
Der Landkreis war 2015 im Ausnahmezustand. In der Hochphase kamen bis zu 40 Flüchtlinge in jeder Woche. Wohin mit ihnen? Und wie lassen sich die Geflüchteten in die Gesellschaft integrieren? Welche Fortschritte wurden gemacht, nach dem jetzt fast vier Jahre vergangen sind? Ist die Integration gelungen? "Es gibt viele Erfolge", sagt Laura Senger. Sie ist im Landratsamt die Integrationslotsin und als solche die Ansprechpartnerin für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Doch die Integration sei ein langer Prozess, sagt sie. Daher gebe es noch viel zu tun.
Es waren knapp 1500 Geflüchtete, die im Jahr 2015 und 2016 in den Landkreis gekommen sind. Der Großteil aus Syrien, viele aus Afghanistan, aus der Ukraine, aus Äthiopien, dem Iran und aus Weißrussland. Das sind 1500 Einzelschicksale, viele erhielten dauerhaft Asyl, manche haben den Landkreis – auch gegen ihren Willen – wieder verlassen. Die Frage nach einer gelungenen Integration lässt sich daher nicht pauschal beantworten. "Es gibt gute Beispiele, es sind aber auch noch viele Anstrengungen nötig", so Senger.
Zahlreiche Anfragen aus den Helferkreisen
Ihre Stelle wurde 2016 geschaffen, als auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise das Landratsamt mit Anfragen vor allem aus den Helferkreisen überschüttet wurde. "Es gab Fragen ohne Ende", erinnert sich Laura Senger, die damals im Landratsamt in der Pressestelle gearbeitet hatte. Diese stand wie andere Sachgebiete dem Sozialamt unterstützend zur Seite. Laura Senger wurde so zur Ehrenamtskoordinatorin, später wurde diese Stelle zur Integrationslotsin weiterentwickelt.
Als die Geflüchteten hier in den Landkreis ankamen, galt es zunächst, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Die Menschen brauchten eine Unterkunft, Decken, Kleider und Spielsachen für die Kinder. Notunterkünfte wurden belegt und den Geflüchteten bei Behördengängen geholfen. Laura Senger hat den vom Regionalmangementt entwickelten Leitfaden für die Helferkreise erweitert, in dem viele rechtliche Fragen geklärt wurden, der Tipps zum Umgang mit den Geflüchteten gab und der auch zu einem besseren Verständnis ihrer Notsituation beitrug.
Jetzt, fast vier Jahre später, gibt es manche Helferkreise gar nicht mehr, denn mit der Schließung von dezentralen Unterkünften war deren Arbeit getan. Für die noch bestehenden Helferkreise hat sich die Arbeit verändert. "Sie sind nach wie vor wichtig", sagt Senger. Es gehe jetzt nicht mehr um Hilfe bei den Grundbedürfnissen. Die Aufgabe der Helfer sei es, den sozialen Kontakt zu den Geflüchteten zu halten. "Denn nach wie vor ist der Schlüssel zur Integration die Sprache", sagt Senger. Da sei ein Umfeld nötig, in dem deutsch gesprochen wird. "Denn die Sprache lernt man nur durch Sprechen", sagt sie.
Da gibt es viele Erfolge. Senger kennt Geflüchtete, die die deutsche Sprache mittlerweile gut beherrschen, die eine Arbeit und eine Wohnung gefunden haben und deren Kinder in Kindergarten und Schule bestens integriert sind und dort deutsch wie ihre Muttersprache erlernen. Sehr hilfreich für die Integration sind die Sportvereine. Gemeinsames Fußballspielen verbindet. Laura Senger hat daher aufgrund vieler Anfragen den Leitfaden herausgegeben, wie ein Spielerpass für Jugendliche aus dem Ausland beantragt wird.
Beide Seiten müssen die Integration wollen
Es gibt aber auch Beispiele, die zeigen, dass die Integration nicht gelungen ist. Das will Laura Senger nicht verschweigen. "Sie kann nur funktionieren, wenn beide Seiten das wollen", sagt sie und bezieht dabei ausdrücklich die Geflüchteten mit ein. Zum einen müsse der Aufnahmewille der Gesellschaft da sein, zum anderen müssten die Geflüchteten auch Integrationswille zeigen. "Das klappt meistens gut, manche tun sich allerdings schwer."
Hier helfen die Integrationskurse, die von den Volkshochschulen angeboten werden und zu deren Teilnahme die Geflüchteten verpflichtet sind. Aber auch hier gilt, manche zeigen nach wenigen Kursen große Fortschritte, bei manchen sind noch weitere Bemühungen nötig. Umso wichtiger ist es, dass die Geflüchteten über die Sprachkurse hinaus ein soziales Umfeld haben, in dem deutsch gesprochen wird. "Sie brauchen Kontakt zu den Deutschen", so Senger. Das sei der beste Weg zu Fortschritten in der Integration.
Neue Helfer sind immer noch gefragt und willkommen
Dieses soziale Umfeld zu schaffen und aufrecht zu erhalten, gehört aus Sicht von Laura Senger zu den wichtigen Aufgaben der Helferkreise. Daher werden auch weitere Helfer gebraucht, die Freizeitangebote mit den Geflüchteten organisieren, gemeinsam Sport oder Ausflüge machen oder ein Treffen für ein gemeinsames Frühstück oder Hausaufgabenhilfe für die Kinder anbieten. Nach wie vor werden Helfer bei Behördengängen und bei der Wohnungssuche benötigt. "Dies sind Dauerthemen", sagt Senger, die eng mit der sozialen Wohnungsbörse der Caritas "FairMieten" zusammenarbeitet.
Wertvolle Hilfe können die Helfer auch bei der Suche nach einem Job leisten. Es gibt auch viele individuelle Probleme, die die Geflüchteten haben wie beispielsweise die Umschreibung eines Führerscheins oder die Anerkennung ihrer in ihrem Heimatland erworbenen Abschlüsse. Interessenten können sich gerne bei Laura Senger im Landratsamt unter Tel. (09353) 793 1021 oder unter laura.senger@lramsp.de melden.