Im Januar 1973 stürzte zwei Kilometer nördlich von Rechtenbach ein Sportflugzeug ab. Drei Männer und ein Kind kamen dabei ums Leben. Seither erinnern vier Kreuze an der Absturzstelle an das Unglück von einst. In diesem Sommer erneuerte die Forstverwaltung der Stadt Lohr die Kreuze.
Doch welche Tragödie spielte sich vor 48 Jahren in der Nähe der Weikertswiese ab? Ein Sportflugzeug stürzte am Sonntag, 28. Januar 1973, gegen 14.45 Uhr im Lohrer Stadtwald ab. Nach Pressemeldungen war die Privatmaschine in eine "dicke Nebelgruppe" geraten und hatte die Orientierung verloren. Die "Waschküche" über dem Spessart muss "undurchdringlich" gewesen sein, hieß es damals bei einer Pressekonferenz. Die einmotorige Piper PA 180 Cherokee zerschellte in der Nähe der Weikertswiese in einem Buchenbestand. Wrackteile lagen im Umkreis von mehreren hundert Metern verstreut.
Die viersitzige Maschine war am Vormittag in Kassel-Calden mit dem Ziel Würzburg gestartet. Vermutlich gegen 11.45 Uhr erfolgte die letzte Flugeintragung. Gegen 14.45 Uhr hörten zwei Männer in Rechtenbach einen lauten Knall und machten sich auf die Suche. Durch Zufall fanden sie nach einer Stunde die Unfallstelle.
Von Bäumen zerfetzt
Laut Zeitungsartikel soll die Sportmaschine nicht explodiert, sondern beim Absturz durch die Wucht des Aufpralls von den Bäumen zerfetzt worden sein. Bei den Toten handelte es sich um den 43-jährigen Piloten und dessen elfjährigen Sohn, die aus Hofgeismar stammten, sowie einen 51-jährigen Realschullehrer und dessen Sohn, einen 33-jährigen Kriminalbeamten aus Kassel. Rätselhaft blieb den Ermittlern der Unfallursache, warum der Pilot über Funk nicht um Hilfe rief.
Revierleiter Jörg Boshof betreut seit 2006 das städtische Forstrevier "Dicker Rohn" und ist beim Auszeichnen von Bäumen auf die Kreuze gestoßen. Im Gespräch mit unserem Medienhaus erzählt er an der Absturzstelle, dass die Waldarbeiter nach dem Sturm "Kyrill" im Januar 2007 beim Aufarbeiten des Windwurfs durch Zufall drei Kreuze wiedergefunden hatten. In der Ausbildungswerkstatt ließ Boshof drei kleine Kreuze in der ursprünglichen Form anfertigen.
Kreuze an den Bäumen
Nachdem der "Zahn der Zeit" auch an diesen Kreuzen mittlerweile über zehn Jahre genagt hatte, war es nun wieder an der Zeit, die Kreuze zu erneuern. Zusammen mit den Auszubildenden wurden in diesem Jahr etwas größere Kreuze angefertigt. Diese ließ Boshof diesmal an den Bäumen anbringen, so dass diese vielleicht ein paar Jahre länger halten.
Die ursprünglichen Kreuze hatten Alois und Lydia Bartel an der Absturzstelle aufgestellt. Arthur Geist hatte die Kreuze damals im Auftrag des Ehepaars angefertigt. Über 20 Jahre pflegte Lydia Bartel die Gedenkkreuze und schmückte sie regelmäßig mit Blumen, erzählt Tochter Barbara Sandmark. Ihr Vater Alois Bartel und Paul Durchholz waren die beiden Männer, die als erstes zur Unglücksstelle eilten. Lydia Bartel verständigte den Pfarrer.
Kindheitserinnerungen
Der Amtsleiter der Stadt Lohr Dieter Daus hat Kindheitserinnerungen an die Absturzstelle und die aufgestellten Kreuze. Mit seinem Vater, der aus Rechtenbach stammte, besuchte er in jungen Jahren öfter die Absturzstelle. "Das hat mich immer bewegt", erinnert sich Dieter Daus vor Ort.
Auch Jahre danach konnte man auf dem Waldboden Bauteile der Maschine wie Transistoren finden. Daus erinnert sich, dass das Flugzeug keine Schneise geschlagen, sondern lediglich zwei bis drei Bäume gekappt hatte. Aus Erzählungen seines Vaters weiß er, dass sich einer der Verunglückten in einem Baum bemerkbar gemacht hatte, als damals die beiden Rechtenbacher am Unglücksort eingetroffen waren. Bis sie aber ins Dorf geeilt waren, um Hilfe zu holen, war dieser ebenfalls verstorben. Handys gab es ja noch nicht.
Es ist für die Angehörigen zur Trauerbewältigung wichtig, eine solche Stelle zu haben. "Wenn schon damals seitens Rechtenbachern die Kreuze so gut gepflegt und aufrechterhalten worden sind, dann ist es von städtischer Seite nur recht und billig, dass wir das gemacht haben", sagt Daus.
Beschilderung von Dieter Ihls
Damit Wanderer und Interessierte die Absturzstelle unweit des Spessartwegs 1 und des Schneewittchenwegs finden, hat der Rechtenbacher Dieter Ihls auf dem Spessartweg 1 an der Hochspannungstrasse angefertigte Schilder aufgestellt. Am Wegweiser "Rechtenbach, östl. Weikertswiese, Abzweig Partenstein" folgt man dem Rundwanderweg "Rechtenbach 3" und geht wenige hundert Meter weiter einen Trampelpfad, um zur Absturzstelle zu gelangen.