Als die drei zulässigen Haushalte, die coronakonform seien, stellte die Leiterin der Lohrer Volkshochschule (Vhs), Susanne Duckstein, mit einem Augenzwinkern die Initiatoren der "ersten Veranstaltung nach einer langen Zeit" vor. Duckstein begrüßte als die beiden weiteren Haushalte die Betreiber des Lohrer StattKinos, Renate und Richard Winter, sowie den Laudator des gezeigten Filmes "Selma", Wolfgang Weismantel.
25 Besucher fanden den Weg in die Kühle der Alten Turnhalle, um sich im Rahmen der Vhs-Reihe "Demokratie in Gefahr?" das Martin Luther King-Biopic von Ava DuVernay aus dem Jahre 2014 anzusehen. Weismantel schlug in seiner Einführung eine Brücke zwischen den Protesten der schwarzen Bevölkerung der USA in den 60er Jahren zur gegenwärtigen Black Lives Matter-Bewegung. Er kündigte einen Film "über einen großen Mann zur Zeit des Aufbruchs" an.
In der Kleinstadt Selma, nahe Alabamas Hauptstadt Montgomery, eskalierte im Frühjahr 1965 der Kampf um das uneingeschränkte Wahlrecht für afroamerikanische Bürger. Weismantel verwies auf die authentische Darstellung von King, der zur Zeit der Höhepunkte der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im Film nicht nur als Held und Kämpfer, sondern auch als Familienmensch und Privatperson beleuchtet werde.
"King wollte den ständigen Kampf um seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren", führte der Laudator aus. Die Stimmung des Südens zur damaligen Zeit sei gut aufgefangen. Neben den teils aufrührenden Bildern von Rassengewalt – zu Beginn des Filmes werden vier schwarze Mädchen bei einem Anschlag auf eine Baptisten-Gemeinde getötet – wird auch die FBI-Überwachung des Bürgerrechtlers eindrucksvoll dargestellt.
Originale Aktennotizen der Behörde werden im Film zu Telefonaten und Reden mit eingeblendet. Immer wieder gerät King in Konflikte mit führenden schwarzen Bürgerrechtsorganisationen, die einen anderen Führungsstil propagieren. Der Marsch auf das Gerichtsgebäude von Selma, in dem die Wählerstimmenregierung stattfindet, wird gewaltsam niedergeschlagen.
Martin Luther King versucht vergebens, seinen Einfluss bei Präsident Lyndon B. Johnson geltend zu machen. Nach weiteren Protesten im gesamten Land lenkt der Präsident ein und der Kongress verabschiedet den Voting Rights Act, der bei US-Wahlen gleiche Rechte für Afroamerikaner gewährleisten soll.