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Lohr
Festwoche ist Familiensache: Blick hinter die Kulissen bei der Backstage-Tour
Daumen hoch für die Festwoche: Die Teilnehmer der Backstage-Tour genießen die Aussicht auf dem Riesenrad. 
Foto: Lena Schwaiger | Daumen hoch für die Festwoche: Die Teilnehmer der Backstage-Tour genießen die Aussicht auf dem Riesenrad. 
Bearbeitet von Lena Schwaiger
 |  aktualisiert: 03.08.2024 11:52 Uhr

Die Lohrer Festwoche bleibt in der Familie. Das haben die Besucherinnen und Besucher der Backstage-Tour auf der Lohrer Festwoche am Montagnachmittag festgestellt. Nicht nur, weil die Offenbacher Schaustellerfamilie Ferling seit Jahrzehnten als Generalpächter den Vergnügungspark organisiert. Auch in viele anderen Fahrgeschäften und im Festzelt packt die nächste Generation mit an.

Eine Premiere bei der Backstage-Tour in diesem Jahr: Nadine Ferling hatte für jeden Teilnehmer einen Lebkuchen-Herz-Anstecker "Lohrer Festwoche" dabei – natürlich aus Filz, nicht aus Kuchenteig. Auch zum dritten Mal mit von der Partie war Reality-TV-Sternchen Matthias Mangiapane, gerade zurück von Dreharbeiten in Berlin. 2022 war er als Unterstützung am Süßwarenstand von Familie Ferling auf der Festwoche eingesprungen. Das hat ihm offenbar so gut gefallen, dass er seitdem jedes Jahr mit von der Partie ist.

Wie ein Familientreffen

Für die Ferlings ist die Festwoche eine Art Familientreffen. Zwischen zwölf und 14 Verwandte seien mit in Lohr, erzählen die Schwestern Nadine und Tanja Ferling und ihre Cousine Sandy während der Tour. "In Lohr sind wir zusammen, dann fahren wir weiter auf verschiedene Feste." 1950 war der Großvater der drei Frauen, Wilhelm Ferling, das erste Mal mit seinem Autoscooter auf der Festwoche. Seitdem hat das Fahrgeschäft kein Jahr gefehlt. Größer geworden ist es allerdings. Heute habe die Familie ein Modell mit der größten Fahrbahn, die noch auf einem Wagen transportiert werden könne, erklärt Dieter Daus, Festwochenorganisator der Stadt Lohr.

Nach Wilhelm Ferling hatte sein Sohn Horst den Autoscooter und auch die Organisation des Vergnügungsparks der Festwoche übernommen. "Wir sind in Lohr aufgewachsen", sagen die drei Frauen übereinstimmend. Eine von ihnen erinnert sich sogar, als Kind einmal mit einer Salmonellen-Infektion im Lohrer Krankenhaus gelegen zu haben. Auch den alten Festplatz am Freibad hat Sandy Ferling (56) noch lebendig vor Augen.

Beim Rundgang durch die Kulissen zeigen sie ihren Alltag, das Zuhause auf Reisen der Schausteller. Zwischen den großen Wohnanhängern trocknet Wäsche auf einem Ständer. Campingstühle stehen bereit, hier sitzen die Schaustellerfamilien abends zusammen, wenn die Festbesucher gegangen sind. Um die großen Anhänger zu ziehen, braucht man einen Lkw-Führerschein. Den hat unter anderem "Trucker-Lady" Nadine Ferling. Sie ernte damit immer wieder erstaunte Blicke, erzählt sie.

Und Prost! In der ersten Reihe mit dabei Tanja, Nadine (erste Reihe links) und Sandy Ferling (zweite Reihe rechts), Dieter Daus (erste Reihe links) und Matthias Mangiapane
(erste Reihe rechts).
Foto: Lena Schwaiger | Und Prost! In der ersten Reihe mit dabei Tanja, Nadine (erste Reihe links) und Sandy Ferling (zweite Reihe rechts), Dieter Daus (erste Reihe links) und Matthias Mangiapane
(erste Reihe rechts).

Erstaunlich ist für die Besucherinnen und Besucher auch der Einblick in die Schulzeit als Schausteller-Kind. Nadine, Sandy und Tanja haben davon alle Facetten erlebt. Sandy war immer auf den Festplätzen dabei und ist vor Ort in die Schule gegangen. Ihre Cousine Tanja hat lieber ein Internat besucht. Das sei mit die beste Zeit gewesen, erinnert sie sich. "Ich konnte nicht immer die Neue sein", erklärt sie, warum Reiseschule nichts für sie war. Für ihre Schwester Nadine wiederum kam das Internat nicht in Frage. "Ich habe gesagt, dann haue ich ab." Sie war letztlich zu Hause in Offenbach in der Schule, mit Oma, Mutter oder auch der großen Schwester zur Begleitung. So organisiert sie nun auch die Schulzeit ihrer eigenen Tochter. In den Ferien ist die vierte Generation Ferling trotzdem auf den Festplätzen mit dabei, auch in Lohr.

Alexander Milz zeigt den Backstage-Tour-Teilnehmern die Kulissen der Riesenschaukel Big Wave, ein weiteres Familiengeschäft. Der 21-Jährige betreibt die Schaukel inzwischen gemeinsam mit seinem Vater. "Ich war von Kindesbeinen an dabei" erzählt er. Wie Sandy Ferling war er Reiseschüler und jede Woche woanders in der Schule. Begleitet habe ihn dabei ein Bereichslehrer, der ihn betreut und beispielsweise von einer Schule zur anderen weiter gemeldet habe. Während Corona habe er eine Cousine im Süßwarenverkauf unterstützt, täglich zu festen Zeiten, erzählt er. "Für mich war das nichts."

Drei Bildschirme und Spotify

Fest in Familienhand ist auch der Break Dance. Jörg Junior Grünberg präsentiert den Besuchern das Fahrgeschäft seiner Eltern und beweist, dass der Nachwuchs die Steuerung des Fahrgeschäfts schon voll im Griff hat. In der Schaltzentrale ist moderne Technik eingezogen: Neben Knöpfen und Hebeln sind drei große Bildschirme installiert. Von dort aus könne man beispielsweise personalisierte Jingles einspielen und über Spotify so ziemlich jede Musik spielen, die die Fahrgäste sich wünschen, erzählt der 15-Jährige.

Moderne Technik prägt auch Jörg Grünbergs Schulzeit als Schausteller-Kind. Statt von einer Schule in die nächste zu wechseln oder das Internat zu besuchen, hat er Online-Unterricht. Früher, erzählt er, habe es auch einen als Schule eingerichteten Bus gegeben, in dem auf den Festplätzen unterrichtet worden sei.

Zum Abschluss führt die Backstage-Tour ins Festzelt, oder besser, hinter die Kulissen von Bierausschank und Hähnchenbräterei. Dort führt Familie Widmann die Regie. Festwirt Franz Widmann ist dringend weggerufen worden. Die Elektrik an einem Bierausschank funktioniert nicht. Weil zu dieser Zeit kein Elektriker mehr greifbar ist, muss der Chef selbst versuchen, das Problem zu regeln. Festwirtin – und Landtagsabgeordnete – Jutta Widmann springt ein und zeigt den Besuchern, wie Brezeln, Käse, Haxen und Hähnchen vom eigens vor Ort aufgebauten Kühlwagen zu den Gästen kommen. Selbstverständlich mit im Einsatz: Widmanns Sohn Franz.

 
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