Wenn in der Karlstadter Altstadt Geschäfte aufgeben, ist das – leider – zur Gewohnheit geworden. Nun eröffnen ausgerechnet in der zweiten Corona-Welle drei neue Läden in der Kreisstadt. Wie kommt's?
Den Anfang machte Kerstin Wollrath mit Pink Mode Am Schnellertor 1. Bis Ende August führte Susanne Kralik-Spiegel eine Boutique gleichen Namens keine 50 Meter entfernt in der Schnellertor-Passage. Zum 1. Oktober eröffnete Kerstin Wollrath in doppelt so großen Räumlichkeiten mit dem gleichen Namen.
"Susi ist eine gute Freundin von mir, deswegen habe ich den in Karlstadt bekannten Namen übernommen", sagt sie. Sie bietet Mode an, "für Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen". Teenager würden in der Kreisstadt eher woanders fündig. Wollrath verspricht "hochwertige Mode, viele Einzelstücke, Naturprodukte". Sie bekommt Ware beispielsweise aus Barcelona und Dänemark.
Wollrath hat von 1998 bis 2015 auf Mallorca gelebt und dort eine Boutique geführt. Nach dem Tod ihres Ehemannes kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, war zuletzt Geschäftsführerin eines Stores in Wertheim Village und hat sich nun selbstständig gemacht. "Schon im Februar habe ich Ware bestellt. Eigentlich sollte es eine nahtlose Übergabe zwischen Susi und mir geben", berichtet sie. Doch wegen Corona habe der Umbau etwas gedauert.
Einen Rückzieher wollte sie wegen der Pandemie aber nicht machen. "Ich bin ein positiver Mensch." Eingerichtet hat sie den Laden teilweise mit Holzmöbeln, die ihr verstorbener Mann geschreinert hat. Die Lage der Boutique sei günstig, die Größe in Coronazeiten ein Vorteil. Schon in Kürze wird ihr eine Aushilfe an einigen Stunden pro Woche unter die Arme greifen. "Es ist sehr gut angelaufen", sagt sie. "Ich bin super happy."
Rabatt für Bedürftige
Keine 50 Meter von Pink entfernt eröffnete am Donnerstag ein Geschäft mit einem anderen Profil: Der Rotkreuzladen in der Alten Bahnhofstraße. "Hier kann man für wenig Geld auch Designer-Klamotten finden", sagte der BRK-Kreisvorsitzende Eberhard Sinner, der das breite Angebot des Ladens lobte. Er sei eine "Fundgrube für Schnäppchenjäger und Individualisten", ergänzte Bürgermeister Michael Hombach.
In Lohr gibt es schon seit längerem einen gut laufenden BRK-Laden, deshalb beschloss der Kreisverband, auch in der Kreisstadt einen zu eröffnen. Dort gibt's gut erhaltene, gebrauchte Kleidung und Schuhe. Jacketts, Blusen, Hosen sind ebenso im Angebot wie Stofftiere und Spiele in der Kinderabteilung. Die angebotene Ware wurde dem BRK gespendet. Einkaufen darf dort jeder; Bedürftige erhalten noch einen Rabatt von 25 Prozent, erklärt Kreisgeschäftsführer Thomas Schott.
"Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich", betont Schott. Er sei überrascht gewesen, dass sich in kurzer Zeit 16 Helferinnen bereit erklärt haben, bei dem Kleiderladen mitzumachen. Der Erlös trägt dazu bei, die sozialen Hilfsangebote des Roten Kreuzes im Landkreis zu finanzieren. Der Kreisverband überlegt, auch in Marktheidenfeld einen Laden zu eröffnen.
Second Hand für Kinder
Ein weiterer Second-Hand-Laden wird am Freitag, 11. Dezember, in der Langgasse 25 eröffnen. "July und Luise" wird betrieben von Sandra Hasseli und Martina Kunz. Der Laden, benannt nach den Kindern der Inhaberinnen, bietet Kinderkleidung und Spielwaren an. "Das ist eine echte Lücke in Karlstadt", sagt Susi Keller vom Karlstadter Stadtmarketing.
Grundsätzlich freut sie sich über "Menschen, die den Mut haben, in dieser schwierigen Zeit etwas auf die Beine zu stellen". Susi Keller ist sicher, dass die Läden "mit frischen Ideen und Konzepten zur Belebung der Innenstadt" beitragen werden.