Ihr lieben Leut!
Jetzt haben wir ihn, unseren Herbst! Und zwar so, wie wir ihn lieben. Der Ausblick von der Tiefenthaler Höh' runter auf den Morgennebel in Erlenbach erinnert mich an mein Stahlwolleschwämmchen im Spülbecken, so grau wie das immer aussieht. Wenn die Bauern dann auch noch Gülle aufs Feld bringen, dann erinnert mich sogar der Geruch an meine Spüle. Das ist dann der Augenblick, an dem meine Laune eher das Höhenthaler Tief erreicht.
Ja, ich weiß, was ihr jetzt sagen wollt: Der Herbst kann doch auch so schön sein, ein goldener Herbst. Aber wo lagern denn mehr als die Hälfte der deutschen Goldreserven? In den USA. Kein Wunder, dass die Amis eine eigene Bezeichnung für den besonders bunten und trockenen Herbst haben: „Indian Summer“, der indianische Sommer. Das sollte eigentlich „German Summer“, also deutscher Sommer heißen, wenn die sich mit unserem Gold eine schöne Vorweihnachtszeit machen.
Interessant kann es ja auch werden, wenn man den „Herbst des Lebens“ erreicht. Das soll das Ruhestandsalter sein, wenn man die Aufregungen des Lebens hinter und die Kälte des Lebenswinters noch vor sich hat. Wobei das ja heutzutage alles nicht mehr hinhaut. Dass es so viele hyperaktive Senioren gibt, liegt am Klimawandel. Wenn man im Winter des Lebens an Weihnachten 18 Grad draußen hat und die Bescherung beim Bratwurstgrillen im Garten feiert, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn hochbetagte Rentner seit 15 Jahren beim Senioren-Internet in Hädefeld sich Profile bei Facebook erstellen und Pokémon-Monster auf dem Smartphone fangen.
Überlegt mal, was ein Hundertjähriger so an Kommunikationstechnik schon erlebt hat. Als Kind das recht neue Telefon, als Erwachsener das Telefax, und jetzt schaut er im Livestream auf seinem Smartphone die „Stadlshow“ und twittert als Second Screen mit dem Hashtag #KarlMoikWarGeiler darüber. Alles ist anders geworden! Der Herbst des Lebens ist der neue Frühling, mein Spülschwamm bald aus Gold. Und an Weihnachten ziehe ich die Badehose mit Sternchen an.
Euer Fischers Fritz