Um die Themen Frauengesundheit und Rechtsextremismus ging es beim zweiten Treffen des Frauennetzwerkes Main-Spessart am Freitagabend im "Hotel Eisenbahn" in Karlstadt. Knapp 40 Frauen waren zu dieser überparteilichen Veranstaltung gekommen, fast doppelt so viele wie beim Gründungstreffen Anfang März.
Laut den beiden Initiatorinnen Verena Frey und Kathrin Hartmann geht es um Austausch, Vernetzung und Information. Impulse und Ideen könne jede am Frauennetzwerk teilnehmende Frau einbringen.
Zunächst wurde das Thema Frauengesundheit betrachtet. Tina Hufeld vom Gesundheitsamt Main-Spessart und Tanja Amersbach von der "Gesundheitsregion plus" berichteten, dass dieses Thema heuer der Jahresschwerpunkt des bayerischen Gesundheitsministeriums sei. In diesem Zusammenhang sei am 23. September im Karlstadter Rathaus eine Veranstaltung zum Thema Mental Load vorgesehen. Unter Mental Load versteht man die psychische Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden.
In der anschließenden Diskussion wurden in Sachen Frauengesundheit verschiedene Themen genannt, die vertieft betrachtet werden könnten. Unter anderem waren dies Periode, Verhütung, Wechseljahre, Vorsorge und frauenspezifische Medizin.
Es gebe etliche Krankheiten, beispielsweise den Herzinfarkt, die bei Männern und Frauen mit unterschiedlichen Symptomen einhergingen, hieß es. Auch bei ADHS und Autismus hätten Frauen den Nachteil, dass diese Krankheiten bei ihnen seltener diagnostiziert würden. Ein weiteres Problem sei, dass die Dosierung von Medikamenten oft auf Männer ausgerichtet sei, was für Frauen, die meist ein geringeres Körpergewicht hätten, problematisch sein könne.
Konkretes Ergebnis: Einige Frauen wollen einen eigenen Arbeitskreis zum Thema Frauengesundheit gründen.
"Frauen gegen Rechtsextremismus" war ein weiteres Thema des Abends. Aufbereitet hatten es Elke Rittrich-Scheckenbach und Gisela Kleinwechter von "Frauen und Omas gegen Rechts", die sich besorgt zeigten über den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft.
AfD und andere Gruppierungen des rechten Spektrums wollten den Frauen ihre in Jahrzehnten erkämpften Rechte wieder nehmen, sagte Rittrich-Scheckenbach. Der Wunschtraum der AfD sei ein Familienbild wie in den 1950er Jahren mit dem Mann als Alleinernährer und der Frau als Mutter und Hausfrau. Erschreckend sei, wie manche junge Frauen in dieses Rollenbild zurückfielen.
Ferner warf Rittrich-Scheckenbach der AfD vor, dass diese Partei in der Gesellschaft vorhandene Frauenfeindlichkeit und sexualisierte Gewalt auf Muslime und Geflüchtete abzuwälzen versuche. Ihr Fazit: Die AfD sei "eine im Kern faschistische Partei".
Die "Frauen und Omas gegen Rechts" leisteten dagegen Widerstand, sie setzten sich ein für Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde.
Am 26. Mai, dem Tag des Karlstadter Maimarkts, wollen die "Frauen und Omas gegen Rechts" einen Infostand aufbauen – aus rechtlichen Gründen allerdings nicht auf städtischem Boden, sondern auf einem Privatgrundstück an der Ringstraße.
Man stehe nicht am Anfang einer Entwicklung, sondern sei bereits mittendrin, sagte eine Frau aus dem Publikum. In Karlstadt gebe es "Faschos", die Sticker mit Aufschriften wie "NS-Zone" verteilten.
Ursprünglich sollte am Freitag noch das Thema "Frauen und Finanzen" beleuchtet werden; weil die anderen beiden Themen schon so viel Raum einnahmen, wurde es vertagt.
Die künftigen Treffen des Frauennetzwerkes sollen nach Möglichkeit wechselnd in den Städten Gemünden, Lohr, Karlstadt und Marktheidenfeld stattfinden. Das nächste Treffen ist am 5. Juli um 18 Uhr geplant, der Ort ist noch offen. Anmeldungen unter frauenmsp@gmx.de