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HÄDEFELD
Fischers Fritz und die echten Hädefelder
Oh herrliche Frühlingszeit       -  _
Ralf Thees, Redakteur, Main-Post, Redaktion Marktheidenfeld.
Ralf Thees
 |  aktualisiert: 01.03.2017 03:37 Uhr

Ihr lieben Leut!

Selig sind die, die in Hädefeld geboren sind. Denn ihnen soll ein Lätzchen gehören.

Den bis heute den Wenigsten bekannte Vers der Bergpredigt muss wohl jemand im Rathaus entdeckt haben. Denn um die Geburtenrate nach oben zu treiben, hat sich die Stadt folgendes Lockangebot ausgedacht: Jedes Kind, das einer Hädefelder Bürgerin geboren wird, bekommt ein Lätzchen mit dem Aufdruck „Ich bin ein Hädefelder“ oder wahlweise „Ich bin eine Hädefelderin“ geschenkt. Und das schön nach dem klassischen Rollenbild in Blau für Jungs und in Rosa für Mädchen. Darüber gedruckt ist noch ein Hoppelhäschen mit Herz.

Der süße Rammler passt eigentlich nicht so zu Hädefeld. Eigentlich gehört da das Konterfei von mir hin, dem Fischers Fritz. Nur lass ich mich nicht so gerne mit veganem Babybrei vollkleckern.

Das Lätzchen ist doch im Grunde eine Mogelpackung, oder? Der Versuch einer rückwirkenden Einbürgerung. Denn wer wird denn eigentlich noch wirklich in Marktheidenfeld geboren? Die Nachwuchs-Hädefelder schnuppern sofort nach der Geburt die sterile Luft des Kreißsaals in Wertheim, Würzburg, Schweinfurt oder Aschaffenburg. Hausgeburten wird es in Hädefeld kaum noch geben. Die Wahrscheinlichkeit, einen waschechten Hädefelder und damit einen würdigen Träger des Lätzchens am Bande auf die Welt zu bringen, ist noch am höchsten, wenn man mit Wehen an der Ampel am Ortsausgang steht und die Autobahn mal wieder dicht ist.

Geboren wird in Main-Spessart selbst kaum noch. Outsourcing nennt man das Neudeutsch. Wie die Krabben zum Pulen von der Nordseeküste nach Marokko und wieder zurück verschifft werden, werden die Schwangeren zum Entbinden in andere Landkreise gekarrt. Kein Wunder, dass die Kinder immer seltener den einheimischen Dialekt sprechen können, wenn sie ihren ersten Schrei schon in einer Fremdsprache von sich geben müssen, damit sie überhaupt jemand versteht.

Da lobe ich mir doch die Gnade meiner frühen Geburt. Auf einem Schelch auf dem Main bei Hädefeld erblickte ich das Licht der Welt, gebettet auf Brassen und Rotaugen. Mit Mainwasser getauft und Wein aus Homburg und Erlenbach gesäugt wuchs ich auch ohne Häschenlatz zu einem echten Hädefelder auf – zu Eurem Fischers Fritz

 
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Kommentare
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  • Observer11
    So ganz neu ist das ja alles nicht.
    Anfang der 40iger Jahre sind fast alle "Hädefelder" in Würzburg georen.
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