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Frammersbach
Frammersbacher gründen Energiegenossenschaft
Vorstand, Aufsichtsrat und Berater der Bürgerenergie Frammersbach eG (im Bild von links): Wolfgang Rüppel, Alexander Geiger, Max Riedl, Klaus Mill, Werner Friedel, Manuel Welzenbach und Harald Brand. Auf dem Bild fehlt Pascal Thorand.
Foto: Monika Büdel | Vorstand, Aufsichtsrat und Berater der Bürgerenergie Frammersbach eG (im Bild von links): Wolfgang Rüppel, Alexander Geiger, Max Riedl, Klaus Mill, Werner Friedel, Manuel Welzenbach und Harald Brand.
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 30.06.2022 02:24 Uhr

23 Menschen mit Bezug zu Frammersbach haben am Mittwochabend in einer zweistündigen Versammlung die Bürgerenergie Frammersbach eG gegründet. Vorsitzender Klaus Mill und sein Stellvertreter Werner Friedel bilden bislang den vom Aufsichtsrat bestimmten Vorstand.

Hervorgegangen ist die Genossenschaft aus der Interessengemeinschaft Bürgerenergie Frammersbach, die sich Anfang des Jahres zusammengefunden hatte. Ziel sind nach Angabe der Initiatoren hauptsächlich die Errichtung und der Betrieb von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie. Dabei spielt der Gedanke "Von der Region für die Region" die Hauptrolle. Pate steht der Genossenschaftsverband Bayern e. V.. In ihm sind etliche Raiffeisen- und Volksbanken Mitglied. Das spiegelt sich auch im Logo des Verbandes wider.

Hoffen auf Edeka-Dach

Von diesem Genossenschaftsverband war in der Versammlung am Mittwochabend in der Wirtschaftsassekuranz Brand im Gewerbegiet Max Riedl vertreten. Er ist Gründungsberater, stellte die Satzung und die Regularien vor und moderierte. Einige Anwesende – fast ausschließlich Männer – nutzten die Gelegenheit auch erst einmal, um sich zu informieren.

Als erstes Projekt strebt die Bürgerenergie das Dach des Edeka-Marktes an. Die Akteure hoffen, dass die Gemeinde das Dach des Gebäudes, das in ihrem Besitz ist, an sie verpachtet. Dort will die Genossenschaft mit einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung starten. Vom Zustandekommen eines entsprechenden Vertrags, so der Tenor in der Versammlung, hängt die Existenzfähigkeit der Genossenschaft zu Beginn ab.

Wie die Interessengemeinschaft in einem Newsletter vom 10. Juni informierte, sollen durch lokales gemeinschaftliches Wirtschaften der Ausbau erneuerbarer Energie-Anlagen in der Region gefördert und dabei Werte für und mit den Bürgern geschaffen werden. Dementsprechend sollen bei Aufbau und Betrieb Unternehmen aus der Region ausgewählt werden.

Frage der Genehmigung

Wie schon das Dach des gemeindeeigenen Gebäudes, in dem Edeka als Pächter einen Markt betreibt, hat die Genossenschaft weitere gemeindeeigene Gebäude im Blick, außerdem Parkplatzüberdachungen und Freiflächen-Photovoltaik. Weiter denken die Initiatoren an Energieberatung für Privat-Haushalte sowie die Förderung von E-Mobilität und Car-Sharing.

Auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung hat die Interessensgemeinschaft im Vorfeld der Genossenschaftsgründung angestellt. Demnach könnte eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage von der Größe eines Hektars (10.000 Quadratmeter) 100 Megawattstunden (eine MWH = 1000 Kilowattstunden) pro Jahr liefern. Damit könnten laut Interessengemeinschaft vier Prozent des Stromverbrauchs in Frammersbach gedeckt werden. Die Investitionssumme wird mit rund einer Million Euro angegeben, der Amortisierungszeitraum mit zehn Jahren.

Nach Recherchen der Interessengemeinschaft wäre die Genehmigung einer solchen Anlage trotz des Eingriffs vor allem in das Landschaftsbild nicht ausgeschlossen. Allerdings sei dafür das Aufstellen eine Flächennutzungsplans durch die Gemeinde Voraussetzung.

Solarzellen des Solarparks Moos stehen im Abendlicht. Der Solarpark ist mit 64 Hektar eine der größten Freiflächenanlagen Süddeutschlands. Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie sind Ziel der Bürgerenergie Frammersbach eG.
Foto: Symbolfoto Karl-Josef Hildenbrand/dpa | Solarzellen des Solarparks Moos stehen im Abendlicht. Der Solarpark ist mit 64 Hektar eine der größten Freiflächenanlagen Süddeutschlands.

Zeitlicher Druck

Da das Erarbeiten eines "Leitbildes erneuerbare Energien" durch Gemeinderat und Gemeindeverwaltung noch am Anfang stehe, werde dies noch einige Zeit dauern. Umso wichtiger ist für die Genossenschaft zunächst, den Vertrag für das Dach des Edeka-Marktes zu bekommen. Das wurde in der Versammlung immer wieder betont und als Leuchtturmprojekt bezeichnet.

An diesem Punkt war der Unmut einiger Akteure und Versammlungsteilnehmer nicht zu überhören. Ursache ist, so war den Wortbeiträgen zu entnehmen, die Haltung des Bürgermeisters Christian Holzemer, der auf Rechtssicherheit und eine Gesamtschau auf das Thema pocht. Für solche Verfahren und deren Dauer schien es am Mittwochabend wenig Verständnis zu geben.

Klaus Mill bezeichnete die Gespräche mit der Gemeinde als nicht erquickend: "Aber wir sprechen miteinander." Die Interessengemeinschaft hatte ihre Ziele in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderates dargelegt. Klaus Mill begründete den zeitlichen Druck mit Mitbewerbern um das Dach. Mit dieser Fläche ließen sich bei den derzeitigen Marktstrompreisen gute Ergebnisse erzielen, ist sich der Unternehmer sicher.

Friedel, der für die Grünen im Gemeinderat sitzt und seit Mittwochabend auch Zweiter Vorsitzender des Vorstands der Genossenschaft ist, betonte, dass die Stimmung im Ratsgremium grundsätzlich pro Genossenschaft sei. Auch den Bürgermeister sieht er als Unterstützer. Allerdings geht es den meisten – was die Gemeinde betrifft – nicht schnell genug in Sachen erneuerbare Energie. Die Auswirkungen seiner Doppelfunktion müssten ebenfalls rechtlich geklärt werden, informierte Werner Friedel. Bei persönlicher Beteiligung können Ratsmitglieder von Beratung und Abstimmung ausgeschlossen werden.

Netz ertüchtigen

Zu der Gründungsversammlung waren laut Friedel alle Ratsmitglieder eingeladen. Er betonte, dass die Genossenschaft ohne Untertützung der Gemeinde nicht erfolgreich werde sein können. Deshalb betrachtet er Konfrontation als fehl am Platz. SPD-Rätin Sandra Völp hatte von der Einladung Gebrauch gemacht und auf rechtliche Problematiken hingewiesen. Manuel Welzenbach, einer der Initiatoren, informierte ebenfalls über Regeln, an die die Gemeinde gebunden sei und nannte als Beispiel Auftragsvergaben, bei denen der wirtschaftlichste Bieter zu berücksichtigen ist.

"Wir wollen Ergänzung zur Gemeinde sein", sagte er und wies auf ein weiteres Problem hin: Das Stromnetz der Gemeinde müsse ertüchtigt werden, damit weitere Photovoltaik-Anlagen angeschlossen werden können. "Wir müssen schauen, was braucht die Gemeinde, was können wir umsetzen. Als Genossenschaft sind wir verpflichtet, Geld zu verdienen."

Karl-Heinz Welzenbach, einer der Versammlungsteilnehmer, hofft auf möglichst viele Mitglieder, weil die Gemeinde seiner Meinung nach dann nicht an ihnen vorbeikomme.

 
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