István Avar, seit 1988 Geschäftsführer aller Firmen der Owi Gruppe und somit über 30 Jahre lang in Verantwortung, wurde als Geschäftsführer abberufen. Die Leitung der drei deutschen Owi-Firmen mit derzeit 110 Beschäftigen übernahm zum 1. Mai Matthias Fischer, teilt das Unternehmen mit. Als Geschäftsführer für den technischen Bereich arbeitet er damit an der Seite der geschäftsführenden Gesellschafterin Andrea Zschocke, die für den kaufmännischen Bereich verantwortlich bleibt.
Holz und Kunststoff zu gleichen Teilen
1927 gegründet, verarbeitete die Firma ursprünglich nur Holz. Acht Jahre nach dem Umzug nach Lohr begann sie 1963 damit, Formteile auch aus Kunststoff herzustellen. Laut Zschocke machen Holz und Kunststoff derzeit jeweils 50 Prozent des Umsatzvolumens aus.
Der personelle Wechsel an der Spitze ist nicht die einzige Neuigkeit bei Owi. Noch im Herbst will das Familienunternehmen, das im vergangenen Jahr 15 Millionen Euro Umsatz machte, den Bau einer neue Lagerhalle abschließen. Schließlich bietet die Firma, die bislang nur als Zulieferer tätig war, einige Designer-Produkte künftig auch auf dem freien Markt an.
Vom Flüchtlingskind zum Geschäftsführer
Avar, geboren im April 1951, war als Kind mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern in der Zeit der Volksaufstände 1956 aus Ungarn nach Essen in Nordrhein-Westfalen geflüchtet. Nach Schulausbildung und Wehrdienst studierte er Holztechnik in Rosenheim. Nach verschiedenen beruflichen Tätigkeiten in der Holzindustrie wurde der diplomierte Ingenieur 1988 Geschäftsführer bei Owi in Lohr. Der verheiratete Familienvater mit zwei erwachsenen Kindern ist seit 1993 auch Geschäftsführer der Tochterfirma in Ungarn, Owi Zala BT. Diesen Betrieb mit seinen 140 Beschäftigen wird er laut Zschocke vorerst auch weiterhin leiten.
Vom operativen Geschäft und aus der Gesamtverantwortung wird sich der 67-Jährige nach über 30 Jahren als Technischer Leiter zwar verabschieden, so Zschocke. „Er steht jedoch mit seinem großen Sachverstand und aller Erfahrung in reduziertem Umfang dem Unternehmen weiterhin zur Seite.“
Holzexperte mit Auslandserfahrung
Fischer, vor 45 Jahren geboren in Fellen, ist – abgesehen von einer zweieinhalbjährigen Unterbrechung mit Auslandserfahrung – seit 1998 bei Owi beschäftigt. Der verheiratete zweifache Vater studierte Holztechnik an der Fachhochschule in Rosenheim. 1998 wurde er Assistent der Geschäftsleitung in Lohr. Von 2001 bis 2004 arbeitete der diplomierte Ingenieur in der Holzindustrie in Norwegen. 2004 kehrte Fischer, der in Wernfeld lebt, in den Spessart zurück und leitet seitdem den Export.
Die erste große Veränderung mit Außenwirkung unter dem neuen Geschäftsführer steht kurz bevor: Die ehemalige Unternehmervilla in der Rodenbacher Straße 44-46, auf drei Seiten umschlossen von Firmengebäuden, ist bereits abgerissen, der ehemalige Garten gerodet. Damit wird Platz geschaffen für eine neue Lagerhalle, die etwa halb so groß wie ein Fußballfeld sein soll.
Mehr Flexibilität durch neue Lagerhalle
Die Halle mit rund 12 000 Kubikmetern umbauten Raums ist als Lager für Fertigprodukte und Rohmaterial gedacht. „Durch diese Halle mit über 800 Palettenplätzen, insbesondere für Fertigprodukte unserer Kunden, haben wir die Möglichkeit, unsere Produktion flexibler in den Losgrößen zu gestalten“, wird Fischer in der Pressemitteilung zitiert. Auch dem Wunsch nach schnellerer Belieferung werde man durch Bevorratung in dieser Halle gerecht.
Beim Bau setzt Andrea Zschocke, Enkelin des Firmengründers, auf eine ausgeklügelte vorgefertigte Systembauweise mit ausgereiften Verbindungen. „Ganz einfach ein Satteldach, eine Lichtkuppel mit Rauchabzug, die Hallenverkleidung mit Sandwichpanelen, vier große Tore und Fluchttüren sowie ein Asphaltboden runden das Gesamtkonzept ab.“ Wenn nichts dazwischen kommt, soll die Halle im Herbst 2018 nach einem Richtfest mit allen Mitarbeitern in Betrieb gehen.
Neu: Online-Shop für Direktkunden
Schließlich startete das Unternehmen am 1. Mai auch seinen Onlineshop „Oskar Designmanufaktur seit 1927“ für Direktkunden im Wohn- und Lifestylebereich. Dessen Logo ziert das Konterfei von Oskar „Owi“ Winkler, der die Firma 1927 in Münnerstadt gegründet hatte und mit ihr 1955 nach Lohr umgezogen war.
Seit über 90 Jahren produziert das Unternehmen aus dem Spessart nun schon Formteile aus Holz, seit 55 Jahren auch solche aus Kunststoff. War Owi bisher nur Zulieferer für die Möbelindustrie, so vermarktet die Firma nun erstmals Produkte auch an Endverbraucher, entwickelt von einem Team um Diplom-Designer Christoph Zschocke, dem Ehemann Andrea Zschockes. Die ersten geformten Produkte – Nützliches wie Kaminholzwagen, Kleiderbügel und Beistelltische sowie dekorative Artikel wie Dekoständer, Rückenkratzer und Spiralbäume – werden ausschließlich in beiden Produktionsstandorten von Owi gefertigt.