Mit einem Klotz namens „Hotz“ nehmen es die beiden Freunde Sebastian Schneider, 31, und Christoph Groetsch, 35, mit den ganz Großen der Spielwarenindustrie auf – mit Lego, Ravensburger, Haba und Fischertechnik. Gemeinsam haben die kreativen Köpfe vor zwei Jahren die Formknall GmbH mit Sitz in Burgsinn gegründet. Mit ihrem Spielzeug „Hotz“ aus Buchenholz sind sie jetzt in der Endrunde um den Spielzeugpreis „Das Goldene Schaukelpferd“. Aber die junge Firma hat noch Holzprodukte ganz anderer Art entwickelt, die zum Teil schon in alle Welt verkauft werden.
Ihr erstes Produkt, „Tidda“, benannt von und nach Schneiders Tochter Tilda, ist ein aus Holzstäben zusammensteckbarer Weihnachtsbaum. Den verkaufen die beiden hauptsächlich, zu 80 Prozent, ins Ausland. „Die Spanier sind ganz wild drauf“, sagt Groetsch. Der Erfolg könnte auch an dem kreativen Verpackungsaufdruck (Aufschrift: „Nur echt mit dem traurigen Holzfäller“, mit Hipsterbart), gestaltet von zwei Gemündener Grafikern, liegen. Und so stehen die Steckweihnachtsbäume aus dem Spessart mit dem traurigen Holzfäller nun auch in der Ukraine, in England und Japan.
In ihrem kleinen Büro, zu Hause bei Schneiders, erzählen die beiden Jungunternehmer, wie alles angefangen hat. Landschaftsarchitekt Sebastian Schneider, eigentlich Fellener, und der Langenprozeltener Holz- und Wirtschaftsingenieur Christoph Groetsch kennen sich über ihre Frauen, die beste Freundinnen sind. Schneider sei immer wieder mit Produktideen gekommen und habe ihn gefragt, wie man die umsetzen könnte, erzählt Groetsch, der zu Hause das Sägewerk übernommen hat. Eine eigene Firma zu gründen sei zunächst nur eine Schnapsidee gewesen, aber dann haben sie es umgesetzt.
Im Langenprozeltener Sägewerk wird inzwischen auch für Formknall gesägt. Eine, wenigstens in der Region, recht erfolgreiche Produktgruppe ist das „Feierholz“ von Formknall: Holz mit eleganter Verpackung im Sixpackformat. Wie die anderen Produkte trägt es das Firmenlogo, einen Blitz. Der Renner, so erzählen die beiden Unternehmer, ist das „Franken-Feuer“, zwei wie Schwedenfeuer eingesägte handliche Fichtenklötze. Das „Franken-Feuer“ verschenken Firmen gern an ihre Kunden. So hätten sie auch eine Brauerei damit beliefert. Angedacht sei eine Winzeredition mit einem Feuerklotz und einem Bocksbeutel. Ideen muss man haben.
Und die hat Sebastian Schneider. So hatte er irgendwann den Gedanken, einen Bauklotz zu schaffen, der durch seine Form verschiedene Spielvarianten zulässt. Er hat gezeichnet und herumprobiert, bis ihm der aus drei Hexagonen, also Sechsecken, zusammengesetzte Grundkörper einfiel, der „Hotz“. Der lässt sich wie ein Puzzle zu Figuren zusammenlegen und zu verschiedenen Körpern auftürmen.
Weil seine und andere Kinder – „die härtesten Kritiker“ – damit tatsächlich spielten, so Schneider, waren sie sich sicher, dass „Hotz“ funktioniert. Der Klotz, hergestellt bei Ruco-Profil in Langenprozelten und seit Oktober im Handel, wurde bereits mit dem Siegel „spiel gut“ ausgezeichnet – und schon dreimal nachproduziert, erzählen Groetsch und Schneider. Und der Klotz ist „geschmacksmustergeschützt“, soll heißen, wenigstens in Europa darf ihn keiner nachbauen, auch nicht aus Plastik.
„Es hängt an so einem Produkt unheimlich viel dran“, sagt Schneider. Ein Produkt zu fertigen mit ersten Zeichnungen und Prototypen und Patentierung, dann Hersteller zu suchen und es schließlich in den Handel zu bringen mit einer extra gestalteten Verpackung, mit Grünem Punkt und Strichcode und allem ist für sie nach wie vor eine Herausforderung. Acht- bis zwölftausend Euro fallen so an Kosten an für die Erstserie.
Jetzt müssen schnell noch mehr Produkte her, in Kürze sollen es zehn sein, die Händler würden danach verlangen. Derzeit haben sie fünf Spielzeuge in der Entwicklung, darunter ein Steckspielzeug und mit einer anderen Firma zusammen ein weiteres Holzspielzeug, mit dem man über ein Smartphone spielen kann. Und es soll Varianten vom „Hotz“ geben – in Farbe und andere dazu passende Klötze. 100 bis 150 Spielwaren- und Designläden vertreiben ihre Produkte mittlerweile, allein zehn in Berlin. In Main-Spessart jedoch bislang noch gar keiner. Formknall will künftig die Spielzeugschiene verstärken, deshalb ist ein Besuch auf der nächsten Nürnberger Spielwarenmesse im Frühjahr geplant. Da fällt viel Arbeit an für den „Nebenjob“, was die Firma für beide ist.
Für den „Hotz“ kann man bis 7.Juli unter www.das-goldene-schaukelpferd.de abstimmen.