
Ihr lieben Leut!
„Das Leben ist eine Baustelle“ heißt der Titel eines Films aus den 90er Jahren. Und komischerweise spielt er nicht im Raum Marktheidenfeld. Wobei – hier müsste der Film „Baustellen sind unser Leben“ heißen. Wo wird hier nicht überall gebuddelt, gefräst, planiert und repariert?!
Von der Hädefelder Tourismuszentrale finanziert scheinen die Baustellen auf der A 3 hier in der Gegend. Denn so viel Auswärtige wie bei einer Autobahnsperrung in die Stadt gespült werden, hat man sonst hier selten. Nun gut, die meisten fahren einfach die Hauptstraße durch. Doch während der ein bis zwei Stunden können sie die reizvolle Architektur und das reichhaltige Angebot der Würzburger Straße bewundern.
Es erstaunt mich, dass noch keiner unserer findigen Gastronomen auf die Idee gekommen ist, an solchen Stautagen Getränke, Essen oder Urinbeutel an den Seitenscheiben der Autos zu verkaufen. Von mir aus auch Alkohol, denn bis die Fahrer sich mit dem Auto einen Meter weiterbewegen können, sind sie längst wieder nüchtern.
Auch unser Hädefeld selbst ist um Baustellen nicht verlegen. Besonders aufregend sind die nicht so offensichtlichen. Mein persönlicher Nervenkitzel ist gerade das letzte Stück der Jahnstraße, bevor man auf den Äußeren Ring abbiegt. Da wurden vor ein paar Tagen oder Wochen Stücke aus dem Asphalt herausgesägt. Und das sind sie noch immer. Schöne harte und tiefe Kanten warten auf die arglosen Autofahrer, irgendwelche Warnmarkierungen gibt es nicht – vermutlich damit die Überraschung nicht verloren geht. Immer wenn ich mit meiner alten Karre über diese Kanten fahren muss – in angemessener Geschwindigkeit natürlich –, sage ich kurz vorher den Stoßdämpfern und Felgen zum Abschied leise „Servus“ und höre sie antworten: „War schön mit dir!“
Aber ich muss auch zugeben: Das Glücksgefühl, wenn das Auto heil und ohne nennenswerten Materialverlust nach den zehn Metern Höhen und Tiefen am Äußeren Ring angekommen ist, ist dafür unbezahlbar.
Die Blicke der vorbeirauschenden Autofahrer sind mir egal, wenn ich dort schweißgebadet und tränenüberströmt anhalte, jeden einzelnen Reifen umarme und ihm zärtlich ein „Herzilein, wir bleiben für immer zusammen“ ins Ventil flüstere. Also, wer könnte außer den Autowerkstätten den Straßenbauämtern dieser Welt mehr für die Baustellen und solche Momente dankbarer sein, als
Euer Fischers Fritz