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Frammersbach
Frammersbacher Freibad soll erneuert und verkleinert werden
Viel Wasserfläche, viel Grünfläche: Dafür ist das Frammersbacher Freibad bekannt. Weil sich die Gemeinde diese Dimension laut Bürgermeister auf Dauer nicht mehr leisten kann, soll es im Zug der der notwendigen Sanierung verkleinert werden. Dahinter steht auch der Marktgemeinderat.
Foto: Horst Born | Viel Wasserfläche, viel Grünfläche: Dafür ist das Frammersbacher Freibad bekannt. Weil sich die Gemeinde diese Dimension laut Bürgermeister auf Dauer nicht mehr leisten kann, soll es im Zug der der notwendigen ...
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 23.05.2021 02:15 Uhr

Die Sanierung des Frammersbacher Freibades soll nicht nur bauliche Mängel beheben, sondern auch die Betriebskosten senken. Grund ist die Schwindsucht in der Gemeindekasse, die das Bad verursacht. Ziel ist nicht die vollständige Heilung, aber eine Linderung des Leidens. Architekt Helmut Stahl von Stahl Lehrmann Architekten in Würzburg hat in der Gemeinderatssitzung Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt. Mit diesen hatte sich das Ratsgremium im Februar in einer internen Arbeitssitzung beschäftigt.

In der Pandemie-Badesaison 2020 war die Größe des Frammersbacher Freibades ein Glück für Schwimmer und Badegäste: Fast immer konnten alle, die wollten, ohne Wartezeit eingelassen werden.

"Ich rede nicht gerne drumherum", sagte Bürgermeister Christian Holzemer in der Sitzung und kam auf die bittere Medizin zu sprechen: die Verkleinerung des Bades. Dass es darauf hinausläuft, hat er in der Aula der Heubergschule nicht zum ersten Mal verkündet.

Badegäste anhören

Er wolle das Freibad nicht nur betriebswirtschaftlich sehen. Die Interessen der Badegäste sollen gehört werden. Das war auch der Wunsch von Ratsmitgliedern. Sofern es dieses Jahr eine Badesaison gibt, sollen die realisierbaren Sanierungsvarianten als Plakate im Freibad aufgehängt und die Schwimmbadnutzer um ihre Meinung gebeten werden.

Mit der öffentlichen Sitzung sollte der Planungsstand und das Ergebnis der internen Besprechung des Gemeinderats im Februar vorgestellt werden. Die coronabedingt wenigen Zuhörerplätze nutzten lediglich Freibadpersonal und Wasserwachtmitglieder.

Schon in der Bürgerversammlung im Herbst 2019 hatten Helmut Stahl und Bürgermeister Christian Holzemer über den Sanierungsbedarf informiert. Ein Knackpunkt ist das Schwimmerbecken, das, wie der Architekt erläuterte, aufgrund der geologischen Gegebenheiten talwärts Richtung Lohrhaupten wandert und sich dabei verzieht, wodurch es zu Schäden kommen kann.

Bad erhalten

Deshalb soll mit der Sanierung an dieser Stelle begonnen werden. Eingebettet werden soll dieser Bauabschnitt in ein Gesamtkonzept, um möglichst effektive Abläufe zu sichern und die Technik und Infrastruktur entsprechend aufeinander auszurichten.

Der Gemeinderat will das Bad erhalten. Dazu gibt es einen Grundsatzbeschluss. Mit der Sanierung soll die Zukunft des Bades gesichert werden. Einig sind sich Gemeinderat und Bürgermeister, dass durch die Erneuerung die Betriebskosten gesenkt werden sollen. Als Architekt Helmut Stahl die verschiedenen Varianten am Montagabend vorgestellt hatte, machte Holzemer deutlich, dass von den fünf Vorschlägen schon mal zwei rausfallen, weil sie wegen dafür erforderlicher hoher Stützmauern nicht zu finanzieren wären.

Ein weiterer Entwurf – das Sprungbecken ins Sportbecken zu integrieren – gehört nicht mehr zu den Favoriten, weil die Wasserwacht auf die Probleme des Wellenschlags hingewiesen hat. Außerdem sei es praktischer, wenn das Becken von allen Seiten zugänglich ist, wurde die Wasserwacht zitiert.

Sprungbecken an anderer Stelle

Allen Varianten liegt zugrunde, dass das jetzige Sprungbecken stillgelegt wird. Gründe sind der Sanierungsbedarf und der Betriebsaufwand für die etwas abseits vom Sportbecken entfernt gelegene Sprunganlage. Wegen der Attraktivität für Jugendliche soll es aber wieder eine Sprungmöglichkeit geben.

Eine Idee ist, das Sprungbecken genau an die Ecke zu setzen, wo das Schwimmerbecken vom Hang wegwandert. Dadurch könnte man sich die Pfähle sparen, die ansonsten in den Untergrund gebohrt werden müssten, um das Becken in seiner Position zu halten. Allerdings müsste dafür das Sportbecken verkleinert werden: Von den sechs 50-Meter-Bahnen würden zwei auf 25 Meter verkürzt.

Bei allen Vorteilen dieses Lösungsansatzes ergeben sich andere Probleme: Die 25-Meter-Bahn ist vor allem für Aqua-Jogger gedacht und für Menschen, die sich auf der kurzen Bahn sicherer fühlen. Etliche dieser Zielgruppe benötigen oder wünschen eine Treppe statt der steilen Leitern als Zugang ins Wasser. Bislang haben diese Menschen die Treppe in den Einschwimmkanal im Innern des Sanitärgebäudes genutzt.

Einschwimmkanal ja oder nein?

Der Kanal ist eine Besonderheit des Frammersbacher Bades. Bei seiner Planung vor rund 50 Jahren war die Überlegung, ein "Schlechtwetterbad" zu bieten. Aus einem beheizten, ins ebenfalls beheizte Sanitärgebäude integrierten Vorraum mit Wärmebänken konnte man ins Sportbecken schwimmen, ohne durch Wind und Wetter laufen zu müssen. Die Heizung ist längst defekt und aus Kostengründen nicht mehr instand gesetzt worden. Der Kanal wird trotzdem noch genutzt – nicht zuletzt wegen des bequemen Einstiegs.

Behält man den Kanal bei, müssten bei der sonst vorteilhaften Variante die Kurzbahnschwimmer erst die Langbahnen queren. Die Kurzbahnen an den Kanal anzubinden, gehört zu den als zu teuer verworfenen Plänen, weil damit verbunden wäre, auch das Sprungbecken auf dieser Beckenseite zu bauen oder dort, wo jetzt der Beobachtungsposten des Freibadpersonals ist. Das heißt, es wären Stützpfähle notwendig und eine hohe Stützmauer für das Sprungbecken in etwa dort, wo jetzt der rückwärtige Weg zum Kiosk verläuft beziehungsweise am Bademeisterhäuschen.

Alternativ sieht der Architekt eine neue Treppe ins Becken im Bereich der 25-Meter-Bahn vor, so dass man bequem ins Becken steigen könnte. Um den Weg durchs Freie, der damit notwendig wäre, etwas komfortabler zu gestalten, kam aus dem Gemeinderat der Vorschlag, dort eine Möglichkeit vorzusehen, um Bademäntel aufzuhängen. Einschwimmkanal ja oder nein? Diese Frage soll mit den Nutzern diskutiert werden.

10,5 Millionen Euro Kosten

"Ohne Einschnitte wird es nicht gehen", gab der Bürgermeister zu bedenken. Denn: Das Schwimmerbecken in Kombination mit dem Sprungbecken ist nur eine Baustelle auf der Sonnenterrasse Frammersbachs. Zu den Schattenseiten gehört, dass auch die Technik wie Filter, Pumpen, Leitungen und Elektrik samt Gebäuden erneuert werden müssen, ebenso das Sanitärgebäude mit der Gaststätte, der Eingangsbereich und längerfristig das Nichtschwimmerbecken mit der Rutsche sowie Stützwände und Geländer.

Schon 2019 hatte Architekt Stahl Kosten von 10,5 Millionen Euro genannt. Nicht berücksichtigt sind darin die Baupreissteigerungen mit Sprüngen von 30 bis 50 Prozent, über die der Bürgermeister informierte. Er sei froh, dass die Arbeiten für den neuen Kindergarten bislang noch nicht betroffen waren. Einzelne Vorhaben müssten womöglich wegen der hohen Preise und der knappen Kasse der Gemeinde verschoben werden.

 
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