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Marktheidenfeld
Fenster-Paul Marktheidenfeld: 100 Jahre alt und voller Elan
Einen Besucheransturm erlebte die Firma auf dem Dillberg am "Tag der offenen Tür" am Sonntag. Geschäftsführer Michael Heim kündigte beim Jubiläum neue Investitionen an.
Am 'Tag der offenen Tür' der Firma Fenster-Paul in Marktheidenfeld konnte man sich sogar als Fenster-Aufbrecher versuchen - der Erfolg in der vorgegebenen Zeit blieb allerdings aus.
Foto: Joachim Spies | Am "Tag der offenen Tür" der Firma Fenster-Paul in Marktheidenfeld konnte man sich sogar als Fenster-Aufbrecher versuchen - der Erfolg in der vorgegebenen Zeit blieb allerdings aus.
Joachim Spies
Joachim Spies
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:13 Uhr

Die Auftragslage ist gut, das Betriebsklima auch und für die Zukunft werden fleißig Pläne geschmiedet: Fenster-Paul in Marktheidenfeld ist gut unterwegs. Das Erfolgsrezept des Unternehmens, das sich "verwurzelt in unserer Region" sieht, nannte Geschäftsführer Michael Heim bei der 100-Jahrfeier am Sonntag: "Der Kunde ist dankbar, wenn er einen Handwerker bekommt, der ihn von Anfang bis Ende des Bauvorhabens betreut und auch die Gewährleistung übernimmt." Die gute Kundenbindung zeigte sich am Sonntag, als sich fast zweitausend Menschen am "Tag der offenen Tür" einen Eindruck vom Unternehmen machen wollten.

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Dass man an diesem Tag "regelrecht überrannt" werde, wertete Heim in seiner kurzen Rede vor den Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als positives Zeichen. Er wünschte sich ein solches Interesse auch bei der Jugend, denn da hat das Unternehmen das Problem vieler Handwerksbetriebe: "Gute Leute zu bekommen ist gar nicht so einfach." Zwei Auszubildende kommen im Herbst zur Belegschaft hinzu, die 65 Beschäftigte, darunter drei Lehrlinge, zählt. Die Ausrichtung auf die Zukunft ist dem 56-jährigen Chef wichtig. 2010 habe man "die Firma komplett auf den Kopf gestellt mit der neuen Maschinenanlage und neuen Produktionsabläufen". Nun gelte es, das "Nadelöhr" beim Versand und in der Lackiererei zu beseitigen.   

Familienbetrieb in vierter Generation

Die "größte und spannendste Aufgabe" für Michael und Monika (53) Heim aber sei es, das Familienunternehmen in die nächste Generation zu bringen. Mit Tochter und Prokuristin Antje Heinold (31) und Schwiegersohn Björn ist die fünfte Generation schon an Bord, und der Sohn von Tochter Kerstin Gerberich (28) trägt bereits den verheißungsvollen Vornamen Paul. Vielleicht, so sinnierte auch Seniorchef Alfred Heim (80), findet er ja Gefallen am Handwerk.

Zum 100-jährigen Bestehen der Firma Fenster-Paul in Marktheidenfeld gab's auch Ehrenurkunden: (von links) Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein, Monika und Michael Heim sowie IHK-Bereichsleiter Oliver Freitag.
Foto: Joachim Spies | Zum 100-jährigen Bestehen der Firma Fenster-Paul in Marktheidenfeld gab's auch Ehrenurkunden: (von links) Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein, Monika und Michael Heim sowie IHK-Bereichsleiter Oliver Freitag.

"Die Leistungen der Familie über vier Generationen hinweg verlangen uns Respekt und Anerkennung ab", sagte Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein, der namens der Kammer eine Ehrenurkunde überreichte. Auch in schwierigen Zeiten sei die Geschäftsführung innovativ und couragiert gewesen, habe die Geschicke mit Herz und Verstand geleitet. Heußlein: "Die Firma hat nie nachgelassen, selbst auszubilden, zu investieren, sich neuen Techniken zu stellen und neue Geschäftsfelder zu erschließen."

Oliver Freitag, Bereichsleiter Innovation und Umwelt bei der IHK Würzburg-Schweinfurt, überreichte ebenfalls eine Urkunde und freute sich über die Investitionen von Fenster-Paul in Automatisierung und Digitalisierung. "Sie gehen mit der Zeit, sind offen für Neuerungen", lobte Freitag die Unternehmerfamilie.

Stadt will zur guten Entwicklung beitragen

Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder. "Wir brauchen Handwerksbetriebe und Mittelständler wie Sie", meinte Schmidt-Neder und versicherte, die Stadt werde im Rahmen ihrer Möglichkeiten "immer dazu beitragen, dass Sie sich gut entwickeln können".

Das Engagement des Firmenchefs in der Innung und als Mitglied der bayerischen Tarifkommission würdigte Siegfried Frank, der Obermeister der Glaser- und Fensterbauerinnung Unterfranken. Fleiß, Geschick und ein Quentchen Glück hätten zum Erfolg des Unternehmens geführt. An die anwesenden Politiker und Funktionäre appellierte er, "dafür zu sorgen, dass die Wertschätzung des Handwerks wieder steigt" und dass das Vergabeverfahren überdacht wird, wo unabhängig von der Qualität der billigste Anbieter zum Zuge komme.

Die Angebote am 'Tag der offenen Tür' reichten von der Ausstellung über Vorträge und Planwagenfahrt bis zu Betriebsführungen. Auch Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder (vorne), Amtsvorgänger Leonhard Scherg und zahlreiche Stadtratsmitglieder nutzten die Gelegenheit, sich einen Einblick zu verschaffen.
Foto: Joachim Spies | Die Angebote am "Tag der offenen Tür" reichten von der Ausstellung über Vorträge und Planwagenfahrt bis zu Betriebsführungen.

Rund 500 Besucher nutzten im Laufe des Tages die Gelegenheit zur Betriebsführung. Daneben wurden Fachvorträge geboten, gab es eine Spielewerkstatt für Kinder, Aktionsangebote wie "Einbruchsversuch", Hüpfburg oder Planwagenfahrten, und schließlich auch Speis und Trank – wobei Spenden für die Lebenshilfe Marktheidenfeld gesammelt wurden.

100 Jahre Fenster-Paul in Marktheidenfeld
Im Herzen der Marktheidenfelder Altstadt, unweit der Alten Schmiede, gründete Philipp Paul 1919 die Firma Fenster-Paul, die inzwischen von der vierten Familiengeneration geführt wird. 1935 übernahm Sohn Eduard die Geschäftsführung, 1972 Schwiegersohn Alfred Heim und seit 2005 trägt dessen Sohn Michael Heim die Verantwortung. Mehrere Umzüge wurden bewältigt, so zunächst an den Mainkai, dann in die Heubrunnenstraße und 1979 in den Neubau auf dem Dillberg.
65 Beschäftigte hat das Unternehmen aktuell. Hauptkunden sind Häuslebauer und Sanierer im Umkreis von rund 300 Kilometern. Aber auch Aufträge in Russland, wo eine Ferienanlage mit 13 Häusern entsteht, sowie Lieferungen nach England sind zu bewältigen. Rund 150 Fenster in unterschiedlichsten Größen und Ausführungen werden pro Woche gefertigt. Seit 2010 erfolgt dies auf einer modernen CNC-Maschinenanlage.   
Als "Nadelöhr" bezeichnete Firmenchef Michael Heim die Bereiche Versand und Lackiererei. Hier seien die nächsten Investitionen geplant. Gegenwärtig wird auf 7000 Quadratmetern produziert, firmeneigene Erweiterungsflächen stehen auf dem Dillberg ausreichend zur Verfügung. Produziert werden im Wesentlichen Fenster, Türen und Schiebetüren zu etwa gleichen Anteilen aus Holz beziehungsweise Holz-Aluminium.
 
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