Die Welt der Wohlgerüche ist weiblich. Das gilt offenbar für die Produktion von Badepralinen im Ferienspaßprogramm der Gemündener Stadtjugendpflege, denn am Kurs am Montagvormittag nehmen nur Mädchen, elf an der Zahl, teil. Der Kursleiter allerdings ist ein Mann: Jochem Hauck aus Gemünden. Er experimentiert mit natürlichen Badeessenzen und gibt gern sein Wissen weiter.
Festes Fett, Back- und Milchpulver – aus diesen Zutaten sollen die lecker klingenden, hübschen Badepralinen entstehen? Die neun- bis 13-jährigen Mädchen sind weniger skeptisch als der Berichterstatter. Tatsächlich gelingt es problemlos. Nach drei Stunden in der Jugendkontaktstelle an der Scherenberghalle sind die Badezusätze nicht nur fertig, sondern auch hübsch verpackt und beschriftet.
Jochem Hauck erklärt zu Beginn mit seiner Frau Monika als Assistentin die Zutaten, verteilt Schüsseln, Silikonbackförmchen und zur Verzierung kleine Zuckerkügelchen und -herzchen, wie sie für Kuchen in der Backstube verwendet werden. Zeitweise sieht es am Tisch aus wie in einer Alchimistenküche. Zunächst reißen die Mädchen, die aus Gemünden und Umgebung und eines sogar aus Lohr kommen, 20 Backpulvertütchen auf. 300 Gramm werden benötigt. Ebenso Milchpulver. Das Rezept ist einfach und gelingt immer, sagt Jochem Hauck: Back- und Milchpulver zu gleichen Teilen und dies mit der doppelten Menge Fett klumpenfrei mischen. Dafür lässt der 55-jährige Redakteur 300 Gramm Kakaobutterflocken und jeweils 150 Gramm Mango- und Sheabutter langsam im Wasserbad auf dem Herd zergehen. Das Rühren mit dem Schneebesen übernehmen die Kursteilnehmerinnen gern.
Man könne auch ausschließlich Kakaobutter oder ein anderes hartes Fett nehmen, zum Beispiel Kokosfett, erzählt Hauck. Er bevorzugt die oben genannte Mischung. Seit zwei Jahren beschäftigt er sich mit selbst gemachten Körperpflegeprodukten. Viele Cremes aus dem Geschäft reizen seine Haut, daher probierte er die Heimproduktion aus, um künstliche Zusätze wie Konservierungsstoffe auszuschließen. Hauck siedet auch selbst seine Seifen. Deren Herstellung jedoch ist zu aufwendig, um sie in einem Kurs vorzustellen.
Bei Badepralinen kann nichts passieren. Ein oder zwei der Zehn-Gramm-Kugeln werden nach der regulären Körperreinigung dem heißen Badewasser zugegeben; sie lösen sich – durch das Backpulver leicht sprudelnd – auf und überziehen den Körper mit einer leicht ölenden Schicht. Jochem Haucks empfindliche Haut dankt es, und viele seiner Bekannten und Freunde nutzen die Rezepturen ebenfalls. Kurse mit bis zu 16 Teilnehmern hat der 55-Jährige schon gehalten.
Ebenso aufmerksam wie die Erwachsenen seien die Ferienspaßkinder. „Die Masse muss die Konsistenz von Kartoffelbrei haben“, gibt der Kursleiter vor. Jetzt kann es an die Badepralinenproduktion gehen. In verschiedenen Schüsseln geben die Mädchen nach Belieben Parfümöle (Vanille, Mairose oder Waterworld) hinzu, denn die Sheabutter aus den Nüssen des afrikanischen Karitébaums „riecht nach Aschenbecher“ und die Mangobutter „wie Knete“.
Mit Lebensmittelfarbe kann das Hellgelb des Breis verändert werden. Er wird in die Pralinenförmchen gefüllt, in die zuvor nach Wahl einige Zuckerschmuckstückchen gelegt wurden. Einige landen freilich auch auf der Zunge. Im Gefrierschrank härten die Badepralinen aus. Unterdessen kann Monika Hauck mit den Mädchen die Verpackungen gestalten. Klar, die Badepralinen sind auch originelle, leicht selbst herzustellende und gesunde Geschenke.
Den Eltern, die um 13 Uhr ihre Kinder abholen, zeigen die Mädchen stolz ihre Produkte. Die meisten von ihnen sind auch am heutigen Dienstag dabei, wenn Jochem Hauck die Badesalz-Herstellung erklärt.