Ihr lieben Leut!
Habt ihr heute schon im Internet gesurft und eure Mails gecheckt? Ich schon – und bei der Gelegenheit habe ich mir gleich mal über meine Flatrate die neueste Software downgeloadet, die für mich als User nützlich ist. Weil ich ein Musikfan bin, habe ich danach meine Lieblingshits in die Charts gevotet – und zum guten Schluss war ich im „Lonely Hearts Club“-Chat und habe zwei Single-Girls gedatet. Mit dem einen gehe ich shoppen, mit dem anderen treffe ich mich auf einen Drink in einem Diner.
Na, wisst ihr, womit ich meine freie Zeit verbringe? Es ist schon erstaunlich, wie muttersprachbefreit wir Deutschen sind. Spätestens seit den Achtzigerjahren hat sich eine unheilige Allianz aus Werbestrategen unüberhörbar von der deutschen Sprache verabschiedet. Mitunter erfinden diese Vögel gar neue Begriffe, die englisch anmuten – aber in Wahrheit ein rechter Schmarrn sind. Handy, Beamer, Hometrainer oder Mailbox mögen importiert klingen, sind aber Unsinn made in Germany. Wer in den USA oder in England mit diesen Begriffen hantiert, gibt sich schnell der Lächerlichkeit preis.
Unübertroffen ist der deutsche Hersteller eines Rucksacks, der diesem weltweit verstandenen deutschen Wort den modischen Titel „body bag“ umhängte. Tja, blöd nur, dass „body bag“ Leichensack bedeutet. Und auch jeder selbst ernannte „Dress Man“ sollte in Großbritannien erst einmal dringend ein Wörterbuch benutzen, bevor er sich so vorstellt – dort bedeutet „Dress Man“ nämlich Transvestit.
Ich dachte immer, dass wir Hädefelder nicht unbedingt drauf aus sind, selbst solche schiefen Begrifflichkeiten zu erfinden – bis der Hermann Menig kam. Die Freizeitanlage, die jetzt in Altfeld entstehen soll, taufte er „Central Park“, so wie das Wahrzeichen im Zentrum Manhattans. Da frage ich mich: Was kommt noch? Wird unsere Stadtbibliothek an der Schmiedsecke „Reader's Corner“ heißen? Das Feuerwehrhaus in Hädefeld City „Firemen's Headquarter“? Und die alte Mainbrücke, wenn sie saniert ist und bis dahin vielleicht einen Pfeiler wegoperiert bekommen hat, „Old Main River Bridge“?
Ach, ihr Leut, warum immer so verquast? An unserer Volkshochschule gibt es einen Kurs, bei dem Einheimische mit Flüchtlingen singen. Ziel des kollektiven Trällerns ist es, Barrieren zu überwinden. Und das geht so: Ta-a ta-a tee! Epo i tai tai e! Heya Heya Heya! Alles klar? Nein? Dann empfehle ich euch wärmstens, am Sonntag um 17 Uhr ins Alte Rathaus zu kommen. Dort wird der lebende Beweis erbracht, wie einfach Menschen sich verstehen können – selbst wenn sie erst mal nichts verstehen, weiß Euer Fischers Fritz