
Die Mainfischer müssen heute selbst für ihren schwimmenden Nachwuchs sorgen. Ohne menschliches Zutun könnten die Bestände nicht überleben, zu groß sind die Gefahren, denen die kleinen Fische ausgesetzt sind: Manches Leben endet in den Turbinen der Kraftwerke, andere fallen Fressfeinden zum Opfer: Am Grund des Flusses lauert die Grundel, die am Rumpf von Schiffen aus der Donau eingeschleppt wurde und sich an der Fischbrut gütlich tut. Aus der Luft stößt der Kormoran zu. Auch die Schifffahrt, die heute dank Radar und automatischer Schleusen rund um die Uhr unterwegs ist, stört die Entwicklung der Fischbrut zum ausgewachsenen Tier.
Die Fischer- und Schifferzunft Marktheidenfeld hat, wie es der Tradition dieser 1649 gegründeten, altehrwürdigen Vereinigung entspricht, Anfang des Jahres Bilanz gezogen. Beim Jahrtag im Franck-Haus hat Obermeister Thomas Lermann auch über den Fischbesatz des abgelaufenen Jahres resümiert. Wie sich gezeigt hat, wurden 2019 so viele Aale eingesetzt wie nie zuvor. 185,3 Kilogramm, das sind umgerechnet rund 22 500 Stück, an Farmaalen haben die Marktheidenfelder Fischer in den Zunftgewässern ausgesetzt und das nicht ohne Grund: "Der Aal ist eine gefährdete Art und man kann ihn nicht züchten", erklärt der Obermeister.
Der schlangenförmige Fisch legt eine unglaubliche Strecke von 5000 Kilometern zurück, er schlüpft in der Sargassosee in der Nähe der Bahamas und durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen, ehe er in hiesigen Gewässern zu finden ist. Etwa drei Jahre lang ist der Fisch unterwegs.

»Als Glasaal wird er vor den Küsten Europas gefangen, gefüttert in Farmen und aufgezogen in Fischzuchten, danach wird er verkauft«, erläutert Lermann.
Heiße Sommer wirken sich auf Fische aus
Ein heißer Sommer wie in den vergangenen beiden Jahren hat auch seine Wirkungen auf die Gewässer und somit die Fische. Der Sauerstoffgehalt im Fluss sinkt bei vergleichsweise hohen Wassertemperaturen, 28 Grad Celsius gelten als kritisch für die Bestände. Als Konsequenz habe die Fischerzunft den Besatz erst sehr spät im Jahr vorgenommen und die meisten Jungfische erst Mitte November eingesetzt, erläutert der Obermeister. Insgesamt habe man mehr als 20 000 Euro für den Fischbesatz ausgegeben. Durch die Ausgabe von Angelkarten kommt wieder Geld in die Kasse.
Wichtige Ziele in den kommenden Monaten sind, die Bedingungen für die Angler zu verbessern. Insbesondere möchte die Zunft Angelplätze für behinderte Angelfischer gestalten. Hierzu wurden schon Gespräche mit den Verantwortlichen geführt, berichtete Lermann. Auch die Parksituation für Angler entlang der Mainstrecke von Marktheidenfeld bis kurz vor Bettingen bedürfe einer Prüfung. In manchen Bereichen könne der Angler über Kilometer sein Fahrzeug nicht gewässernah parken und die Angelplätze erreichen.
Zunft will sich bei Mainufergestaltung einbringen
Auch bei der zukünftigen Mainufergestaltung werde und möchte sich die Zunft aktiv einbringen. "Es ist halt schon immer unser Mee und keiner ist so eng damit verbunden wie wir", sagt der Obermeister. Zum 371. Jahrtag mit Hauptversammlung waren 20 der 33 Zunftmitglieder gekommen. Beschlossen wurde, eine Spende von 500 Euro für die inzwischen fast abgeschlossene Renovierung der Kirche St. Laurentius zu geben, berichtet Lermann.
Erstmals hat die Fischerzunft ihren Jahrtag gemeinsam mit dem 1948 gegründeten Schifferverein »Gute Fahrt« gefeiert. Dazu traf man sich zum gemeinsamen Gottesdienst in der St.-Josefskirche. Anschließend hielten beide Vereinigungen getrennt ihre Jahresversammlung im Franck-Haus ab. Im neuen Jahr plant man einen Ausflug, vorgeschlagen wurde eine Floßfahrt auf der Isar. Der Vorsitzende Klaus Ludorf wurde in der Versammlung einstimmig zum Ehrenmitglied des Schiffervereins »Gute Fahrt« Marktheidenfeld ernannt.