"Reserve hat Ruh`", heißt es oftmals bei jungen Menschen, die nach dem Ableisten ihres Wehrdienstes aus der Armee entlassen wurden. Dass das geflügelte Wort jedoch nicht auf alle Reservisten zutrifft, zeigten jetzt 14 von ihnen. Sie demontierten die komplette Einrichtung der gynäkologischen Praxis von Dr. Angela Weismantel in Lohr und verluden sie für den Transport nach Ungarn, wo sie eine neue Verwendung findet.
Mehr als zwei Jahre hatte die Lohrer Frauenärztin vergeblich nach einer geeigneten Nachfolge für ihre Frauenarztpraxis am Bürgermeister-Keßler-Platz gesucht. Nach über 30 Jahren wollte sie sich zur verdienten Ruhe setzen. Ihre Bemühungen waren leider nicht von Erfolg gekrönt. Die Gründe, warum niemand die Praxisnachfolge übernehmen wollte, waren sehr unterschiedlich, sagt Angela Weismantel. Aber offensichtlich seien Stellen in Kliniken mit meist geregelten Arbeitszeiten und festem Gehalt attraktiver.
Bereits 43 Hilfstransporte bewerkstelligt
Schließlich blieb die offene Frage: Wohin mit den Einrichtungsgegenständen der Praxis, wenn keine Praxis mehr benötigt wird? Hierbei kam der Medizinerin und ihrem Ehemann Wolfgang der Zufall zur Hilfe. Beide erfuhren davon, dass die unterfränkischen Reservisten seit einigen Jahren Hilfsgüter für eine der ärmeren Regionen in Ungarn und dort im speziellen für kinderreiche Familien, Schulen und soziale Einrichtungen sammeln und sie auch selbst dorthin bringen. Insgesamt 43 Transporte mit einem Volumen von rund 500 Tonnen und einem Wert vom 2,6 Millionen Euro wurden mit Unterstützung der Spedition Geis (Bad Neustadt) bisher durchgeführt.
Die Reservisten nahmen das Angebot gerne an – und somit stand dem 44. Transport, bestehend aus einer kompletten Frauenarztpraxis, nichts mehr im Wege. Gespendet von Angela Weismantel.
Rund zwei Tage haben die Reservisten benötigt, um das Inventar, bestehend aus zwei komplett eingerichteten Untersuchungszimmern, einem umfangreich ausgestatteten Labor, Anmeldebereich und Wartezimmer sowie einer kleinen Teeküche abzubauen. Die Helfer waren dazu aus ganz Unterfranken nach Lohr gekommen, unter anderem aus Veitshöchheim, Klingenberg, Bad Neustadt, Eußenheim und Karsbach.
Nachdem von der Spedition ein geeigneter ungarischer Transporteur gefunden war, kam es jetzt in der Praxis Weismantel zur Übergabe. 14 Reservisten verluden zusammen mit dem Ehepaar und einigen ihrer Freunde das Equipment auf einen 13,60 Meter langen 40-Tonnen-Lkw. Durch Unterstützung der Stadt Lohr konnte dieser für den Beladevorgang für dreieinhalb Stunden auf dem Parkstreifen vor der Praxis abgestellt werden.
Persönlich bei der Übergabe dabei sein
Besonders die schweren Gegenstände wie Untersuchungsstühle, Ultraschallgerät, Operationslampen oder Stahlschränke zum Aufbewahren der Akten erforderten vollen Krafteinsatz. Noch einmal dasselbe zwei Tage später, als der Lkw nach rund 1100 Kilometern Fahrt am Zielort, kurz vor der ukrainischen Grenze, angekommen war. Doch dieses Mal waren es ungarische Reservisten und Helfer, die den Lastwagen abluden. Um 22.07 Uhr kam von den ungarischen Freunden die Meldung, dass alle Spendengüter gut angekommen, abgeladen und zunächst eingelagert worden sind.
Unter der Verantwortung von Oberst der Reserve Sándor Munkacsy, dem Präsidenten des ungarischen Reservistenverbandes MATSZ, und Dr. Viktor Fülöp, dem Leiter des Gynäkologische Diagnostikzenters in Eger, werden die Gegenstände aus der Lohrer Arztpraxis einer Weiterverwendung zugeführt. Geplant ist, dass Dr. Angela Weismantel und ihr Ehemann zusammen mit einigen unterfränkischen Reservisten, zu einem späteren Zeitpunkt zur offiziellen Übergabe der Spenden nach Ungarn fahren.
Dr. Weismantel einen schönen u. verdienten Ruhestand ,alles Gute 🍀 und bleiben Sie gesund.