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„Freundschaften müssen Realkontakte sein“
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:27 Uhr

„Was machen unsere Kinder eigentlich den ganzen Tag am Handy?“ Dieser Frage ging Andreas Arnold, Heilpraktiker für Psychotherapie, am Montag auf der MSP Expo vor rund zehn Zuhörern nach. In seinen Ausführungen bezog er sich auf eine aktuelle deutsche Studie.

Demnach werden die in Deutschland mittlerweile allgegenwärtigen Mobiltelefone von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen tatsächlich am häufigsten zum Telefonieren verwendet, wobei bereits an zweiter Stelle das Musikhören folgt. Als weitere Nutzungen wurden angegeben: Kurznachrichtendienste wie Whatsapp, Instagram oder Snapchat, Fotografieren/Filmen, Internet, Apps, Wecker, Mails und Kalender.

Zur Ablenkung und zum Kontakt halten

Und warum nutzen junge Leute Handys? Vor allem um Spaß zu haben, aber auch, weil es im Alltag nützlich ist, um Denkanstöße zu bekommen, um mitreden zu können, um sich abzulenken, aus Gewohnheit und um sich nicht alleine fühlen zu müssen.

Die so genannten sozialen Medien werden laut Arnold von jungen Leuten in erster Linie deshalb genutzt, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen, ausgeschlossen zu sein. An erster Stelle der Online-Nutzung stehe das Checken von Nachrichten (69 Prozent), gefolgt vom Musikhören (42 Prozent), dem Videogucken (29 Prozent) und dem Spielen von Online-Spielen (21 Prozent).

Mädels unterhalten sich lieber, Jungs lassen sich lieber berieseln

14- bis 19-Jährige nutzen laut Arnold neun Stunden tagtäglich Medien, davon 5,5 Stunden das Handy. Während bei den Jungs das Gucken von Sitcoms, Animationsfilmen, Krimis, Sport- und Autosendungen im Mittelpunkt stehe, nutzten Mädels häufiger Plattformen wie Instagram und Snapchat oder schauten Mode- und Beauty-Videos. Arnold zog daraus den Schluss: Mädels unterhalten sich lieber, Jungs lassen sich lieber berieseln.

Wichtig sei sowohl für Jungs wie Mädels das gute Aussehen der Online-Protagonisten; es werde aber auch die heile Welt gesucht. Online-Spiele seien vor allem bei den Jungs beliebt, 90 Prozent spielten mindestens einmal pro Woche, bei den Mädels seien dies 58 Prozent. Leider würden oftmals auch solche Spiele gespielt, die nicht für das Alter der Spieler freigegeben seien.

Arnold machte aber auch deutlich, dass Themen wie Geschichte, Politik und Zeitgeschehen bei jungen Leuten auf Interesse stießen. So erfolge beispielsweise über Youtube auch Wissensvermittlung (Mathe, Latein). Allerdings spiele auch hier das Aussehen und die Fitness der Wissensvermittler eine große Rolle.

Unglücklich durch zu viel Handynutzung?

Mit Blick auf eine Langzeitstudie (1990er Jahre bis 2016) mit einer Million Kindern in den USA sagte Arnold, dass Kinder mit zu viel Handynutzung sowie Kinder ohne Handy am unglücklichsten waren; die zufriedensten Kinder seien diejenigen mit einer Stunde Nutzung täglich gewesen. Am glücklichsten waren laut Arnold die Kinder, die sich mit anderen trafen, Sport trieben und lasen. Als Verursacher großer Unzufriedenheit habe die „sehr kritische Studie“ Computerspiele und Chats ausgemacht.

Arnolds Fazit lautete, dass Handys aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken seien. Wichtig sei, sich damit auseinanderzusetzen. Dass Eltern die Handys ihrer Kinder überwachen, hielt er nicht für erstrebenswert, da dies ein starker Eingriff in die Privatsphäre wäre. Die beste Möglichkeit für Eltern sei, auf altersgerechte Apps zu achten. Eltern sollten ihren Kindern frühestens mit elf Jahren ein vollfunktionsfähiges Smartphone erlauben, riet Arnold. Allerdings solle man Kindern ein Handy nicht als Spielzeug geben und zudem feste Handynutzungszeiten vereinbaren und Jugendschutz-Apps installieren.

Ganz wichtig sei es auch, dass Eltern die „Realkontakte“ ihrer Kinder förderten. Arnold: „Freundschaften müssen Realkontakte sein.“

 
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