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Frammersbach
Flüchtlingspaar benennt Tochter nach Kanzlerin
Das syrische Flüchtlingskind Angela aus Frammersbach. Die Eltern nannten ihre in Deutschland geborene Tochter aus Dankbarkeit nach Bundeskanzlerin Angela Merkel
Foto: Lydia Gröbner | Das syrische Flüchtlingskind Angela aus Frammersbach. Die Eltern nannten ihre in Deutschland geborene Tochter aus Dankbarkeit nach Bundeskanzlerin Angela Merkel
Lydia Gröbner
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:48 Uhr

Helle Haut, dunkelblonde Löckchen, große braune Kulleraugen, die neugierig in die Welt schauen. Ein hübsches Mädchen – ein Flüchtlingskind. Geboren wurde Angela im März 2016 in der Würzburger Uniklinik als jüngstes Kind der syrischen Flüchtlingsfamilie S., die seit Oktober 2016 in Frammersbach (Lkr. Main-Spessart) wohnt. Stolz zeigt Mohamad S. die Geburtsurkunde seiner Tochter. „Sie heißt Angela. Aus Dankbarkeit gegenüber Frau Merkel, die uns in Deutschland ein neues Zuhause gegeben hat“, sagt er und lächelt zufrieden.

Es ist eine genauso ungewöhnliche wie schöne Geschichte. Während sich die Bundeskanzlerin hierzulande für ihre humanitäre Flüchtlingspolitik zahllosen Anfeindungen ausgesetzt sieht, zeigt das Beispiel der syrischen Familie aus Aleppo die andere Seite. An konkreten Fällen wie diesem wird die große Not der Menschen deutlich, die in den Kriegswirren um ihr Leben fürchten und ihren einzigen Ausweg in der Flucht sehen. Im Spätsommer 2015 hat sich Angelas Vater Mohamad zusammen mit seinem zweitältesten Sohn Ibrahim (9) auf die lebensgefährliche Reise in einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Europa begeben. Es ist der Weg, den Tausende wählen, und der für viele im Tod endet.

Mohamad und sein Sohn aber haben Glück, sie können sich bis nach Deutschland durchschlagen. Im damals schon zerstörten Aleppo zurücklassen musste der 36-jährige Familienvater seine schwangere Frau Khawther und die beiden Söhne Atel (13) und Ahmad (6). „Wir hatten Angst um unser Leben. Jeden Tag sind Bomben gefallen. Meine Kinder konnten nachts nicht mehr schlafen und waren völlig verstört“, schildert der Flüchtling die Situation in der vom Krieg zerstörten syrischen Stadt, die ihn zur Flucht zwang.

Ältester Sohn vermittelt

Er spricht aufgeregt laut. Er gestikuliert heftig, wenn er die Ereignisse der vergangenen Monate zu schildern versucht. Sein ältester Sohn Atel übersetzt, hilft dem Vater die richtigen Worte zu finden. Ohne den heute 13-Jährigen und die Unterstützung der Asylhelferkreise Lohr und Frammersbach würde sich die Flüchtlingsfamilie im deutschen Behördendschungel wohl kaum zurechtfinden. Mohamad S. ist deshalb sehr glücklich, dass es seine Familie im Februar 2016 geschafft hat, in das „sichere Deutschland“ nachzukommen.

Die Syrer gehören zu den ersten Asylsuchenden, die in der Gemeinschaftsunterkunft am Lohrer Sommerberg ein Zimmer bezogen. Mit der Anerkennung als Flüchtlinge mussten sie sich eine andere Bleibe suchen. Ein großes Problem, wie sich herausstellen sollte. „In Lohr gibt es keine Wohnungen für große Familien“, musste Mohamad S. erfahren. Deshalb sei er sehr froh gewesen, in Frammersbach unterzukommen, wo es auch „Aldi, Norma und Edeka“ gibt, wie er sagt. Dort wohnt die Familie mit zwei weiteren Flüchtlingsfamilien in einem großen Privathaus. „Die Leute in Frammersbach sind nett und hilfsbereit“, sagt der Vater über seine neuen Nachbarn. Seit September besucht er den Integrationskurs an der Volkshochschule in Lohr. Wie es danach für ihn weitergeht? „Ich möchte Arbeit finden. Egal was“, sagt er. Als gelernter Konditor sind seine Aussichten gar nicht so schlecht. Immerhin kann Mohamad in der ersten Neujahrswoche ein Praktikum in einer Frammersbacher Bäckerei absolvieren.

Familie ist zufrieden mit der Situation

Die Söhne Atel und Ibrahim besuchen die Schule in Frammersbach. Sie haben in nur wenigen Monaten verblüffend gut Deutsch gelernt und wollen nach den Weihnachtsferien unbedingt zum Fußball- oder Tischtennistraining gehen. Die Mutter ist zu Hause und kümmert sich um die beiden jüngsten Kinder. Der inzwischen sechsjährige Ahmad musste vom Schulbesuch zurückgestellt werden, da es noch mit der Sprache haperte. Den dringend benötigten Kindergartenplatz gibt es in Frammersbach und Umgebung nicht. Trotzdem ist die Familie zufrieden.

„Alles ist gut“, sagt die 31-jährige Mutter, und gibt der quengelnden Angela die Brust. Das Mädchen in ihrem Arm ist noch zu klein, um zu begreifen, welchem Schicksal es seinen Namen zu verdanken hat. Im Moment ist sie einfach nur sehr zufrieden in ihrer kleinen Welt in Frammersbach, in der für alles bestens gesorgt ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Angela mit den großen braunen Kulleraugen ihr prominenter Name auch weiterhin Glück bringen wird.

 
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    Wenn die Kleine im März dieses Jahres geboren wurde, dann ist sie 10 Monate alt. Das Kind auf dem Photo ist definitiv älter und wird auch bestimmt nicht mehr gestillt! 9 Monate alt und dann diese Zähne.
    Mit Verlaub: Die Frammersbacher sollten sich schämen! In einem 4-gruppigen Kindergarten soll es keinen Platz geben. Wir nehmen 25 Kinder pro Gruppe, Schluss aus Äpfel. Ausnahmen machen wir nicht. Da könnte ja jeder kommen!
    Das kann nicht Euer Ernst sein! Es ist halt immer: Wo kein Wille, da kein Weg
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  • T. M.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • B. L.
    Ich wünsche von Herzen, dass der Krieg vorbei ist. Da könnt ihr Flüchtlinge endlich zurück in eure Heimat.
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  • F. S.
    Er haut ab und lässt die Familie in Not und Krieg alleine! Das ist eine schrecklich traurige Geschichte. Ich hoffe sehr, dass das kommende Jahr dem gequälten Land den Frieden bringt und dass die syrischen Familien bald in ihre geliebte Heimat zurück kehren können.
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  • H. S.
    Man kann nur hoffen, das der gerade begonne Waffenstillstand hält, der IS aus Syrien vertrieben wird und dort endlich Frieden einkehrt.
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  • L. W.
    Der Widerspruch ist in Ihrem Post bereits enthalten: Wie soll der IS vertrieben werden und gleichzeitig der Waffenstillstand eingehalten werden?
    Sie wollen nur die Menschen in den Krieg zurück schicken, wie es ihnen dort geht , ist Ihnen scheind es egal.
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  • c. a.
    1. Ja! Es ist sehr wohl einen längeren Artikel mit Bild wert. Denn diese Familie zeigt wieder einmal, dass nicht alle Flüchtlinge schlecht sind, wie doch so gerne von einigen der bekannten Schreiberlinge kolportiert wird. Diese Menschen verdienen, im Leben eine Chance zu bekommen, was in Syrien - zumindest derzeit - kaum möglich sein dürfte.

    2. Mit dem Artikel zum Facebook-Fake vergleichbar? Nun, wirklich nicht! Hinter diesem Artikel stehen unangenehme deutsche Zeitgenossen, die sich in einem SOZIALEN (lesen Sie die Definition zu "sozial"!) Netzwerk bewegen. Wissen sie nicht, was sie anrichten oder tun sie solche Dinge bewusst? Beides ist fatal!

    Und an Sie beide: Denken Sie doch einmal darüber nach, wieviel Glück Sie hatten, in diesen Teil der Welt geboren worden zu sein. Wären Sie nicht auch dankbar, wenn Sie in einer solch aussichtslosen Situation, in der sich die Menschen in Syrien befinden, eine neue Heimat finden könnten?

    Alles Gute für 2017!
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  • T. B.
    Zunächst einmal haben Sie recht damit wenn Sie sagen, dass nicht alle Flüchtlinge schlecht sind, ich denke die allermeisten sind keine schlechten Menschen. Jeder dieser Menschen verdient es auch eine Chance zu bekommen, und darüber hinaus haben wir durchaus das Glück auf unserer Seite, dass wir in diesem Land geboren sind. Aber all dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit den Flüchtlingen auch Terror, Bedrohung und Gewalt in dieses Land gekommen ist. Frau Merkel hat ohne Zustimmung über 2 Millionen Menschen, zum größten Teil unkontrolliert, in dieses Land gelassen, aber mit dem gebetsmühlenartigen Lippenbekenntnis "wir schaffen das" ist es nicht getan. Es ist ein Unterschied 200 oder 300 Tausend Menschen unterzubringen und zu integrieren, bei 2 Mio. Menschen ist dies beinahe unmöglich. Das Thema ist sehr vielschichtig und nicht in ein paar Sätzen zu beschreiben. Wir können definitiv viel leisten, aber wir benötigen auch klare Strukturen, und genau diese vermisse ich derzeit.
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  • A. H.
    Danke!
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  • J. N.
    der kleinen Angela ein sicheres, gesundes und glückliches Leben - und dass sie niemals Krieg, Zerstörung und Angst kennenlernen muss.
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  • E. R.
    Da die Kanzlerin keine eigenen Kinder hat, böte es sich doch an, dass sie die Patenschaft für dieses kleine niedliche Mädchen übernehmen würde.
    Man sollte sie fragen und ihr diesen Artikel nach Berlin schicken.
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  • A. H.
    Wieso sollte jetzt die Kinderlosigkeit der Kanzlerin für eine Patenschaft sprechen? Sehen Sie da einen Zusammenhang oder ham se halt auch wieder mal was....
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  • G. B.
    Es kommt einen vor, dass mit dieser Belanglosigkeit einfach mal was leichtes und nicht negatives über Flüchtlinge berichtet werden soll.
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  • H. S.
    ... und den Supermarkt.
    Es ist nicht das Erste mal, das jemand in Deutschland den Vornamen des gerade aktuellen Regierungschefs erhält. Nicht alle davon waren später noch glücklich mit diesem Namen...
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