Luisa Werthmann aus Ruppertshütten hat dieses Jahr schon einmal Weihnachten gefeiert. Und es kommen noch einige Bescherungen dazu. Die 35-Jährige ist Scheidungskind, hat selbst eine Familie und mehrere Geschwister. "Klar ist es nicht toll, wenn sich die Eltern trennen", sagt sie rückblickend, "aber für uns ist es bestmöglich gelaufen."
Werthmann war noch im Grundschulalter, als sich ihre Eltern trennten. Sie und ihr gut zwei Jahre älterer Bruder hätten immer frei entscheiden dürfen, bei wem sie sein wollten. "Mein Bruder war mehr bei Papa in Fellen, ich unter der Woche mehr bei Mama in Ruppertshütten, am Wochenende bei Papa", erzählt Werthmann.
Start am 4. Advent
Werthmanns Vater hat wieder geheiratet und mit seiner neuen Partnerin zwei weitere Kinder bekommen, die inzwischen 19 und 17 Jahre alt sind. Werthmann nennt sie nur zur Unterscheidung für Außenstehende Halbgeschwister. "Für mich sind es Geschwister, genauso wie mein älterer Bruder."
Ab 4. Advent ist die Ruppertshüttenerin ausgebucht, auch wenn wegen Corona die Teilnehmerzahl etwas geringer sei als in den früheren Jahren. "Am 4. Advent ist die erste Weihnachtsfeier bei meiner Mutter, einschließlich Mamas Eltern, Verwandtschaft und Partner."
An Heiligabend geht es schon frühs los: "Bei Papa ist mein älterer Bruder mit Familie dabei, meine beiden jüngeren Geschwister, meine Oma und meine Stiefmutter." Nachmittags geht's in die Kirche und wird im kleinen Kreis beschert: Werthmann, ihr Mann Volker und die beiden Söhne (3 und 5 Jahre alt). Und schon geht es weiter zur nächsten Runde bei der Schwester ihres Mannes und deren Familie.
Am 1. Feiertag ist großes Familientreffen von der Seite ihres Mannes, erzählt Werthmann. Ihre Schwiegermutter sei eines von zehn Geschwistern. "Wenn nicht Corona ist, kommen 40 bis 50 Leute schnell zusammen. Da gehen wir essen." Großfamilientag von der Seite ihres Vaters zusammen mit dessen Schwestern samt Familien ist am 2. Weihnachtsfeiertag. Auch da sind Luisa Werthmann mit ihrer Familie, ihr Bruder mit zwei Kindern und Frau und die beiden jüngeren Geschwister vertreten.
Diese Reihenfolge und Zusammensetzung ist laut der 35-Jährigen seit Jahren dieselbe. "Am Anfang hatten wir noch keine feste Struktur. Es gab ein paar Jahre, in denen wir gewechselt und uns abgesprochen haben. Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass es mit festen Terminen einfacher ist. So weiß jeder, wann und wo gefeiert wird."
Immer Kinder dabei
Werthmann mag diese großen Treffen. Dass sie jetzt schon das zweite Mal im kleineren Kreis feiern, sei okay. Als Dauerzustand wünscht sie sich das nicht. "Wir haben alle ein enges Verhältnis bis hin zu meinen Cousinen." Außerdem, auch bedingt durch ihre jüngeren Geschwister, seien immer Kinder dabei gewesen und durch ihre eigenen und die ihres Bruders auch weiter dabei. Ein verbindendes Element sind für sie ihre Großeltern mütterlicherseits und ihre Oma väterlicherseits. Der Fellener Opa ist schon vor der Geburt seiner Enkel gestorben.
Selbstverständlich sei, dass bei ihrer Hochzeit beide Elternteile dabei waren. Auch bei Geburtstagen in der Familie würden die Ex-Eheleute mitfeiern. Die Trennung hätten die Eltern untereinander ausgefochten und nicht auf dem Rücken der Kinder. "Auch wenn es für mich und meinen Bruder so problemlos gelaufen ist, wie es nur sein kann, fand ich es als Kind trotzdem doof, nicht mehr eine Familie zu sein. Heute möchte ich allerdings nicht mehr missen, was ich durch die Patchworkfamilie hinzugewonnen habe."