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HÄDEFELD
Fischers Fritz: Hessen hungern
Oh herrliche Frühlingszeit       -  _
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 05.11.2015 20:44 Uhr

Fischers Fritz

Ihr lieben Leut!

Habt Ihr das diese Woche gelesen? Von dem Typen, der sich wilde Verfolgungsfahrten mit der Polizei liefert und nur wenige Tage später Autofahrer abkassiert, die verbotenerweise die gesperrte Straße in Richtung Grunddörfer fahren?

Ich hab' ja einen Kumpel bei der Polizei und mich noch mal vergewissert: Diesen Schnorrer kennen sie praktisch alle. Denn seit gut einem Jahr vergeht nahezu keine Woche, in der sie nicht mit ihm zu tun haben. Dabei ist der Kerl erst 21!

Der Coup mit der Abzockerei, der hat ja noch noch einen gewissen Charme. Doch so gewitzt und gewieft er daher kommt, so einfach gestrickt scheint der Kerl auch zu sein. Denn er lässt sich offenbar immer wieder erwischen. Auf 70 bis 80 Straftaten hat er es seit vergangenem Jahr gebracht – und sich dabei immer wieder auch bei Freunden und Bekannten bedient. Ein echter Outlaw scheint das zu sein, einer, der seinen Lebensunterhalt außerhalb der Gesetze bestreitet.

Nun, derzeit lebt er auf Staatskosten: Denn nach der Verfolgungsjagd sitzt er jetzt in Würzburg ein. Hädefeld hat also erst mal Ruhe vor ihm.

So ruhig wie sonst nie ist es auch in Straßlücke. Da lärmt zwar hin und wieder ein Baustellenfahrzeug. Die Autofahrer aber, die müssen derzeit einen großen Bogen um die Grunddörfer machen. Und dann hat der Roßmanns Friedel auch noch seinen Gasthof geschlossen. Ein Drama! Denn im Hessischen droht jetzt eine Hungersnot auszubrechen. Wo bitte sollen die Aschebercher jetzt ihren Schinken, ihre Hausmacher herbekommen?, witzeln die Einheimischen. So zurückgeblieben wie die Gaststätte war (die Gäste schrieben ihr ja das Flair der 70er, ja sogar der 50er Jahre zu), so beliebt war sie auch.

Doch der letzte Wirt aus der Dynastie Roßmann, die den Gasthof seit 143 Jahren betrieben hat, der zeigt bei aller Wehmut auch Herz. Vielleicht, so sagt er, wird er Ende des Jahres noch mal in seine Wurstküche gehen. So bleibt ein letzter Funke Hoffnung, dass seine Stammgäste wenigstens nicht auf den Weihnachtsschinken verzichten müssen. Der Friedel, das ist halt einer vom alten Schlag. Aber er hat's verdient, sich mit seinen 64 Jahren jetzt auch mal zu erholen. Jetzt kann er auch mal zur Karlshöhe nauf wandern und sich dort bedienen lassen.

Dauergäste haben es ja schon ein paar Tage vorher gewusst. Überregional aber hat die Nachricht von der Schließung eingeschlagen wie eine Bombe. In der Redaktion hammse mir erzählt, dass es die Meldung aus der Provinz am Erscheinungstag unter die Top-Fünf der meist gelesenen Artikel im Main-Post-Land geschafft hat.

Mehr Klicks im Internet eingefahren haben in den vergangenen vier Wochen nur zwei Artikel aus Hädefeld: die Neustrukturierung bei Udo Lermann und die Nachricht, dass das Landratsamt der Stadt aus der Patsche hilft, indem es das Areal hinter dem Krankenhaus für Flüchtlingscontainer anbot.

Würde Helga Schmidt-Neder nicht gerade durch Norddeutschland radeln, so hätte ich gemutmaßt: Klar, der Freie-Wähler-Landrat Schiebel und der Freie-Wähler-Abgeordnete Felbinger lassen die Freie-Wähler-Bürgermeisterin nicht sitzen. Doch hat im Rathaus derzeit ein Schwarzer das Sagen: der Stamms Manfred. Hat der vielleicht mit Hilfe des CSU-Abgeordneten Schwab . . .?

Ist aber alles reine Spekulation. Am liebsten wär's mir, sie wären alle beteiligt gewesen – und finden flugs noch mehr Platz für Flüchtlinge. Leerstände gibt's ja genug. Euer Fischers Fritz

 
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