Fischers Fritz
Ihr lieben Leut! Ich bin umgestiegen. „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist zwar nix mehr für mich. Ich schaff ja nix mehr – aber radeln tue ich trotzdem. Zieh' also meinen verstaubten Drahtesel aus dem Schuppen. Ja, der hat noch Speichen, also Draht. Und der Esel bin ich. I aah, sag' ich mir. Ich radel auch.
Keine drei Kilometer mainaufwärts hab ich's schon wieder bereut. Bis dahin bin ich im Schneckentempo gefahren – und Schneckenslalom. Komischerweise sind die alle – ob rot, braun oder schwarz – quer zur Fahrbahn gekrochen. Das hat mich mental gefordert und beschäftigt. Bis Zimmern. Dann hat mir wieder das Hinterteil weh getan. Frage nicht wie! Ich Esel!, schimpfte ich in mich hinein.
Jedes Gramm weniger am Fahrrad macht sieben Gramm Körpergewicht aus, belehrte mich eine Bekannte. Also ab zum Lermann, ein leichteres Radl kaufen? Oder gar zum Riedmann nach Karbach, ein Rennrad? Nee, ihr lieben Leut'! Nicht mit mir. Mein Rad ist pfenniggut und ich selbstkritisch genug. 30 Kilo mehr auf dem Ranzen als damals, als ich meinen Drahtesel eingemottet habe, das macht sich dann halt am Hintern bemerkbar. Also: abspecken heißt die Devise! Wie? Zum Beispiel mit Radeln. Ab nach Erlach. Man sieht ihn nicht, hört ihn nicht, aber man riecht ihn: den Campingplatz Main-Spessart International. Da wird gegrillt, was das Zeug hält. Fisch riech ich auch raus. Verflucht verführerisch! Zum Glück am andern Ufer! Also weiter, auch wenn's weh tut. 'nüber über'n Steg nach Näuscht.
Seltsam: Kaum naht ein Biergarten, nimmt die Radlerdichte exponentiell zu. Das war in Erlach so. Das merk ich auf der Rückfahrt. In Hafenlohr lockt die Kleine Höll, in Hädefeld lädt ein Schild nach dem anderen ein: „Radler willkommen!“ Ihr werdet noch mehr von mir und meinem Drahtesel hören! Ich gönn mir jetzt erst mal ein Radler – und Euch das selbe. Euer Fischers Fritz