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FRAMMERSBACH
Frammersbach war einst größer als Lohr
Inzwischen abgerissen: Das stattliche Werk von Müller-Wipperfürth in Frammersbach.
Foto: Repro MP | Inzwischen abgerissen: Das stattliche Werk von Müller-Wipperfürth in Frammersbach.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 17.10.2017 10:27 Uhr

Der Fuhrmann ist bis heute die Symbolfigur, die Frammersbach repräsentiert. Als solcher lebt er weiter – allerdings nur noch im Museum des Ortes. Denn mit dem Aufkommen der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Fuhrmanns-Ära zu Ende.

Eine Ära, die gut 120 Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung 1314 begonnen haben dürfte. Denn bereits 1430 sind die ersten Frammersbacher Fuhrleute in Dokumenten von Antwerpen erwähnt. Gut 150 Jahre lang hatten die Frammersbacher das Monopol auf die Handelsroute Antwerpen – Leipzig und Frankfurt – Nürnberg.

Als 1616 der 30-jährige Krieg begann, zählte der Ort stolze 1400 Einwohner – 200 mehr als die Stadt Lohr zur gleichen Zeit.

Doch heute liegt die Gemeinde, vor gut 350 Jahren zum Markt erhoben, weit weg vom Schuss, von den Hauptverkehrsströmen: Die nächstgelegene Autobahnauffahrt liegt 28 Kilometer weiter entfernt, der ICE hält weder im Nachbarort Partenstein noch in Lohr.

Auch das zweite Gewerbe, das den Markt prägte und sich mit den Fuhrleuten das Heimatmuseum teilt, spielt keine Rolle mehr: die Schneiderei. Wie in manch anderen Orten im Spessart waren auch in Frammersbach viele Heimschneider zuhause. 1951 eröffnete Alfons Müller aus Wipperfürth in Frammersbach ein Zweigwerk, zwei Jahre später schon eine zusätzliche Produktionshalle.

In Spitzenzeiten beschäftigte der Herrenmodenfabrikant dort 1400 Menschen. 1977 aber wurde die Produktionsstätte geschlossen. Was blieb, sind die Erinnerung und der ehemalige Privatflugplatz des Unternehmers, den heute die Modellflieger nutzen. Die Werkshallen sind abgerissen und einem Gewerbepark gewichen, in dem auch ein Seniorenheim und ein Ärztehaus Platz finden.

Heute machen ausschließlich mittelständische Betriebe, oft spezialisiert, die Wirtschaftskraft des Ortes aus. W+M zum Beispiel konzentriert sich auf Kücheneinrichtungen in weiterer Umgebung und lockt auch immer wieder mal die Damen mit attraktiven Ladys Nights. Das Familienunternehmen Mill hat Expansionsdrang: Sie versorgt die Umgebung mit Baustoffen und betreibt zudem einen Baumarkt mit Schwesterunternehmen in Gemünden und bald auch Marktheidenfeld.

Jahrhunderte von Fuhrleuten geprägt, haben Gespanne in Frammersbacher heute nur noch nostalgischen Wert.
Foto: Lydia Welsch | Jahrhunderte von Fuhrleuten geprägt, haben Gespanne in Frammersbacher heute nur noch nostalgischen Wert.
Den ehemaligen Privatflugplatz von Müller-Wipperfürth nutzen heute die Modellflieger.
Foto: Ulf Kampfmeier | Den ehemaligen Privatflugplatz von Müller-Wipperfürth nutzen heute die Modellflieger.
Fraba Museum       -  Hunderte von Nähmaschinen surrten einst in Frammersbach. Daran erinnert unter anderem die Knopfmaschine im Schneider- und Fuhrmannmuseum, an der Armin Burger sitzt.
Foto: Yvonne Vogeltanz | Hunderte von Nähmaschinen surrten einst in Frammersbach. Daran erinnert unter anderem die Knopfmaschine im Schneider- und Fuhrmannmuseum, an der Armin Burger sitzt.
 
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