
Die Liste der Verdienste und Aktivitäten des Frammersbacher Altbürgermeisters Adolf Rüth ist lang. Was vielen aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist sein schelmisches Lachen, seine Nähe zu den Menschen im Ort. Adolf Rüth ist am Sonntag im Alter von 88 Jahren gestorben.
1993 und 1999 wählten die Frammersbacher Rüth zum Bürgermeister. Eine weitere Kandidatur scheiterte an der Altersgrenze. Seine kommunalpolitische Laufbahn hatte er als Unabhängiger 1966 im Gemeinderat begonnen. Später schloss er sich den Freien Wählern an, deren Fraktion er auch im Kreistag angehörte.
Einen Großteil von Rüths Amtszeit hat Gemeinderat Norbert Meidhof, ebenfalls von den Freien Wählern, miterlebt. Er erinnert sich, dass es Rüth anfangs als selbstständigem Schneider schwergefallen sei, sich der Bürokratie zu beugen und Entscheidungen in Abstimmung mit dem Ratsgremium treffen zu müssen. Er habe es aber schnell verstanden, sich Mehrheiten zu suchen und in Gesprächen zu verhandeln.
Für vieles habe Rüth die Weichen gestellt beziehungsweise vorangebracht, was bereits in die Wege geleitet war. Meidhof zählt unter anderem die Dorferneuerung in Habichsthal auf, den Radweg nach Hessen, die Dreifach-Turnhalle, die Bebauung des Wiedkind-Areals, den Kindergarten St. Elisabeth und den Start des Stadtumbaus auf.
Wichtig seien ihm die Ortspartnerschaften gewesen. Besonders zum ungarischen Nadasch habe der Dialekt-Freund Rüth eine besondere Beziehung gehabt, erzählt Meidhof. Ein weiteres Anliegen war Rüth das Vereinsleben. Viele Jahre war er Vorsitzender des St.-Josefsvereins. Eingesetzt hatte er sich für das Fuhrmanns- und Schneidermuseum. Im AGV sang er. Sport spielte eine zentrale Rolle in Rüths Leben. Er selbst kam vom Turnen, war Übungs- und Abteilungsleiter dieser Disziplin. Als Vorsitzender leitete er den TuS von 1968 bis 1985. Karl-Heinz Liebler, der später Rüths Nachfolger als TuS-Vorsitzender, wurde, beschreibt ihn als Motivator.
In Rüths Ära als TuS-Vorsitzender fielen der Umbau der Turnhalle am Marktplatz, der Bau der Skihütte und Sprungschanze, des Sportplatzes und der Faustballfelder am Sauerberg und des Sportgebietes. "Die Skihütte war sein verlängertes Wohnzimmer", stellt seine Tochter Christel Rüth-Hofmann fest. Rüth war dort nicht nur als Gast, sondern auch Hüttenwirt. Typisch für Rüth, folgt man den Erinnerungen des derzeitigen Bürgermeisters Christian Holzemer: Er beschreibt seinen Vorvorgänger als jemanden, der auch als Bürgermeister nicht abgehoben hat. Insofern sehe er ihn als Vorbild für sich und andere.
Rüth spielte Faustball, später kamen der Ausdauersport mit der Trimm-Trab-Bewegung, der Ausdauer-Dreikampf, später der Triathlon und das Mountainbiken hinzu. Er habe sich im Sommer noch ein neues E-Bike gekauft, berichtet seine Tochter. Mit den Walking-Stöcken sei er viel unterwegs gewesen. Seine letzte Runde absolvierte er, wie Rüth-Hofmann berichtet am Samstag, 15. Februar. Auf dem Rückweg sei er zusammengebrochen und habe das Bewusstsein nicht mehr wieder erlangt. Diesen Sonntag sei er im Krankenhaus gestorben.
Rüth hinterlässt seine Frau Maria, mit der er seit 1958 verheiratet war, eine Tochter und einen Sohn sowie fünf Enkelkinder und vier Urenkel. Das Requiem wird nach Angabe der Familie am Samstag, 8. März, um 10.30 Uhr in der Bartholomäus-Kirche gefeiert. Um 11.30 Uhr folgt die Beisetzung auf dem End-Friedhof.