Mit der anstehenden Neuerstellung der Forsteinrichtung beschäftigte sich der Frammersbacher Gemeinderat am Montag. Der Fokus lag darauf, ob und wo im Gemeindewald Stilllegungen Sinn machen, ob eine naturnahe Bewirtschaftung zielführender ist und ob Ökopunkte gesammelt werden können.
Thorsten Schwab und Rebecca Thurner von der Forstbetriebsgemeinschaft Main-Spessart West und Forstdirektor Christoph Kirchner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellten potenzielle Stilllegungsflächen vor. Dabei wurde klar: Nicht jeder Bestand eignet sich für eine Stilllegung. Vor allem Bestände mit einem hohen Laubholzanteil oder mit einer hohen Altersspreizung eignen sich. Allerdings sind von diesen potenziellen Flächen im Frammersbacher Wald verhältnismäßig wenige vorhanden.
Es kommen etliche Bereiche in Frage
Als Flächen, die aus der Bewirtschaftung genommen werden könnten, eignen sich laut Geschäftsführer Schwab die laubholzreichen Mischbestände der Waldabteilungen "Donnereiche" und "Murschgrund" oberhalb des angedachten Gewerbegebiets "Aspenwurzel" mit einer Fläche von circa 25 Hektar. Auch die Erweiterung der bestehenden Stilllegungsfläche "Ruhgrund" um 15 Hektar am Ende des Rinderbachtals wäre denkbar. In Summe kämen circa 46 Hektar als Stilllegungsfläche mit Naturschutzfunktion zusammen, was circa 6,3 Prozent des Gemeindewalds entsprechen würde. Hinzu kämen noch 35 Hektar Stilllegungsfläche mit Erholungsfunktion am "Sauerberg" und "Steinacker".
In der Marktgemeinde sind Entwicklungsflächen im größeren Umfang für Industrie- und Baugebiete vorhanden. "Hierfür werden Ökopunkte gebraucht", so Bürgermeister Christian Holzemer. Deshalb sollte aus Sicht der Verwaltung versucht werden, "Ökopunkte für diese Aufwertungsmaßnahmen zu bekommen".
Mit einem Öko-Konto kann bei der Ausweisung von Gewerbegebieten der jeweilige Eingriff in die Natur ausgeglichen werden. Damit für die Stilllegung Ökopunkte kassiert werden können, muss dies bei der Aufstellung des neuen Forstwirtschaftsplans durch einen Gutachter berücksichtigt werden.
Sogar wertvolle Bestände stilllegen?
Holzemer gab zu bedenken, dass, wenn wertvolle Bestände aus der Bewirtschaftung genommen werden, dies auch wirtschaftliche Auswirkungen auf das Forstbetriebsergebnis habe. Auch stellt sich die Frage, ob innerhalb der nächsten 20 Jahre, in denen der neue Forstbetriebsplan läuft, Flächen für eine Stilllegung vorbereitet werden sollen. Dies begrüßte Norbert Meidhof (Freie Wähler). In den Diskussionsbeiträgen der Fraktionen wurde deutlich, dass mit der Stilllegung von Waldflächen Ökopunkte gesammelt werden sollen, aber der wirtschaftliche Aspekt nicht außer Acht gelassen werden soll.
130 bis 150 Bäume werden jährlich im Rahmen des Vertragsnaturschutzes geschützt, wofür die Kommune circa 20 000 Euro Förderung bekommt. Diese Größenordnung wird bei einer Stilllegung nicht mehr erreicht, gab Schwab zu bedenken. Aus dieser Sicht wäre eine naturnahe Bewirtschaftung zielführender.
Ob eine Stilllegung für "immer und ewig" gilt, wollte Sandra Völp (SPD) wissen. Kirchner sagte, dass diese bei der Nutzung von Ökopunkten mindestens auf 25 Jahre festgelegt ist. Im April/Mai soll ein Begang erfolgen, bei dem der Forsteinrichter einen "Fahrplan mit auf den Weg bekommt und die Ziele der Waldbesitzer bestmöglich umsetzen kann".