Ihr lieben Leut!
So einen Aufwand hätte ich nicht erwartet. Weil das Wasser- und Schifffahrtsamt den Hädefeldern einen Brückenpfeiler klauen will, lässt es jetzt monatelang virtuell in einer Computersimulation untersuchen, wie gefährlich die Durchfahrt unter der alten Mainbrücke ist. Bis zu 400 000 Euro lässt sich der Bund das kosten – also wir uns von unseren Steuergeldern.
Hätte ich das geahnt, hätte ich mich bereit erklärt, für die Hälfte der Summe täglich ein paar Stunden auf der Brücke zu stehen und zuzugucken, ob die Schiffer unser Denkmal anständig passieren. Passiert dann was, hätte ich einen Strich auf einer Liste gemacht. Das hätte ich bei 630 durchfahrenden Schiffen addiert und dem Bund zur Datenverarbeitung geschickt.
Aber die haben ja lieber Hädefeld samt Mainkai, Laurentius-Kirche, Festplatz, Martinsbräu und Hochhaus am PC simuliert und lassen dann ebenfalls simulierte Schiffe durch die Simulation fahren.
Ich verstehe schon: Das ist dann aussagekräftiger, weil vergleichbarer und außerdem passiert nix, wenn mal was passiert. Will heißen: Es kostet nix, wenn ein Simulant gegen die Brücke fährt.
Schön simuliert haben sie ja auch das Hochwasser. Da sieht man dann am Bildschirm sogar, wie die Autos am Mainkai-Parkplatz absaufen. . . Ja, auf die Details kommt es halt an.
Als ich mir dieses Computerspiel bei der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe angeschaut habe, hat so ein erfahrener Schiffsführer und Simulationstechniker mich aufgefordert, doch auch mal ein Computer-Schiff durch die Brücke zu steuern. Einen 135 Meter langen Kahn hat er mir virtuell unter den Hintern geschoben, mir kurz die Ruder erklärt und „allzeit gute Fahrt“ gewünscht.
Als Mann des Wassers wollte ich nicht kneifen und habe mich mutig in den Führerstand begeben. Von Hafenlohr aus bin ich auf die Brücke zugezuckelt, und weil mein 5000-Tonnen-Schiff schön gerade stand, habe ich in einem Anfall von Übermut den Gashebel auf Vollgas gestellt. Wenn doch der Kahn gerade auf die Brückenöffnung zuhält, was soll ich dann manövrieren?!
Kein Witz: Ich habe das Schiff ohne einen einzigen virtuellen Kratzer durch unsere Brücke hindurchgesteuert. Da war der Schiffs- und Simulationsführer richtig baff.
Also, wenn es so ein Kinderspiel ist, durch den Brückenbogen zu kommen, können alle Pfeiler ruhig erhalten bleiben, findet
Euer Fischers Fritz