Der Name ist Programm: Ruhig wird es beim Festival "South of Silence" am 13. und 14. Mai in der Lohrer Stadthalle sicher nicht zugehen. Elf deutsche und internationale Bands vorwiegend aus dem "Post-Bereich" wie Post-Rock und Post-Metal werden es richtig krachen lassen. Über die Hintergründe und das Programm des Festivals sprach unser Medienhaus mit dem Stadthallen-Werkleiter Thomas Funck.
"South of Silence" ist nach seinen Worten eine Anspielung auf den Ausdruck "nach Süden gehen" für Sterben. Wenn die Ruhe gestorben sei, werde es wieder laut. Das Festival solle der Startschuss aus dem Corona-Veranstaltungstief werden und zeigen: "Es geht wieder los mit der Kultur."
Festivalnamen seien immer etwas schwierig. Der Titel ist Funck nach eigenen Angaben beim Radfahren im Spessart eingefallen. Die Rückmeldungen darauf seien positiv gewesen. Natürlich dürfe sich "jeder selbst etwas darunter vorstellen".
Illustration aus Aschaffenburg
Beworben wird das Festival mit einem ungewöhnlichen Plakat mit einem Medusenhaupt. Es stammt vom Illustrator Max Löffler aus Aschaffenburg, den Funck kennt. Auf eine tiefere Interpretation des Motivs wollte sich der Werkleiter nicht einlassen, es sei als Blickfang gedacht.
Angefangen hat laut Funck alles, als ihm vor über einem Jahr die US-Band Russian Circles für einen Auftritt während ihrer ersten Europa-Tour nach vier Jahren angeboten wurde. Das Post-Rock-Trio aus Chicago spielte bereits 2018 in Lohr und war nach Funcks Worten von der "guten Halle, der Akustik und der professionellen Technik" begeistert.
Auf die Anfrage hin sei ihm die Idee gekommen: "Um die Band herum baue ich ein Festival." Es sei für ihn wichtig gewesen, im Lockdown ein Ziel und eine Perspektive zu haben. Dass es wegen des Wiederauflebens der Pandemie "so knapp wird, hätte ich damals nicht gedacht".
Viel Post-Rock und Post-Metal
Die Bands um Russian Circle seien ihm dank seiner guten Kontakte nach 25 Jahren im Geschäft angeboten worden. Zum "roten Faden" des Festivals sagte Funck, es sei viel Post-Rock und Post-Metal dabei, aber auch sehr viel Psychedelic Rock und klassischer Rock. Das sei eine "Schnittmenge, die von vielen gehört wird".
Am Freitag, 13. Mai, spielen die belgische Post-Metal-Band Amenra, Sacri Monti aus den USA, laut Funck eine "großartige Psychedelic-Band", Bait aus Würzburg (Post-Black-Metal), Kaleidobolt aus Finnland (Progressive Stoner Rock) und Cranial aus Würzburg (Post-Metal).
Lohrer Vertreter
Am Samstag, 14. Mai, treten neben Russian Circles auf: Dead Lord aus Schweden (Rock im Stil von Thin Lizzy), Helms Alee aus den USA (Post-Hardcore), Lucy Kruger & The Lost Boys aus Südafrika (Psychedelic Folk), Zement aus Lohr und Nürnberg (Neo-Kraut-Duo) und Blacksmoker aus Würzburg (Stoner Metal).
Zement, bestehend aus dem Nürnberger Philipp Hager und dem Lohrer Christian Büdel, habe er schon mehrfach buchen wollen, so Funck, "jetzt haben sie gleich zugesagt". Das Duo, das seine letzte Veröffentlichung "Rohstoff" 2021 herausbrachte, sei im Unterground-Bereich bekannt. Philipp Hager und er freuten sich sehr, in Lohr zu spielen, sagte Christian Büdel auf Anfrage unseres Medienhauses. Sie seien beide in Frammersbach aufgewachsen.
Der Begriff "Krautrock" oder "Neo-Kraut" stehe eher für eine Tradition. Einer der wichtigsten Aspekte ihrer Musik sei eine gewisse "künstlerische Offenheit". Sie sei schon genreübergreifend. Auf die Frage nach ihrer Musikrichtung antworteten sie oft mit "experimenteller Rockmusik", berichtete Büdel. Die Musik von Zement ist nach Büdels Worten eine Einladung zu einer gemeinsamen Reise beziehungsweise der Versuch, sich in der Musik zu verlieren und – wenn nötig – dem Alltag zu entfliehen (Eskapismus). Vielleicht ein wenig übertrieben formuliert, sei die Musik eine Art "psychedelischer Erfahrung". Dazu kämen natürlich auch Faszination und Spaß an der eigenen Musik.
Bis zu 500 Zuschauer erwartet
Nach dem Auslaufen fast aller Corona-Bestimmungen könnte Funck ungefähr 800 Besucher in die Stadthalle lassen. So viele werden es nach seiner Einschätzung aber nicht werden, "eher 300 bis 500, ein kleines, gemütliches Unterground-Festival". Der Werkleiter kündigte an, sich strikt an die aktuellen gesetzlichen Corona-Vorgaben zu halten.
Von einer Verschärfung unter Berufung auf das Hausrecht halte er nichts, "da blickt dann keiner mehr durch". Einheitliche Regeln seien immer gewünscht worden, "da kann jetzt nicht jeder Veranstalter etwas anderes machen". Hinter den Kulissen werde es sicher eine Maskenpflicht geben, "weil die Bands es sich nicht leisten können, auf einer Tour auszufallen".
Der Vorverkauf ist nach Funcks Angaben gut angelaufen. Viele Karten seien in Richtung Aschaffenburg und Frankfurt gegangen, aber auch in Richtung Süden, etwa nach Nürnberg und Stuttgart. Für das Festival habe die Stadthalle Lohr bereits "relativ viel Aufmerksamkeit" in einschlägigen Magazinen erhalten.