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RIENECK
Freud und Leid: Die Umgehung kann kommen
Blick auf die geplante Trasse: Von seinem Büro aus kann Wolfgang Küber vermutlich bald verfolgen, wie die Umgehung entsteht.
Foto: Björn Kohlhepp | Blick auf die geplante Trasse: Von seinem Büro aus kann Wolfgang Küber vermutlich bald verfolgen, wie die Umgehung entsteht.
Von unserem Redaktionsmitglied Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:51 Uhr

Die Umgehung für die Stadt Rieneck kann kommen – höchstwahrscheinlich. Und zwar die Talvariante. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) lehnte die Berufung der Bürgerinitiative Rieneck „Mit Sinn und Verstand umgehen“ (BI) gegen eine erstinstanzliche Entscheidung des Verwaltungsgerichts Würzburg pro Talvariante nach Informationen der Main-Post ab. Die BI hatte sich für eine Tunnellösung starkgemacht. Am Freitag war den Verfahrensbeteiligten jedoch das Urteil noch nicht zugegangen.

Bürgermeister Wolfgang Küber freute sich jedenfalls schon einmal: „Das Urteil ist eine schöne und gute Sache für Rieneck und für den ganzen Sinngrund“, kommentierte er die Entscheidung aus München, von der er über den Landesanwalt erfahren habe. Er erhofft sich, dass sich die Verkehrssituation in Rieneck „dadurch wesentlich verbessert und die Engstelle endlich wegkommt“. Deshalb ließ er am Freitag schon mal die Sektkorken im Rathaus knallen.

„Schönes Weihnachtsgeschenk“

„Nach 30 Jahren darf man endlich einmal zu einem Ende und einem Ergebnis kommen“, sagt Küber. Vielleicht befriede die Entscheidung und der Bau der Umgehung Rieneck die nächsten Jahre auch ein bisschen, hofft er. Er ist guten Mutes, dass die Umgehung bald kommt: „Wir hoffen, dass der Termin ein Jahr vor der Landtagswahl nicht der ungünstigste ist“, so Küber. Nun müssten sich die Abgeordneten aus der Region für einen schnellen Bau einsetzen, findet er. „Ein schönes Weihnachtsgeschenk“ sei es allemal.

Die Vorsitzende der BI und zweite Bürgermeisterin Edith Reuter hingegen findet die Entscheidung des VGH schlimm. „Mir tut's unendlich leid für Rieneck“, sagt sie. Damit sei „die Zukunftschance für Rieneck vertan“. Jetzt werde ein unberührtes Tal durch die Trasse, einem „Monster von Bauwerk“, zerstört. Rieneck werde durch die Umgehung zwischen Altstadt und dem Neubaugebiet Schellhof zerschnitten, ist ihre Befürchtung.

„Wir haben alles getan“, sagt Reuter resigniert. Seit 1989 hätten sie für die Tunnelvariante gekämpft. „Die hätte für alle nur Vorteile gehabt“, ist sie sich sicher. Jetzt fürchtet sie, dass Touristen einen Bogen um den Sinngrund machen und die Rienecker aufgrund des zu erwartenden Baulärms „die nächsten Jahre keine Ruhe haben“. So sieht das auch Dagmar Hofmann, die mit ihrem Mann Georg im Kaufhaus Welzenbach eine Metzgerei führt. Das Erholungsgebiet Sinntal werde durch die Taltrasse zerstört und Rieneck sterbe aus, glaubt sie. Sie fürchtet, dass die Anwohner des Schellhofs dann lieber nach Burgsinn und Gemünden zum Einkaufen fahren.

Professor Lutz Eiding (Hanau), der die BI gegen die Talvariante rechtlich vertritt, hatte das Urteil am Freitag noch nicht vorliegen. Er möchte für eine Beurteilung noch abwarten, was im Urteil des VGH steht. Er sieht einstweilen noch nicht aller Tage Abend für die BI.

Beim Straßenbauamt in Würzburg, das die Umgehung bauen würde, sagte Falk Piller, für die Planung von Straßenprojekten zuständig, am Freitag, dass er zunächst das Urteil lesen möchte. „Wir müssen erst abwarten, was im Urteil genau drinsteht, bevor wir eine Aussage treffen können.“ Die Umgehung hat jedenfalls im Ausbauplan von Bayerns Innenministerium die höchste Dringlichkeitsstufe.

Bürgermeister Küber geht von einem frühesten Bautermin in eineinhalb Jahren aus. Die Bauzeit sei dann auf vier Jahre angesetzt und die Kosten auf 13 Millionen Euro. Damit komme die Taltrasse halb so teuer wie die Tunnelvariante.

Das Verwaltungsgericht Würzburg hatte im April 2011 die sechs Einzelklagen gegen den Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Unterfranken abgelehnt. Gegen diese Entscheidung legte die BI Berufung ein. Die von der BI favorisierte Tunnellösung hatte zuvor das Staatliche Bauamt ausgeschlossen, weil sie zum einen durch das nach EU-Recht streng geschützte FFH-Gebiet führen würde und zum anderen teurer wäre.

Die BI fordert eine „echte“ Umgehung für alle Rienecker, „keine bloße Verlegung der Staatsstraße“ und keine „Zerschneidung“ Rienecks. Eine Befragung im Juli 2011 hatte aber ergeben, dass 81 Prozent der Rienecker für die Talvariante sind. Reuter glaubt, dass nur so viele für die Talvariante gestimmt hätten, weil sie fürchteten, sonst gar keine Umgehung zu bekommen.

 
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