung des Singspiels zur italienischen Opera buffa bei. Nach seinem Tod kam das römische Cembalo in den Besitz seiner Familie in Pistoia, von wo sich dessen Weg lückenlos bis in die Homburger Privatsammlung verfolgen lässt.

Im ausverkauften Wappensaal spielte Michael Günther zunächst Werke italienischer Meister der Barockzeit. Bernardo Pasquini (1637–1710) zählte zu den Lieblingskomponisten des Papstes Clemens IX. Fließend heiter erklang seine „Partita sopra la a Aria della Folia da Espagna“, ein typisches Satzmodell der „übermütigen“ Barockzeit.

Als Leitstern am frühbarocken Musikhimmel führte Günther den Meister Girolamo Frescobaldi (1583–1643) ein. Seine getragene „Toccata in a-Moll“ belegte die Abkehr von der Strenge hin zu einem an der Rhetorik orientierten spirituellen Empfinden, das der Improvisation größeren Spielraum einräumte. Auch von Frescobaldi wurde eine Folia-Variation ins Programm aufgenommen, die ihre Ausgelassenheit aus sich steigernden Rhythmen und dem Wechsel der Dur-Tonarten gewann.

Mit der „Toccata in d“ wandte sich Günther am Cembalo den fortschrittlichen Kompositionen des Frescobaldi-Zeitgenossen Michelangelo Rossi (1601–1656) zu. Sein Schaffen wirkte auf seine Zeitgenossen sicher sehr experimentell, verlässt er doch in diesem träumerisch wirkenden Stück mit chromatischen Elementen die bis dahin vertraute Harmonik. Dies wirkte auch im Homburger Stucksaal auf Zuhörer unserer Tage sehr überraschend.

Schließlich sollten noch zwei Werke des weit gereisten, in Stuttgart geborenen Komponisten Johann Jakob Froberger (1616–1667) aufgeführt werden. Er studierte in Rom bei Frescobaldi und seine „Fantasia II in e“ zeigte die Hinwendung zu kontrapunktischen Kompositionstechniken, die auch Johann Sebastian Bach beeinflussten. Lebhaftigkeit kennzeichnete dagegen das Ende des Cembalo-Abends mit Frobergers „Toccata III in G“.

 
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