
Warum der Klimaschutz wichtig ist, was man weltweit dafür tun müsste und was jeder selbst dafür tun kann - diesen und vielen anderen Fragen gingen die Schüler der Theodosius-Florentini-Schule Gemünden (Realschule und Gymnasium) am Dienstagvormittag nach. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema war eine Idee der Schülermitverantwortung (SMV). Dafür hatte sie fachkundige Referenten eingeladen. Zwar gingen die Schülerinnen und Schüler nicht zum Demonstrieren auf die Straße, sondern erörterten die Problematik in der Schule, dennoch hatte stellvertretender Schulleiter Carsten Klafke dem Vormittag in Anlehnung an die populären Freitagsdemonstrationen den pointierten Titel "Florentini for Future" gegeben.
Viel Beifall erhielt Schülersprecherin Emily Franz für die Organisation des Vormittags. Das habe etwa zwei Wochen intensive Vorarbeit bedeutet, sagte sie gegenüber der Redaktion. Ihrer Einladung gefolgt waren Patrick Friedl (Würzburger Landtagsabgeordneter der Grünen), Laura Schneider und Kevin Müller von der Tierschutz-Jugendkampagne "Peta Zwei" sowie Marina Kunst und Thomas Palma vom Bündnis "Seebrücke - Schafft sichere Häfen" für Flüchtlinge.

Dass Vieles miteinander verzahnt ist - Klimawandel, Armut, Hunger, Migration, Kampf um Ressourcen und Macht - und dass bei Lösungsansätzen für ein Problem darauf zu achten ist, nicht ein anderes zu verschärfen, war eine Erkenntnis des SMV-Tags "Florentini for Future". Eine andere war, dass man nicht aus vermeintlicher Ohnmacht in Pessimismus verfallen muss. Dazu erarbeiteten die etwa 320 teilnehmenden Schüler eine Vielzahl Vorschläge, wie jeder bei sich selbst im Kleinen mit Verbesserungen anfangen könnte.
Aufgebaut war der Vormittag in drei Stufen, beginnend um 8 Uhr mit einem Impulsreferat des Abgeordneten Patrick Friedl über "Wie geht es unserem Klima?“, das um 9 Uhr zu Workshops überleitete, deren Ergebnisse von 11 bis 13 Uhr in einer Podiumsdiskussion „Florentini for Future“ im Festsaal des Kreuzklosters diskutiert wurden. Die Workshops stellten sich folgenden Themen: Schattenseiten der Bekleidungsindustrie, Reflectory (Abschätzen der Folgen bestimmter Entscheidungen), Vor- und Nachteile der Palmölproduktion, Stromerzeugung, Ernährung, Migration und Klimagerechtigkeit, Klimaschutz, Klimaschutz-Aktionen und -Bewegungen.
Podiumsdiskussion

Über die Ergebnisse diskutierten auf dem Podium mit den Schülern die Workshopleiter Marina Kunst und Thomas Palma vom Bündnis "Seebrücke", Laura Schneider und Kevin Müller ("Peta Zwei"), MdL Patrick Friedl und die Florentini-Lehrer Julia Hayn, Christian von Rhein und Tino Zirkenbach. Immer wieder stieß die Diskussion an die (welt-)politischen und gesellschaftlichen Kontroversen auf, die abschließend und im Konsens zu bewältigen, im Festsaal nicht nicht möglich war. Moderator Robert Bauer, ebenfalls Lehrer, kam immer wieder zurück zum Kern "Was kann ich tun?". Verhaltenstipps wie, weniger Fleisch zu essen, Strom zu sparen, nach Möglichkeit aufs Auto zu verzichten, Fair-Trade-Waren zu kaufen und viele andere mehr, hatten die Workshop-Gruppen auf Stellwänden gesammelt. Einen eigenen Vorsatz zu fassen und sich einen zweiten aus den Vorschlägen zu wählen, dazu rief Robert Bauer am Ende auf.
Patrick Friedl freute sich: "Die Schülerinnen und Schüler stellen die richtigen Fragen, die Existenzfragen der Menschheit." Ein Auszug aus den Fragen ans Podium:
Der Weltuntergang
"Wann wird die Welt untergehen?" Antwort von Marina Kunst: "Die Menschheit Ja, die Erde wird sich erholen. Die Leute sterben schon jetzt an den Auswirkungen des Klimawandels. Daher müssen wir unser Leben jetzt umkrempeln."
Eine Milliarde Flüchtlinge
Bis 2050 rechnen die Vereinten Nationen mit einer Milliarde Klima-Flüchtlingen - wo sollen die hin? "Sie wollen auch keine Messerstecher (...) bei sich im Keller haben?!" Antwort von Patrick Friedl: Deutschland habe mit 800.000 Flüchtlingen seine Aufnahmefähigkeit bewiesen, das habe gut funktioniert, sei nur "leider politisches Kampfgebiet" geworden. Man werde sich auch auf eine europäische Binnenmigration wegen des steigenden Meeresspiegels einstellen müssen. Großbritannien werde 2045 ein nicht zu schützendes Dorf an der walisischen Küste aufgeben.
Globalisierung
Marina Kunst: Die meisten Flüchtlinge bleiben in Nachbarländern, nicht alle kommen nach Europa. Aber: "Wir leben auf Kosten von Menschen, um die wir uns nicht kümmern." Tino Zirkenbach wandte ein: Globaler Handel sei nicht per se falsch, sondern habe wohlstandsfördernde Effekte auch in den Entwicklungsländern. Dass dort der Profit ungerecht verteilt werde, sei den Industrieländern nicht anzulasten.
Waffenhandel
Sollte der Waffenhandel in Deutschland eingeschränkt werden? Friedl: "Waffen sind das Grundübel", Krieg um Ressourcen eine Fluchtursache. "Man sollte den Waffenexport in Deutschland verbieten."
Elektromobilität
Elektro-Autos verbrauchen zu viel Ressourcen, zerstören die Umwelt, können nicht massenhaft geladen werden, konstatierte ein Schüler. Antwort von Christian von Rhein: Das zu beurteilen, fehle der Runde das technische Wissen, vielleicht werde einmal einer der Schüler den nötigen Fortschritt einleiten. Friedl: "Das Rückgrat des Verkehrs muss der öffentliche Verkehr (Bahn, Bus) werden." Die restlichen Strecken sollen mit Fahrrad, Lastenfahrrad oder nötigenfalls mit Elektro-Auto-Sharing bewältigt werden.

