Ihr lieben Leut! Früher im Kindergarten haben wir immer das Lied von der Laurenzia gesungen. Vielleicht kennt ihr das auch noch!? Es ging so: „Laurenzia, liebe Laurenzia mein, wann wollen wir wieder beisammen sein? Am Sonntag! – Ach wenn es doch endlich schon Sonntag wär' und ich bei meiner Laurenzia wär', Laurenzia!“
Während wir das Lied geträllert haben, sind wir im Kreis gestanden und haben uns an den Händen gefasst. Immer wenn die Worte „Laurenzia“ und „Sonntag“ kamen, sind wir alle zusammen in die Hocke gegangen. Das war ganz schön anstrengend – vor allem deswegen, weil das Lied nicht nur eine Strophe hatte, sondern sieben Stück. In jeder kam jeweils ein weiterer Wochentag hinzu, an dem man gerne mit Laurenzia beisammen sein wollte – und sobald die Namen der Tage fielen, haben wir wieder und wieder unsere Kniebeugen gemacht. Am Schluss hieß es also: „Ach wenn es doch endlich schon Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag wär' und ich bei meiner Laurenzia wär', Laurenzia!“
Ich sag euch: Nach diesem Lied waren wir Kinder erst einmal platt. Es gab sogar welche, die waren schon in jungen Jahren so unfit, dass sie spätestens beim Mittwoch ausgestiegen sind. Sie saßen dann schwitzend und japsend auf ihrem Stühlchen und hielten sich den Bauch, in dem der Kissinger vom Frühstück mächtig drückte oder das Fettbrot, das ihnen die Mama für die Pause geschmiert hatte.
Wahrscheinlich hätte ich den Rest meines Lebens nichts anderes als diese Kindheitserinnerungen mit dem Namen Laurenzia verbunden, wäre nicht neulich der Circus William nach Hädefeld gekommen. Letzte Woche habe ich euch ja schon erzählt, dass auf der Martinswiese ein Kamelbaby zur Welt gekommen ist. Wobei: Ich sage lieber Fohlen, denn mit einem Baby verbinde ich doch eher etwas Kleines und keinen Brocken, der so schwer ist wie sechs Bierkästen.
Der Zirkus wollte dem Kamel einen Namen geben, der ihn für immer an unsere Stadt erinnert. Deshalb habe ich ein paar Vorschläge gemacht, die gut passen würden. Helga war dabei, weil unsere Bürgermeisterin so heißt. Martina, wegen der Martinswiese. Und Maria, da das der Vorname unserer Brauereichefin ist. Letztlich fand der Herr Wille senior – das ist der Mann, der den Zirkus gegründet hat und die Entscheidung treffen durfte – Laurenzia am schönsten. Deshalb wird das Kamel im Juni auf eben diesen Namen getauft, passend zu unserer Mess'.
Witzig finde ich, dass Laurenzia nicht die einzige ist, die dann dran kommt. Der Zirkus kennt einen Pfarrer, der einmal im Jahr sämtliche Tiere tauft, die auf Tournee geboren worden sind. Der gute Mann mache das gern, hat mir der Herr Wille erzählt, weil das eine willkommene Abwechslung zu den normalen Taufen sei. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch was für unsere Pfarrer wäre – vielleicht nicht gerade im Zirkus, aber auf unseren Bauernhöfen, wo es ja auch öfter mal Nachwuchs im Stall gibt. Klar haben die Pfarrer schon einen Haufen Arbeit, aber sie sollen ja bekanntermaßen für ihre Schäfchen da sein. Warum also nicht auch für Schweine, Hühner oder Kühe?
Hm, wie bringe ich jetzt eine vernünftige Überleitung von Rindviechern zum Richard Krebs hin? – Das wird schwer, deshalb ist der Bruch an dieser Stelle etwas radikal. Der Bischbrunner Bürgermeister war ja die letzten zwei Wochen bei seinem Doppelgänger in Amerika. Von dort hat er mir eine Postkarte geschickt, mit einem Bild von den Niagarafällen drauf. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Willkommen zurück, Richie! Der Fischers Fritz