Fischers Fritz
Ob sie denn bei Facebook ist, habe ich jetzt meine Großmutter gefragt. Und das nicht ohne Grund. Denn beim Besuch bei einem Kindermöbelhersteller unweit von Hädefeld behauptete unsere Digitalministerin – ja, sowas haben wir jetzt – Doro Bär, dass Facebook nur noch etwas für Großeltern ist. Und wer weiß das besser als Omma.
Ja, sagte Omma, sie ist bei Facebook. Aber nicht mehr lang. Das Social Network würde ihr zu sehr Privacy Deep Mining durch Tracking betreiben und ihr Adblocker käme mit den Update nicht mehr nach, außerdem würden ihr dort die Hate Speech und die Fake News auf die Nerven gehen. Sie setzt jetzt im Internet auf föderierte Netzwerke wie Friendica, Diaspora, Hubzilla oder Mastodon. „Genau“, antworte ich wie immer, wenn ich keine Ahnung habe, wovon Omma spricht.
Ob sie dann aber auch nicht bei Instagram angemeldet ist, wo man laut Digital-Doro zur Zeit wohl unbedingt sein muss – zumindest als Kindermöbelhersteller? Was sie da soll, fragt Omma zurück. Das sei das gleiche wie Facebook – gehört sogar Facebook –, nur mit mehr Bildern. Fotos von Leuten, die sich selbst knipsen, dann aber so unzufrieden mit ihrem Aussehen sind, dass sie diese Bilder so oft durch die computerberechnete Schönheitsfarm jagen, bis sie so künstlich aussehen wie eine mit Wachsmalkreiden gezeichnete Barbiepuppe. Außerdem stehe sie zu jeder hart verdienten Falte im Gesicht, weiß aber nicht, ob die Nutzungsbedingungen von Instagram solche echten Selfies ohne Filter überhaupt zulassen würden. Schließlich habe Instagrams Mutter Facebook auch schon ein Foto der 30 000 Jahre alten Statue „Venus von Willendorf“ wegen Nacktheit zenziert. Und deren Haut hat weniger Falten als ihre eigene, meint Omma.
Ist ja schon ein bisschen putzig, dass Doro eine Firma digital bemuttern will. Aber statt einem durchaus erfolgreichem Unternehmen zweifelhafte Tipps zu geben, sollte sie sich vielleicht lieber darum kümmern, dass möglichst viele Menschen günstig und schnell auch Doros wahnsinnig interessanten Selfies bei Instagram auch anschauen können. Denn in Sachen Internet müssen viele anderen europäischen Länder uns Deutschen mit unserem digitalen Rollator über die Straße helfen.
Wenn ich irgendwas verbreiten will, brauche ich kein Facebook, Twitter oder Instagram. Da geh ich in die Kneipe, erzähle das meinen Kumpels mit dem Hinweis: „Sagt das aber niemanden weiter.“ Dann kann ich sicher sein, dass ganz Hädefeld das weiß, bevor ich meinen Rausch nach Hause tragen kann. Und Netzwerke verwende ich nur im Main, denn schließlich bin ich euer Fischers Fritz