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Langenprozelten
Seit 90 Jahren: Friseursalon Betz in der vierten Generation
Frauenpower im Friseursalon Betz: Nur corona-bedingt stehen die Mädels auf Abstand, die Zusammenarbeit im Team ist gut aufeinander abgestimmt
Foto: Martina Imhof | Frauenpower im Friseursalon Betz: Nur corona-bedingt stehen die Mädels auf Abstand, die Zusammenarbeit im Team ist gut aufeinander abgestimmt
Martina Imhof
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:31 Uhr

Waschen, Schneiden, Föhnen – hört sich einfach an? Ist es aber nicht: Das Friseurhandwerk ist vielfältig und setzt eine große Menge an Wissen, Kreativität, Fingerfertigkeit und Trendgespür voraus. Dazu sind Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen sehr wichtig. All diese Kriterien spielen in das 90-jährige Bestehen ein, das das Team des Langenprozeltener Friseursalons Betz in diesem Jahr feiert.

Mit ihrer Tochter Katharina Phelps führt Chefin Susanne Blaschofski bereits in der vierten Generation den Salon – und die fünfte Generation wächst mit Enkelin Lilli gerade heran. " Es ist für uns kein Beruf. Es ist eine Berufung". Mutter und Tochter sind sich einig und beide fest davon überzeugt: " In unserem Salon geht es gemütlich zu, wir sind natürlich, bodenständig - nicht abgehoben. Bei uns fühlt sich jeder wohl."

Seinen Anfang hatte das Geschäft mit dem "polizeilich gemeldeten Friseurgewerbe" von Edmund Betz mit Eintrag in das Handelsregister am 25. Juli 1930, bescheinigt vom damaligen Bürgermeister aus Gemünden. Im Erdgeschoss seines Wohnhauses hatte Betz seinen Salon eingerichtet, den er anfangs alleine, später mit Unterstützung seines Sohnes Roland führte.

Im Geschäft aufgewachsen

Mit dessen Hochzeit kam eine weitere fleißige Arbeitskraft hinzu: Rolands Ehefrau Marga lernte ebenfalls das Friseurhandwerk und trug mit großem Engagement ihren Teil dazu bei, gemeinsam mit ihrem Mann und dessen Vater die Kundschaft des Friseursalons zu betreuen. Tochter Susanne wuchs im Friseursalon mit auf, verbrachte viele Tage ihrer Kindheit mit interessiertem Beobachten und ganz nebenbei mit dem Erlernen und dem Wissensaufbau rund um das Handwerk.

Ebenso erging es der Urenkelin von Edmund Betz: "Es wurde mir immer freigestellt, ich musste den Beruf nicht wählen. Aber ich wollte."  Katharina Phelps betont die alleinige Entscheidung, von der sie sich trotz negativer Erfahrungen in einer externen Praktikumsstelle nicht abbringen ließ. Nach einer Ausbildung in einem Gemündener Friseurbetrieb folgte die Qualifizierung zur Meisterprüfung, die Katharina Phelps mit nur 19 Jahren nach einem dreimonatigen Besuch einer Heidelberger Friseurmeisterschule bestand. Die Überlegung, in einem Betrieb außerhalb von Langenprozelten zu arbeiten, nahm ihr der schlechte Gesundheitszustand ihres Großvaters Roland ab. Am Tag vor seinem Tode im Februar 2007 gab Katharina ihm das Versprechen, im Familienbetrieb zu bleiben.

Gute Gemeinschaft spürbar

Bis zu ihrem Tod im Jahr 2017 war Marga Betz noch im Salon aktiv, bildete mit Enkelin Katharina und Tochter Susanne ein gut aufeinander abgestimmtes Drei-Generationen-Team. Gemeinsam mit Tomika Pehlivan und Yvonne Blum ist das Personal des Salons auch heute gut aufgestellt, die gute Gemeinschaft ist spürbar.

Mit dieser Bescheinigung durfte der Friseurbetrieb von Edmund Betz 1930 offiziell starten.
Foto: Martina Imhof | Mit dieser Bescheinigung durfte der Friseurbetrieb von Edmund Betz 1930 offiziell starten.

Die Kundschaft kommt aus dem ganzen Landkreis, ein besonderer Stammkunde aus Brasilien kam regelmäßig während seiner Deutschland-Aufenthalte im Salon vorbei: Pater Eckart Höfling aus Langenprozelten, der von 1977 an ein Sozialprojekt im Armenviertel von  Rio de Janeiro aufbaute ließ es sich nicht nehmen, seine Haare nur "beim Betz" schneiden zu lassen.

Was hat sich rückblickend in der Geschichte des Friseursalons geändert? Längst ist es nicht mehr bloß der nötige Haarschnitt, für den Kunden aller Altersklassen in regelmäßigen Abständen kommen. Vielmehr geht es darum, den Typ zu unterstreichen und mit passendem Schnitt und Farbe ein wenig Veränderung zu erreichen.

"Die Kinder sagen uns, wie sie es gerne hätten, sie äußern ihre Wünsche. Es zählt nicht nur, was die Eltern für nötig halten", diese Entwicklung sei besonders auffällig, so Susanne Blaschofski, die sich ebenso wie Katharina Phelps durch Weiterbildungen und Messebesuchen stets über neue Trends und Möglichkeiten informiert. Die Freude an der Arbeit ist bei beiden spürbar, ein Kunde definierte den Friseursalon Betz vor kurzem als "Handwerk mit Herz".

Selbst wenn der Name Betz nun personell nicht mehr vertreten ist, soll dieser auch in Zukunft die 90-jährige Tradition weiterführen. Und auf die Nachfrage, was denn die kleine Lilli Phelps mal werden möchte, antwortet die Dreijährige sofort mit fröhlich-leuchtenden Augen: "Ich werde Friseurin!"

Der Friseursalon zur Anfangszeit.
Foto: Susanne Blaschofski | Der Friseursalon zur Anfangszeit.
 
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